Bürgerprotest

Weiherhof: Anwohner laufen Sturm gegen geplante Wohnhäuser

31.10.2021, 18:00 Uhr
Weiherhof: Anwohner laufen Sturm gegen geplante Wohnhäuser

© Foto: Thomas Scherer

Die Häuser sollen direkt am ersten der fünf Weiher, die sich von der Herbststraße ausgehend parallel zur Weiherhofer Hauptstraße bis zum Feuerwehrhaus aneinanderreihen, entstehen. Ein Teil des Uferrandes würde aufgeschüttet, an anderer Stelle würde die Wasserfläche erweitert.

Nach einer Online-Petition unter dem Slogan "Rettet den Weiher", die 894 Unterstützer gefunden hat, haben sich etwa 40 Weiherhofer zu einer Bürgerinitiative (BI) unter der Regie von Andrea Krug zusammengetan. Die Initiative hat sich den Titel "Rettet die Weiher" gegeben, was die Befürchtungen der Weiherhofer spiegelt, dass einer ersten Bebauung weitere Projekte folgen könnten.

Geschützte Arten

Sie sorgen sich um ein Stück unberührte Natur mitten im Siedlungsraum, die Vögeln, Amphibien und Fledermäusen als Habitat dient. Dieser Tage waren Biologen der Zirndorfer Bund-Naturschutz-Gruppe vor Ort und haben mit der Sumpfschwertlilie und dem Zungen-Hahnenfuß zwei besonders geschützte Arten vorgefunden.

, zuletzt – mit der Tektur, dass statt dreigeschossig nur noch zweigeschossig gebaut werden soll – im Juni. Jetzt liegt der Bauantrag beim Landratsamt, das sich als genehmigende Behörde auch über die ablehnende Haltung der Stadt hinwegsetzen könnte.

Ob sie das tut, ist offen. Bei dem Ortstermin am Straßenrand – das Weihergelände selbst ist nicht öffentlich zugänglich –, zu dem die BI Landrat Matthias Dießl eingeladen hatte, erhielten die Weiherhofer keine konkreten Antworten. Die BI hatte einen Fragenkatalog vorbereitet, der teils tief in Details ging, worauf sie fast standardmäßig die Auskunft erhielten, zu Detailfragen werde man sich im laufenden Verfahren öffentlich nicht äußern.

"Wir prüfen objektiv"

Grundsätzlich aber, so sagte etwa Markus Sommerhäuser, Leiter der Abteilung Bauen und Umwelt, den Dießl mit drei weiteren Mitarbeitern der Kreisbehörde mitgebracht hatte, dürfe jeder mit seinem Eigentum verfahren, wie er wolle. "Und solange er sich dabei innerhalb der rechtlichen Vorgaben bewegt, dürfen wir ihm eine Genehmigung gar nicht versagen."

Er, so Sommerhäuser an die Adresse der Weiherhofer, "würde sich wünschen, dass Sie als Anlieger von dem Ortstermin mitnehmen, dass wir den Bauantrag als neutrale Behörde objektiv und sorgfältig beurteilen werden".

Konfliktpotenzial für das Projekt liefert der Paragraf 34 des Baugesetzbuches, der für unbeplante Innenbereiche gilt, also dann greift, wenn es, wie in alten Ortskernen üblich, keinen Bebauungsplan gibt, der regeln würde, wie gebaut werden darf. Maßgeblich bei Neubauten ist dann, dass sie sich in die nähere Umgebung einfügen – eine Formulierung, die Raum für Interpretationen lässt.

Im Umfeld stehen sechsstöckige Häuser

Auf genau diesen Passus beruft sich der Dambacher Rechtsanwalt Roland Meißner, der in Vertretung der Sparda Immobilienwelt und auf Einladung Dießls an dem Termin teilnahm. Direkt angrenzend stünden zweigeschossige Bauten, im Umfeld sei sogar bis zu sechs Etagen hoch gebaut. Seine Mandantschaft habe das Interesse, das Projekt umsetzen zu können, ohne dass das Verwaltungsgericht eingeschaltet werde.

Doch er sehe bei den Kritikern nur eine Totalverweigerung und keinerlei Interessen, "sich pro-aktiv einzubringen". Eine Aussage, die auf Empörung stieß. "Wo sollen wir uns einbringen, wenn dem Bauherren gar nicht an Transparenz gelegen ist; wäre dem so, hätte er ein Jahr Zeit gehabt, die Anlieger zu informieren", hielt ihm Krug als Sprecherin der BI entgegen.

Sie griff bereits eingangs des Gesprächs einen Aspekt des Paragrafen 34 auf, der besagt, dass das Ortsbild nicht beeinträchtigt werden dürfe. Weiherhof sei schließlich nicht umsonst nach Weihern benannt. Zudem verwies sie auf das städtebauliche Entwicklungskonzept "Zirndorf 2030", in dem der Erhalt und die Weiterentwicklung der bestehenden Weiherkette in Weiherhof als innerörtlicher Grünzug als Ziel angeführt ist.

Die Planungshoheit, erklärte Dießl, liege freilich bei der Stadt Zirndorf; sie könne über einen Bebauungsplan das Gebiet entwickeln, nur dürfe das auch nicht auf eine Verhinderungsplanung hinauslaufen. Und für eine in der Folge verhängte Veränderungssperre bräuchte die Stadt gute Gründe, ergänzte Kreisbaumeister Ralph Maidel.

Nicht noch mehr versiegelte Fläche

Krug wähnte sich nach dem Ortstermin "nicht recht viel schlauer als zuvor". Sie bleibt bei ihrer Meinung: "Nur weil etwas juristisch möglich ist, ist es noch lange nicht moralisch vertretbar." Wilhelm Heuke aus der Nachbarschaft des Weihers meinte unverhohlen verärgert: "Wir wollen so eine Flächenversiegelung, noch dazu in einem derart sensiblen Bereich, einfach nicht mehr. Wann kapieren die Behörden das?"

Weitere Infos und Fotos des Weihers finden sich auf der Internetseite der BI www.rettet-die-weiher.de. Zu einer Sitzung trifft sich die BI am 9. November, 18.30 Uhr, im Waldgasthof beim SV Weiherhof.

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