Nur ein Kandidat

Fast niemand will ins Herzogenauracher Jugendparlament

Scott Johnston

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13.2.2022, 05:55 Uhr
2019 fand die letzte Jugendkonferenz der Stadt Herzogenaurach in Präsenz statt. Von der Bühne moderieren Bürgermeister German Hacker (links) und Daniel Birk die Diskussion.

© Jugendhaus Rabatz 2019 fand die letzte Jugendkonferenz der Stadt Herzogenaurach in Präsenz statt. Von der Bühne moderieren Bürgermeister German Hacker (links) und Daniel Birk die Diskussion.

Dabei hatte der Wahlausschuss um Daniel Birk, dem Pädagogischen Leiter des Jugendhauses "rabatz", nichts unversucht gelassen, um junge Parlamentarier im Alter zwischen 13 und 18 Jahren für das Ehrenamt zu gewinnen. Alle 1355 Wahlberechtigten, für welche die gleiche Altersspanne gilt, wurden angeschrieben, eifrig die Werbetrommel auch in den sozialen Medien geschlagen und zahlreiche Einzelgespräche geführt, damit zumindest die neun Kandidatinnen und Kandidaten zusammenkommen, die für das Gremium vorgesehen sind. Ohne Erfolg.

Birk hat den Eindruck, dass dies keineswegs am mangelnden Interesse der Jugendlichen lag. Vielmehr seien andere Faktoren dafür verantwortlich. Da ist zum einen die leidige Pandemie. So hatten eine Reihe von Jugendlichen und deren Eltern Bedenken, ob man sich bei der Mitarbeit nicht einer erhöhten Ansteckungsgefahr aussetze.

Kein Besuch möglich

Zudem konnten die Vertreter der Jugendarbeit nicht, wie bei früheren Projekten oder den Einladungen zur bereits bestehenden Jugendkonferenz gewohnt, in die entsprechenden Klassen der Schulen gehen, um sowohl zu informieren als auch für das Engagement zu motivieren. Wie so oft in den vergangenen zwei Jahren standen die Hygienekonzepte einem Besuch entgegen.

Der zweite Grund ist hingegen im Grund ein positiver. Denn laut Daniel Birk bestehen in Herzogenaurach schon in einem solchen Maße Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Jugendlichen, dass viele von ihnen keine Notwendigkeit zu einer weiteren Einrichtung sahen.

Dies wird dadurch bestätigt, dass sich der Herzogenauracher Nachwuchs beispielsweise recht intensiv beim "Arbeitskreis Mitbestimmung", der sich jeden letzten Mittwoch im Monat von 16.30 bis 18 Uhr im "rabatz" trifft, und bei der Jugendkonferenz, die einmal im Jahr tagt, beteiligt. Bei der Konferenz können die Jungen und Mädchen Probleme ansprechen und eigene Vorschläge einbringen, die in Herzogenaurach umgesetzt werden sollten. Zudem gibt der Bürgermeister einen Überblick über die aktuellen Themen der Jugendpolitik und beantwortet Fragen. Weiterhin hat jede Stadtratsfraktion einen Jugendbeirat nominiert, der ebenfalls Ansprechpartner für diesen Bereich ist und Anliegen im Gremium vortragen kann.

Daniel Birk ist der Pädagogische Leiter des Herzogenauracher Jugendhauses "rabatz".

Daniel Birk ist der Pädagogische Leiter des Herzogenauracher Jugendhauses "rabatz". © Jugendhaus "rabatz"

Das Jugendparlament, das nun eigentlich etabliert werden sollte, hätte darüber hinaus die Möglichkeit gehabt, Anträge an den Stadtrat zu stellen und sie bei der betreffenden Sitzung näher zu erläutern. Zudem war das Ziel, die Netzwerkarbeit zwischen den Herzogenauracher Jugendgruppen zu forcieren. Alle zwei Jahre sollte die Wahl des Jugendparlaments stattfinden.

"Für die 13- bis 18-Jährigen wäre es außerdem die Chance gewesen zu erfahren, wie demokratische Prozesse ablaufen. Hier ist es wichtig, sich selbst miteinzubringen, um Verbesserungen zu erreichen. Daneben erfährt man, wer alles an solchen Prozessen zu beteiligen ist, dass rechtliche und finanzielle Fragen abzuklären sind und dass es nicht selten Geduld erfordert, bis etwas verwirklicht wird", erläutert der Leiter des Herzogenauracher Jugendhauses.

Bikepark geplant

Besonders bei konkreten Vorhaben zeigten die Jugendlichen viel Einsatz. Das mache zum Beispiel der geplante Bikepark im Dohnwald deutlich. Auch hier gelte es, eine mögliche Realisierung mit anderen Betroffenen wie der Waldcorperation der Waldbauern, der Turnerschaft, der Skateinitiative und der Stadt abzuklären.

Auf jeden Fall wollen Daniel Birk und seine Mitstreiter in einem Jahr erneut in die Offensive gehen, damit aus dem Jugendparlament irgendwann mehr wird als eine gut gemeinte Idee: "Dann leidet das öffentliche Leben hoffentlich weniger stark unter der Pandemie als heute, so dass Veranstaltungen und Treffen wieder vergleichsweise unkompliziert durchgeführt werden können."

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