Auszeichnung

Deutschlands erste faire Volkshochschule steht in Fürth

5.11.2021, 14:27 Uhr
Nach Angaben des hiesigen Steuerungskreises ist die Fürther VHS die erste bundesweit, die sich  "fair" nennen darf.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Nach Angaben des hiesigen Steuerungskreises ist die Fürther VHS die erste bundesweit, die sich  "fair" nennen darf.

In einem normalen, sprich corona-freien Jahr zählt die Fürther Bildunsgeinrichtung rund 20000 Teilnehmer in etwa 800 Kursen – ein enormes Potenzial, um den Gedanken des fairen Handels weiter in die Gesellschaft zu tragen. „Fairtrade ist im Prinzip ja auch weniger eine Geschäftsidee als eine Bildungs- und Bewusstseinsbewegung“, erklärt Andreas Schneider, der Vorsitzende des Weltladens in der Gustavstraße. Seine Einrichtung kooperiert seit diesem Wintersemester in Form von Vorträgen, Kursen und Seminaren mit der VHS.

Daraus ist nun in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Nachhaltigkeitsbüro und der VHS selbst die Idee für die „faire Volkshochschule“ entstanden. Doch anders als für Kitas, Kommunen, Schulen oder Universitäten gab es für die Erwachsenenbildung keine Fairtrade-Kampagnen, auf die man bei der Zertifizierung hätte zurückgreifen können.

Deutschlands erste faire Volkshochschule steht in Fürth

© Armin Leberzammer

„Wir sahen aber gerade bei der VHS große Möglichkeiten, relevante Zielgruppen an die Prinzipien des fairen Handels heranzuführen“, sagt der städtische Beauftragte Philipp Abel. Deshalb habe die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Fürth in den vergangenen anderthalb Jahren kurzerhand eben selbst ein Konzept entwickelt.

Dass das Thema bei der VHS am rechten Ort angesiedelt, findet deren Direktor Felice Balletta: „Soziale Nachhaltigkeit leben wir seit Jahrzehnten. Fairtrade ist für uns also keine Modeerscheinung.“ Als Einrichtung, die für lebenslanges Lernen steht, wisse man, was man wolle: nämlich keinen öffentlichkeitswirksamen Aktionismus, sondern das Fairtrade-Leitbild konzeptionell zu unterfüttern.

Die Auszeichnung freue ihn gerade im Jubiläumsjahr des 75-jährigen Bestehens der VHS, „weil sie zeigt, dass wir uns nicht selbstzufrieden auf die Schulter klopfen, sondern die Weichen für die nächsten 75 erfolgreichen Jahre stellen wollen.“
Die Zertifizierung könne jedoch nur ein Anfang sein, mahnte Fürths Bürgermeister Markus Braun, zuständig für den Bildungssektor. Die Auszeichnung sei gleichermaßen Verpflichtung, „Prozesse für die Zukunft fair aufzustellen.“

Fürth engagiere sich seit einigen Jahren auf diesem Feld – und war zuletzt wie berichtet mit dem Hauptstadttitel belohnt worden; mit einer fairen VHS habe man nun noch ein besonderes Alleinstellungsmerkmal geschaffen.
Und das soll sich auf drei Ebenen weiter entwickeln, wie Balletta bei der Überreichung der Urkunde ankündigte. Nach innen, weil man Konsum und Verwendung fairer Produkte wie Sportkleidung oder Kaffee ausbauen möchte; nach außen über Multiplikatoren wie Teilnehmer und Dozenten: und letztlich im Wechsel mit der Stadtgesellschaft, indem etwa die Kooperation mit dem Weltladen weiter verstärkt wird.

Dessen in diesem Wintersemester erstmals konzipierte Kurse hätten auf Anhieb die notwendigen Teilnehmerzahlen erreicht, freut sich Benedikt Hofmeister, der bei der VHS den Fachbereich Gesundheit und Ernährung leitet. „Und wir werden das mit neuen Themen, wie global nachhaltiger Ernährung oder Kaffeeseminaren, im kommenden Sommersemester deutlich ausbauen“, so Hofmeister. Neben Stadtführungen zu fairen Einkaufsmöglichkeiten sollen dann auch Workshops und öffentliche Veranstaltungen organisiert werden.

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