Forchheim: 1000 Menschen demonstrieren gegen Höcke

9.8.2018, 17:21 Uhr
Gegendemo beim Auftritt des thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke in Forchheim.

© Michael Müller Gegendemo beim Auftritt des thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke in Forchheim.

Am Ende bleibt es friedlich. Zumindest im Großen und Ganzen. Als am Mittwoch gegen 21.15 Uhr die Veranstaltung der AfD beendet ist, versuchen zwar einige Gegendemonstranten, den Abzug der rund 200 Parteianhänger vom Forchheimer Paradeplatz zu stören. Doch die Polizei verhindert mit massiver Präsenz und schnellem Eingreifen, dass sich die beiden Lager in die Haare kriegen.

So bleibt es auch aus Sicht der Beamten, die den Platz mit zahlreichen Einsatzfahrzeugen und Barrieren abgesperrt hatten, bei nur einem etwas gravierenderen Zwischenfall. Noch vor Beginn der eigentlichen AfD-Kundgebung explodiert in der Menge der Gegendemonstranten ein Böller, wahrscheinlich gezündet von Protestlern aus dem „linken Spektrum“, wie es die Polizei später nennt. Durch den „gezielten Wurf“ des Feuerwerkskörpers wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt, konnten ihren Dienst aber fortsetzen.

Dabei war die Atmosphäre vor allem während der Rede des Thüringer AfD-Landes- und Fraktionschef Björn Höcke aufgeladen. Er traf kurz vor 19.30 Uhr auf dem Paradeplatz ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits einige hundert Gegendemonstranten zu einer friedlichen Kundgebung am nahen Marktplatz versammelt, darunter auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) und mehrere Stadträte, weitere Vertreter der SPD, der Jusos, der Grünen und anderer Parteien, der Gewerkschaft und der Bürgerbewegungen „Bunt statt braun“ und das „Bündnis gegen Extremismus jeder Art“.

Als Redner für die AfD treten vor Höcke der Landtagskandidat Dominik Pflaum und Johannes Huber auf. Pflaum eröffnet seine Rede unter anderem damit, dass er nicht mehr mit ansehen könne, "wie unser Deutschland vor die Hunde geht". Bundeskanzlerin Merkel bezeichnet er als "Staats-Nanny", die das Ziel habe, Deutschland abzuschaffen. Höcke bezeichnet die Gegendemonstranten wiederholt als "linken Narrensaum" und spricht ihnen eine "Lumpenintelligenz" zu. Er arbeitet sich zwischen seinen permanenten Beschimpfungen der Gegendemonstranten, der Bundesregierung und Kirchenvertreter eine knappe Stunde am zentralen AfD-Thema "Flüchtlinge" ab und spricht durchgehend in scharfem Ton. Rassistische Ausfälle oder massive sprachliche Grenzüberschreitungen unterlässt er in Forchheim.

Am Tag darauf zeigt sich der Grünen-Politiker Emmerich, der auch im Vorstand von "Bunt statt braun" sitzt, "froh, stolz, ja fast schon ergriffen" davon, dass so viele Forchheimer dem Aufruf zur Demo gegen Höcke und die AfD gefolgt sind. Mit einer so hohen Teilnehmerzahl hätte er nie und nimmer gerechnet: "Im Vorfeld haben wir auf 200 bis 300 Leute gehofft", so Huber.

Die rund tausend Teilnehmer hätten mit ihrem lauten, aber friedlichen Protest gezeigt, dass "wir die AfD sowie Björn Höcke, den ich als Rassisten und Rechtsnationalisten bezeichne, in Forchheim nicht wollen", sagt Huber — und spricht gleichzeitig ein großes Lob an die Polizei aus: "Die Einsatzkräfte waren hervorragend aufgestellt und blieben die ganze Zeit gelassen."

Während der Kundgebungen am Mittwochabend ist die Polizei nach ersten Schätzungen von 600 Gegendemonstranten ausgegangen. In einer Pressemitteilung nach Ende der Veranstaltungen hat die Polizei die Teilnehmerzahlen der Gegendemonstranten mit 1.000 Gegendemonstranten angegeben. Dies haben wir im Artikel nachträglich aktualisiert, am Donnerstag, 9. August, 9.13 Uhr. Ausführlichere Berichterstattung folgt.

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