Verstorben: Judy Zehnder Keller

Frankenmuth nimmt Abschied von einer großen Förderin der Städtepartnerschaft

Ingeborg Herrmann

23.10.2022, 10:58 Uhr
So konnte man Judy Zehnder Keller: offen, kommunikativ, freundlich, und ein Scherz durfte nicht fehlen. Unser Bild entstand im Juli 2017 am Altmühlsee, wo das 55-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft begangen wurde. Judy und ihr Mann Don Keller sprachen mit Altbürgermeister Gerhard Trautner.

© Wolfgang Dressler, NN So konnte man Judy Zehnder Keller: offen, kommunikativ, freundlich, und ein Scherz durfte nicht fehlen. Unser Bild entstand im Juli 2017 am Altmühlsee, wo das 55-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft begangen wurde. Judy und ihr Mann Don Keller sprachen mit Altbürgermeister Gerhard Trautner.

Für die Städtepartnerschaft zwischen Frankenmuth und Gunzenhausen war sie eine unermüdliche Förderin. 22 Jahre war sie Vorsitzende des Sister City Committee in Frankenmuth. Zeit ihres Lebens hielt sie intensiven Kontakt zu den Menschen in Gunzenhausen. Damit aber nicht genug. Sie organisierte Reisen für die Frankenmuther Bürgerinnen und Bürger wie auch für viele Schülergruppen der Frankenmuth High School.

Das Erbe bewahren

Sie sorgte auch dafür, dass die Frankenmuther Kinder und Jugendlichen sowohl an der St. Lorenz School als auch an der Frankenmuth High School Deutsch lernen. Es war ihr ein ganz großes Anliegen, dass die jungen Menschen ihr deutsch-fränkisches Erbe kennen und bewahren. Vielen Gunzenhäuser Schülerinnen und Schülern ermöglichte sie Praktika in ihrem Unternehmen und beherbergte sie in ihrem Haus.

Judy trieb stets Projekte im Sinne der Städtepartnerschaft an. Vor zehn Jahren, anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft, war sie Initiatorin für den Bau des Partnerschaftsbrunnens in Frankenmuth. Sie organisierte und plante, beschaffte Sponsoren und trug selbst neben ihrer Energie und Arbeitskraft mit viel Geld dazu bei, dass der Bau des Brunnens mitten in Frankenmuth realisiert werden konnte.

Erst im Juni dieses Jahres wurde zur Erinnerung an das 60-jährige Städtepartnerschaftsjubiläum ein Markgrafenthron eingeweiht, es war Judys Geschenk an die Städtepartnerschaft. Der überdimensionierte Thron nach Ansbacher Vorbild, der im öffentlichen Raum unweit des Gunzenhausen-Brunnens aufgestellt wurde, dient den vielen Frankenmuther Gästen als beliebtes Fotomotiv.

Hotelbetrieb aufgebaut

Judy war die älteste Tochter der Gründer des Bavarian Inn in Frankenmuth, Tiny und Dorothy Zehnder. Zunächst arbeitete sie im Geschäft ihrer Eltern, um dann mit ihrem Mann Don einen Hotelbetrieb, die Bavarian Inn Lodge, zu errichten. Heute ist die Lodge eine der Top-Adressen in Michigan mit 360 Gästezimmern, einem Hallen-Wasserpark, einem Familienunterhaltungscenter, verschiedenen Restaurants und einem Konferenzzentrum.

Zu ihrem wirtschaftlichen Imperium - dieser Ausdruck ist im Fall von Frankenmuth wirklich berechtigt - gehören auch das Frankenmuth Riverplace mit vielen kleinen Läden, das Cheese House und vieles mehr. Sie kann ohne Übertreibung als Visionärin bezeichnet werden. Judy verstand es auf perfekte Weise, in Gesprächen die menschliche und wirtschaftliche "Note" miteinander zu verknüpfen. Auch diese Fähigkeit trug zum Erfolg der Familie Zehnder bei.

Für ihre Leistungen wurde sie mit vielen Auszeichnungen bedacht: „Outstanding Women in Food Service Round Table Award“ der National Restaurant Association, „Hotelier of the Year“ der Michigan Lodging and Tourism Association, „Industry LEADER of the Year“ und „Alumna of the Year“ der Michigan State University. Sie erhielt auch zusätzliche Anerkennung als „Ernst & Young Entrepreneur of the Year“ und belegte den 10. Platz von 200 nationalen Finalisten in „Leading Moms in Business“ von Start Up Nation. Sie erhielt auch die höchste Auszeichnung der lokalen Jaycees (ähnlich den Wirtschaftsjunioren), den Herbert L. Keinath Distinguished Service Award, für selbstlose Beiträge zur lokalen Gemeinschaft.

Dienende Führungspersönlichkeit

Obwohl sie durch viele Anerkennungen geehrt wurde, war Judy Zehnder Keller eine wirklich dienende Führungspersönlichkeit. Anerkennungen waren ihr nicht wichtig. Sie war an positiven Veränderungen für ihre Stadt interessiert. Sie war das erste weibliche Mitglied im Frankenmuther Stadtrat (zwölf Jahre). Sie war das erste weibliche Rotary Club-Mitglied (1991) und erste weibliche Präsidentin (2007-08).

Judy liebte es, Besuchern aus Deutschland ihre prosperierende Stadt und ihre eigene Familie vorzustellen und dann in geselliger Runde zu plaudern, am liebsten in fränkischer Mundart. Dabei wurden auch gerne neue Kontakte geknüpft und neue Aktionen besprochen und vorbereitet. Die Städtepartnerschaft sah sie nicht als Investition, die sich lohnen sollte. Hier war immer ihr Herz mit im Spiel. Besonders gut "konnte" sie mit Bürgermeister Willi Hilpert, aber auch mit den anderen Gunzenhäuser Rathauschefs hielt sie vertrauensvollen Kontakt. In diesem Juli, beim Festakt in der Gunzenhäuser Stadthalle, konnte sie nicht mehr teilnehmen, sandte aber eine herzliche Videobotschaft. Da konnte man noch hoffen, dass sie körperlich wieder zu Kräften kommen würde.

"Die Stadt Gunzenhausen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern ist Judy Zehnder-Keller zu großem Dank verpflichtet und wird sie stets in ehrendem Gedenken behalten", heißt es aus dem Rathaus. Die Trauerfeier wird am Donnerstag, 27. Oktober um 17 Uhr live aus der St. Lorenz-Kirche in Frankenmuth übertragen. Der Link lautet: stlorenz.org/stream

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