"Kämpferische Rede"

Bürokratie, Umweltschutz und Co.: Bauernpräsident übt in Forchheim scharfe Kritik

2.12.2022, 15:00 Uhr
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, beim Landwirtschafts-Forum in Forchheim.

© Sparkasse Forchheim Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, beim Landwirtschafts-Forum in Forchheim.

In einer "kämpferischen Rede" (so heißt es in der Pressemitteilung von Sparkasse und Bauernverband) warb der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) um den landwirtschaftlichen Nachwuchs. Immerhin gehe es um "Deutschlands Ernährungssicherheit".

Im letzten Jahrzehnt habe sich die Zahl der Schweine auf deutschem Boden um fast sechs Millionen verringert, so Rukwied. Im gleichen Zeitraum habe man in Spanien massiv in die Schweinehaltung investiert. "Es hat nur eine Verlagerung stattgefunden."

Geringere Kosten für Mitarbeiter sind aber nur ein Puzzleteil. Viel "dramatischer" sei es bei den Auflagen. Es seien die "unzähligen Stunden, in denen die Bauern am Laptop sitzen und irgendwelche Statistiken, Anträge oder Formulare ausfüllen." Dann wurde der Bauernpräsident noch deutlicher: "Der Bauer muss wieder mehr Erzeugung machen und weniger Dokumentation."

Der Rückgang der Familienbetriebe machte Rukwied Sorgen. Wie wichtig das sei, habe man an den gestörten Lieferketten infolge der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine gesehen. "Wir können die ausreichende Menge an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu akzeptablen Preisen erzeugen." Dafür bräuchte es aber "mehr Spielräume" für die Landwirte und "nicht noch mehr Auflagen und Verbote."

Zum Beispiel, so der DBV-Chef, "die Bauern sollen deutlich weniger, am besten gar keine Pflanzenschutz- oder Düngemittel verwenden"; dabei sei klar, meinte Rukwied, dass das "völlig praxisfremd" sei und dadurch enorme Ernteverluste entstünden. Und all das zu einem Dumpingpreis, den der Verbraucher zu zahlen bereit sei. "Ich habe den Eindruck, die Umwelt soll allein auf unsere Kosten gerettet werden", so Ruckwied.

Rukwied sieht die Zukunft in der nächsten, gut ausgebildeten Generation. Die aber werde durch ständige Beobachtung und Kritik "fachfremder Menschen" demotiviert, ergänzte Oberfrankens Bauernpräsident (und CSU-Kreisrat) Hermann Greif. "Manch einer schaut beim Betreten des Stalls nicht zuerst auf die Tiere, sondern darauf, ob eine versteckte Kamera angebracht worden ist." Eine Hofübergabe, die Rukwied selbst bereits plant, gebe es auch nur dann, wenn sich die Mühe auch lohne.

Den Ball sieht der Bauernpräsident im Spielfeld des Handels und der Politik. Man brauche beide, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen komme, die die deutschen Landwirte benachteiligten. Man sei bereit, mit allen Seiten zusammenarbeiten, auch den Umweltschutzverbänden. Am Ende müssten die Landwirte und ihre Familien von ihrer Arbeit aber auch leben können.

Rukwied plädierte in seiner Rede für das ständige "Bohren dicker Bretter". Das gelinge manchmal, aber nicht immer - "die Mehrheiten sind andere". Es helfe nichts, sich nur über die Lage zu beklagen. Man müsse sich in Gemeinderäten und Kreistagen und darüber hinaus politisch engagieren. "Man kann nur etwas bewirken, wo man die Hand zur Abstimmung hebt", so Rukwied.

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