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Unterleinleiter: Neues Leben für das alte Gasthaus "Zur Eisenbahn"

2.6.2021, 10:00 Uhr
Unterleinleiter: Neues Leben für das alte Gasthaus

© Marquard Och

Schon Vorgängerbürgermeister Gerhard Riediger (NWG) hatte die Wiederbelebung des Wirtshauses zum Ziel; doch sein Plan, das Gebäude durch die Gemeinde zu erwerben und zu sanieren, scheiterte – für die Schulden gab es keine Mehrheit im Rat.

Im Unterschied dazu suchte der Neubürgermeister die Lösung durch den Verkauf der Liegenschaft an private Investoren. Pate standen dabei seine obersten Versprechen bei der Bewerbung für das Bürgermeisteramt: keine Alleingänge, ein „gläsernes“ Rathaus mit inzwischen aus der VG Ebermannstadt zurückbeorderten Bürgersprechstunden in dem jetzt auch barrierefreien Zugang.

Zu erinnern ist: Auch bei dem inzwischen abgesetzten Windkrafträdern auf der „Langen Meile“ nächst dem Ortsteil Dürrbrunn setzte der Gemeindeobere sein Demokratieverständnis um – 170 schriftliche Proteste erhielten Gewicht. So war dann auch der Tenor zu „die Eisenbahn ist verkauft“: Dann „können wir nach den Sitzungen endlich mal wieder einkehren“.

Kein Dornröschenschlaf mehr

Für unsere Berichterstattung war tags darauf ein Termin „vor Ort“ Pflicht – mit Gemeindechef Gebhardt und den neuen Eigentümern Robert Schuster und Christian Kress, die den Leerstand beseitigen werden, indem sie das Wirtshauses aus dem „Dornröschenschlaf“ wecken und dazu die fünf im Haus bestehenden Wohnungen für Junge Familien reaktivieren – „zu adäquaten Mietpreisen“, betonte Kress.

Beim Rundgang über das 1650 Quadratmeter Grundstück sowie den Einsichten in die bebauten 550 Quadratmeter verwiesen die Sanierer auf Referenzen: am Forchheimer Marktplatz wie in der Pretzfelder Bahnhofsstraße haben der gelernte Zimmermann Schuster und „Kompagnon“, Zimmerermeister Kress, der hauptberuflich eine Versicherungsagentur leitet, Altbauten mit erheblichem Aufwand und Gespür für Erhaltenswertes, restauriert.

In Unterleinleiter ist seit den glorreichen Zeiten des griechischen Restaurants „Bei Laki“ gastronomisch tote Hose. Der Gesangverein und der „Sparverein“ hatten bei dem Griechen Unterschlupf gefunden, jeweils montags, wenn das Lokal geschlossen war, fanden in „Eigenregie“ die Vereinsabende statt.

Fränkische Schlachtfeste, vom Anschüren des Kessels bis zu „Wellfleisch“, Kraut- und Blutwürsten und dem abschließenden Schweinebraten, blieben bis ins Jahr 2000 erhalten – bewahrt in einem griechischen Lokal. Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Unvergessen ist die vom Fränkische Schweiz Ortsverein und dem Griechen 1996 in der Mehrzweckhalle ausgerichtete griechisch/fränkische Kulturveranstaltung. In dem dann an eine griechische Erbengemeinschaft verkauften Lokal kam das Aus nach wenigen Jahren, als die Mitbesitzerin verstorben war.

Verbesserte Lebensqualität

Zuletzt im Besitz der Sparkasse Forchheim, endeten zwei Zwangsversteigerungen des jetzt „Restaurant Athen“ erfolglos. Mit seinem Anliegen, dass „Unterleinleiter ein Wirtshaus braucht, wo man sich bei einem Feierabend-Seidla austauschen kann und was zu essen kriegt – mit dem Schwager würde ich das selbst in die Hand nehmen“, rannte Robert Schuster bei Bürgermeister Alwin Gebhardt offene Türen ein.
Doch überhaupt an die Vorbesitzer in Griechenland zu gelangen und die juristischen Hürden aus dem Weg zu räumen, wäre ohne die Hilfe des Vorstandsvorsitzenden Ewald Maier und Rechtsbeistand Linz nicht möglich gewesen, stellte Gebhardt heraus. Wenn es mit den Plänen der „Macher“ zusammengeht, könne es gut sein, dass die Gemeinde im bayerischen Wirtschaftsministerium anklopft. Denn zur Sicherung der Grundversorgung im ländlichen Raum stehen Fördergelder für die Einrichtung von Dorfläden.

Der „Ladarer Dorfladen“ ist bezuschusst worden und auch gegen den Erhalt von Dorfwirtshäusern spreche wenig, machte Gebhardt Hoffnung. Im ersten Planungsstadium stehe ferner eine „kleine“ Dorferneuerung, da wäre das Wirtshaus doch ein Eckpfeiler verbesserter Lebensqualität, deutete der Bürgermeister in die Richtung des Amts für Ländliche Entwicklung, Bamberg.

Bis Mitte 2022?

Am Grundstück – zu dem ein schattiger Biergarten gehört – hatten die neuen Besitzer die Motorsäge schon im Einsatz, im Gebäude laufen die Ausräumarbeiten.

Aber zur Sanierung und Dämmung vom Keller bis zum Dach fehlt noch der genaue Plan. Wenn bis zur Genehmigung alles so läuft, wie sich die Bauherren das vorstellen, soll der größte Teil des Gebäude-Ausbaus bis Ende diesen Jahres fertig sein. „Des bissla Zeuch, das meiste machma selber“, so der „Malocher“ Robert Schuster.

Mitte des Jahres 2022 soll wieder ein Grieche oder ein Italiener hinter dem Tresen stehen, denn Einheimische, Wanderer und Touristen, Schuster selbst und die Gemeinderäte wollen endlich mal wieder einkehren können wie früher, im Gasthof „Zur Eisenbahn“.

MARQUARD OCH

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