Die Pandemie und kein Ende

Für Kulturvereine im Landkreis Forchheim ist Corona ein Härtetest

16.1.2022, 20:00 Uhr
Für Kulturvereine im Landkreis Forchheim ist Corona ein Härtetest

© privat, NN

„Außer Spesen nichts gewesen“, heißt das Theaterstück, das zum Beispiel die Theatergruppe „Thuisbrunner Babblkistn“ für diesen Februar einstudiert hat. Der Titel passe zu Corona, war Vieles doch umsonst, finden die Akteure. „Wir werden das Stück nicht aufführen“, sagt Rainer Hofmann, Vorsitzender der „Thuisbrunner Babblkistn“. Dabei waren die Komödienstadl der Babblkistn immer ein Garant für ausverkaufte Plätze an allen Abenden im Saal des Schlossgasthofs in Haidhof.


Zu hoher Aufwand

„Es hätten nur 30 Zuschauer kommen dürfen“, erläutert Hofmann. Der Aufwand dahinter wäre zu groß. Der Saal müsse geräumt werden, die in einer Scheune eingelagerte Bühne geholt, aufgebaut und das Bühnenbild gestellt werden. Dass die Schauspieler online proben, geht auch nicht. Daher wurde alles abgeblasen. Immerhin hat Corona bei allen kulturellen Vereinen keinen Mitgliederschwund bewirkt. „Unsere zwölf Schauspieler sind immer noch dabei“, freut sich Hofmann.

Für Kulturvereine im Landkreis Forchheim ist Corona ein Härtetest

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Nur eins haben die Vereinsmitglieder nicht ausfallen lassen: Einen Teil des Geldes für einen guten Zweck zu spenden. Vergangenes Jahr erhielt der ASB-Wünschewagen Geld, heuer die Kinderhilfe Eckental für die Tröster-Teddys für Kinder in der Klinik. „Unser Verein hat ja sonst keine Ausgaben“, sagt Hofmann. Deshalb werde von den Einnahmen immer ein Ausflug für die Mitglieder organisiert und eine Spende gegeben. Und das Grillfest für die Vereinsmitglieder soll nachgeholt werden. Vor allem Ältere fragen nach, wann endlich wieder ein Theaterstück gespielt werde.

Hunger nach Kultur

Diesen Hunger auf Kultur kennt auch Regine Bleckmann. Sie ist die Vorsitzende des Ritter-Wirnt-Kulturvereins in Gräfenberg und treibende Kraft beim Tourismusverein Südliche Fränkische Schweiz. Fürchterlich seien die Jahre der Pandemie für die beiden Vereine gewesen. „Es ist schwierig, aktiv zu sein“, sagt Bleckmann. Nur zwei Gruppen konnte Hans-Peter Reck von den Altstadtfreunden durch die Stadt führen.
Und eine der Veranstaltungen, die sonst im Saal des historischen Rathaus stattfanden, konnte in die Frankonia Halle verlegt werden. „Haut und Harfe“ hieß der Titel dieser Veranstaltung mit Lilo Kraus vom Staatsorchester Nürnberg und Manfred Schwab, der aus seinem neuesten Buch las. 30 Personen durften teilnehmen. „Sie sind gerne gekommen“, weiß Bleckmann.

Hygienekonzepte ausgearbeitet


Für jede Veranstaltung hat sie sich stundenlang ehrenamtlich an den Schreibtisch gesetzt und Hygienekonzepte ausgearbeitet – je nach den aktuellen Vorschriften – und diese dann der Stadt vorgelegt. Trotzdem: „Wir mussten ein Konzert wieder absagen“, erinnert sich Bleckmann. Dem Künstler hat sie dann eine Ausfallentschädigung bezahlt, denn gerade diese Branche leide enorm unter den Folgen der Pandemie.
Lesungen, wissenschaftliche Vorträge, der Poetry Slam – all das musste entfallen. Selbst wenn die geltenden Vorschriften erst einen Tag nach der Veranstaltung in Kraft getreten wären. „Heute ein Konzert, morgen der Lockdown – das wäre verantwortungslos gewesen“, begründet Bleckmann die Entscheidungen.

Natürlich hat der Verein bei den Veranstaltungen in der Frankonia Halle drauf bezahlt und es wären gerne mehr Leute gekommen. Bleckmanns Arbeit hinter den Kulissen, blieb aufgrund gestrichener Auftritte den Mitgliedern des Tourismusvereins oft verborgen. Eingeladen konnte niemand werden und Online-Versammlungen sind auch technisch eine Herausforderung. Trotzdem werde das nun probiert.
Auch die Einstellung einer 450 Euro-Kraft für das Tourismusbüro im historischen Rathaus wurde durch Corona behindert. Trotzdem: „Ich bin optimistisch, dass es ab Juni besser wird“, sagt Bleckmann optimistisch und arbeitet bereits an einem Konzept für ein Sommerprogramm. Auf jeden Fall soll ein Krimi um Ritter Wirnt von Manfred Schwab aufgeführt werden.


Schon der dritte Anlauf

„Die Kultur läuft weiter“, sagt Frank Herdegen, der Leiter des Igensdorfer Kultursommers. Doch schon beim Vorverkauf merkte man Corona. Auch er hat wieder Veranstaltungen geplant, weißt aber auf die Vorläufigkeit aller Entscheidungen hin. Vor allem das Symphoniekonzert soll im Mai in der St. Bonifatius Kirche stattfinden. „Das Konzert musste seit Mai 2020 bereits zwei Mal verschoben werden. Dies ist nun der dritte Anlauf, dieses fantastische Projekt noch zur Aufführung zu bringen“, betont Herdegen.
„Wir machen, was geht“, sagt Herdegen. Von den üblichen fünf bis sechs Konzerten im Jahr, werden es dann halt wegen Corona nur drei oder vier sein und auch mit weniger Zuschauern. Das erste Konzert, das für dieses Jahr geplant ist, ist das Passionskonzert am Sonntag, 27. März, um 17 Uhr in der St. Georgs Kirche in Igensdorf. Natürlich unter Vorbehalt. Sicher jedoch wird es zum ersten September einen Stabswechsel geben, denn Frank Herdegen geht in den Ruhestand und gibt die Leitung des Igensdorfer Kultursommers ab.

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