Gemeinsame Übung

Brände und Verletzte: Feuerwehr Streudorf und BRK-Bereitschaft Gunzenhausen probten den Ernstfall

10.3.2024, 11:00 Uhr
Ein Blick in die Fahrzeughalle der Feuerwehr Streudorf. Hier ist eine kleine Krankenstation entstanden und Patienten können trocken und abgeschirmt behandelt werden.

© Florian Schuster, NN Ein Blick in die Fahrzeughalle der Feuerwehr Streudorf. Hier ist eine kleine Krankenstation entstanden und Patienten können trocken und abgeschirmt behandelt werden.

Ein ungewöhnlich starkes und massives Unwetter zieht über Mitteleuropa. Die Kommunikation bricht zusammen, die Infrastruktur ist massiv geschädigt. Die Krankenhäuser gehen in den Notbetrieb und versorgen nur noch schwer Verletzte oder Erkrankte. In weiten Teilen Deutschlands gilt der Katastrophenfall. Es gibt hunderte Einsatzstellen im Landkreis, die Einsatzkräfte kommen nicht mehr hinterher.

Täuschend echtes Szenario

Ein Szenario, das sich keiner ausmalen möchte, müssen die Einsatzkräfte aber auch einmal geübt haben. Die Freiwillige Feuerwehr Streudorf und die BRK-Bereitschaft Gunzenhausen setzten sich deshalb kürzlich mit genau einer solchen Situation auseinander, teilt die Bereitschaft mit.

Viele Patienten auf einmal - da muss genau priorisiert werden, was man zuerst macht!

Viele Patienten auf einmal - da muss genau priorisiert werden, was man zuerst macht! © Florian Schuster, NN

Hier retten Sanitäter und ein Feuerwehrmann zusammen eine Patientin aus einem Unfallwagen. In einer solchen Lage ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten besonders wichtig.

Hier retten Sanitäter und ein Feuerwehrmann zusammen eine Patientin aus einem Unfallwagen. In einer solchen Lage ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten besonders wichtig. © Florian Schuster, NN

Dafür organisierten die Verantwortlichen ein täuschend echtes Szenario: Am Montag kam bei den Sanitäterinnen und Sanitätern der örtlichen Bereitschaft die erste Nachricht auf die Handys. Eine mit künstlicher Intelligenz erstellte Nachrichtensendung kündigte ein großes Unwetter an und das BRK setzt bereits einen Krisenstab ein.

Am Mittwoch dann eine neue Sendung mit dramatischen Auswirkungen des Unwetters in Frankreich. Die Rotkreuzhelfer wurden in den Voralarm gestellt.

Drei Verletzte im FFW-Haus

Am Freitagabend gegen 18 Uhr besetzten sie ihre Wache. Ihre Aufgabe: Einsatzbereitschaft herstellen und auf Anweisungen warten. Paul Pfeifer, der örtliche Bereitschaftsleiter, hat in einem solchen Fall die Aufgabe, die Einsatzkräfte zu koordinieren. "In diesem Fall habe ich aber für einen gemütlichen Abend gesorgt, denn die Kameradschaft ist in einer solchen Einheit das Allerwichtigste", erklärte Pfeifer zur Übung.

Die drei Übungsorganisatoren von links: Florian Schuster, Christian Brunner und Paul Pfeifer.

Die drei Übungsorganisatoren von links: Florian Schuster, Christian Brunner und Paul Pfeifer. © Florian Schuster, NN

Vier Verletzte und nicht genügend Sanitäter. Genau so kann es jederzeit passieren. So auch am Übungstag mehrere Mal.

Vier Verletzte und nicht genügend Sanitäter. Genau so kann es jederzeit passieren. So auch am Übungstag mehrere Mal. © Florian Schuster, NN

Am nächsten Morgen ging es bereits um 8 Uhr daran, die Fahrzeuge aufzurüsten und die Mannschaft zu verteilen. Der Startschuss kam dann kurz vor 9 Uhr, ein Fahrzeug sollte zum Feuerwehrhaus in Streudorf fahren und dort die Lage erkunden, heißt es in der Pressemitteilung. Der örtliche Kommandant Christian Brunner hatte bereits seine Feuerwehr im Einsatz und übergab dem ersten Rettungswagen drei Verletzte, die sich bereits im Feuerwehrhaus eingefunden hatten.

Genau in dem Moment gab es eine Meldung über ein Zeltlager, das das Unwetter zerstört hatte. Die Zufahrt war durch umgestürzte Bäume versperrt und die örtliche Feuerwehr musste mit der Kettensäge den Weg freiräumen. Am Ort des Geschehens gab es dann fünf Verletzte zu versorgen, einer davon war sogar schwerverletzt.

Schlag auf Schlag

Gleichzeitig kam noch die Meldung über einen Leitersturz in Streudorf. Die Einsatzkräfte mussten die Lage erkunden und die Fahrzeuge sinnvoll verteilen, sodass alle Patienten adäquat versorgt werden konnten. Die Helfer der Feuerwehr leisteten dabei wertvolle Arbeit und leisteten Erste Hilfe, bis die Sanitäter da waren. Aber wohin mit den Verletzten, wenn doch die Kliniken im Notbetrieb laufen? Abhilfe schaffte eine schnell errichtete Sanitätsstation am Feuerwehrhaus in Streudorf. Unter der Führung vom Gruppenführer Moritz Mai bereiteten sich die "Sanis" auf bis zu 15 Patienten vor.

Die Kommunikation zwischen den Führungskräften ist für die gemeinsame Zusammenarbeit besonders wichtig. Hier der Rettungswagen mit dem Gruppenführer der Feuerwehr im Gespräch über das weitere Vorgehen.

Die Kommunikation zwischen den Führungskräften ist für die gemeinsame Zusammenarbeit besonders wichtig. Hier der Rettungswagen mit dem Gruppenführer der Feuerwehr im Gespräch über das weitere Vorgehen. © Florian Schuster, NN

Die Feuerwehr Streudorf zusammen mit der BRK-Bereitschaft Gunzenhausen und allen beteiligten Übungsorganisatoren und Mimen.

Die Feuerwehr Streudorf zusammen mit der BRK-Bereitschaft Gunzenhausen und allen beteiligten Übungsorganisatoren und Mimen. © Florian Schuster, NN

Und so ging es Schlag auf Schlag: Kaum waren Patienten transportiert, kam auch schon die nächste Meldung herein. Eine Person von einem umgestürzten Baum eingeklemmt, eine Jugendgruppe, die sich am Altmühlsee im Sturm verlaufen hatte, ein Brandeinsatz, ein Verkehrsunfall, ein häuslicher Unfall mit einem Küchenmesser. So mussten von der Feuerwehr und vom Roten Kreuz insgesamt acht verschiedene Szenarien mit 27 Patienten versorgt werden, elf davon mussten in der Sanitätsstation stationär aufgenommen werden.

Eingesetzt waren der Rettungswagen, der Krankenwagen und ein Katastrophenschutzfahrzeug der Bereitschaft, das Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr und ein Mannschaftstransportwagen mit Anhänger für die Sanitätsstation.

"Lehrreich und interessant"

Das Übungsende riefen die drei Organisatoren - Florian Schuster, Christian Brunner und Paul Pfeifer - erst gegen 16 Uhr aus. Beim Abendessen konnte das Erlebte in Ruhe nachbesprochen werden. Alle eingesetzten Kräfte konnten Fehler analysieren und viel Positives aus der großen Tagesübung mitnehmen.

Das Feedback für die Führungskräfte war positiv, alle Kameradinnen und Kameraden lobten den Tag als lehrreich und interessant. Schuster, der stellvertretende Bereitschaftsleiter, stellte fest: "Alle Einsatzkräfte waren mit großer Begeisterung dabei und arbeiteten die Szenarien professionell ab."

"Für ehrenamtliche Kameradinnen und Kameraden sind solche Übungen genau das Richtige", sagte Christian Brunner aus Sicht der Feuerwehr. "Wer professionell seinen Mitmenschen helfen möchte, muss realistisch üben können, sonst kann man sich nicht ständig verbessern."

Vorbild Ahrtal

Paul Pfeifer erklärte, dass die Idee der Übung aus einem realen Szenario aus der Flutkatastrophe des Ahrtals stammt. "Über einem Ort, der zu 90 Prozent zerstört war, richtete der örtliche DRK-Verein eine Patientenablage ein und bekam über Stunden keine Hilfe von außen, weil keine Kommunikation mehr möglich war. Deshalb ist es wichtig, dass die örtlichen Einsatzkräfte mit ihrem vorhandenen Material üben und wissen, was sie selbst können", sagte der Bereitschaftsleiter von Gunzenhausen.

Der örtliche Kreisbrandmeister Joachim Seltmann und der Kreisbereitschaftsleiter Christian Uhl machen sich selbst ein Bild von der Lage und lobten die gut organisierte Übung.

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