Jugendarbeit

Gunzenhausen: Streetwork und Jugendzentrum sind unverzichtbar

16.6.2021, 06:12 Uhr
Gunzenhausen: Streetwork und Jugendzentrum sind unverzichtbar

© Foto: Marianne Natalis

Die Jugendarbeit in Gunzenhausen stand im Mittelpunkt der Sitzung in der Stadthalle. Zunächst informierten Joana Sämann und Daniela Russer über die aktuelle Arbeit in der Streetwork und im Jugendzentrum. Die Tätigkeitsberichte überzeugten die Ausschussmitglieder, durch die Bank gab es sehr viel Lob für die wichtige Arbeit dieser und anderer Anlaufstellen unter dem Dach des Diakonischen Werks Weißenburg-Gunzenhausen.

So bescheinigte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz den beiden Referentinnen, dass sie die Jugendlichen "bestmöglichst durch die Krise begleitet" hätten und sprach von einer "sehr wertvollen Arbeit", die öffentlich "wenig wahrgenommen" werde.

Keine "Rekordzahlen"

Was das Diakonischen Werk in der Jugendarbeit in Gunzenhausen anbietet, sind Dienste, "die nicht überwiegend von der Oberschicht besucht werden", formulierte es Ruffertshöfer, sie könnten deshalb auch keine "Rekordzahlen" vorweisen. Genutzt werden Streetwork, Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, das Jugendmigrationsprojekt und andere Einrichtungen, die alle vernetzt sind und Hand in Hand arbeiten, von Jugendlichen, "die aufgefangen werden müssen", so Ruffertshöfer, junge Menschen mit Teilhabe-Beschränkungen oder mit Eltern, die sich nicht richtig um sie kümmern können oder wollen.


Das Jugendzentrum im Lockdown renoviert


Die Mitarbeiter der Beratungseinrichtungen der Diakonie, das ist Ruffertshöfer wichtig, unterstützen ihr Klientel dabei, an der Gesellschaft teilhaben zu können, "wir versuchen, die Leute stabil zu halten".

"Einen Teil ihres Lebens verloren"

In der Pandemie haben die Jugendlichen "gefühlt einen Teil ihres Lebens verloren", macht Ruffertshöfer klar, um so wichtiger sei es nun, dass sie einen Ort haben, wo sie "unreflektiert andocken können". Die Zeiten allerdings, wo die Sozialarbeiter zusammen mit den Jugendlichen Gitarre gespielt und gesungen hätten, die gehören der Vergangenheit an. Heute sei viel mehr Einzelbetreuung notwendig. Und genau das werde von der Streetwork und im Jugendzentrum geleistet.

Als vor knapp 20 Jahren in Gunzenhausen und Muhr am See die Streetwork auf den Weg gebracht worden war, rief Ruffertshöfer kurz in Erinnerung, war es vor allem ein großes Drogenproblem, das den Stadtrat zu diesem Schritt veranlasste. Mittlerweile sind es "die vernachlässigten und vergessenen Jugendlichen", denen man die Hand reichen müsse.


Streetwork in Gunzenhausen während der Pandemie


SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Schmidt griff zunächst das von Joana Sämann angesprochene Thema Wohnungsnot auf, das der SPD ja bereits seit langem "große Sorgen" bereite. Wolle man in der Gesellschaft richtig Fuß fassen, dann "steht und fällt alles mit dem festen Wohnsitz". Hier müsse der Stadtrat sich noch einmal grundsätzlich Gedanken machen.

Christoph Mötsch sprach von einer "Riesenaufgabe". Unabhängig davon allerdings müsse sich der Stadtrat über das Konzept Jugendzentrum unterhalten, forderte der Grüne.

Ins gleiche Horn blies auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Manfred Pappler. Die Jugend von heute ticke anders, die Stadt müsse deshalb sukzessive ein Konzept für eine moderne Jugendarbeit auf die Beine stellen. Und dafür sei die Kooperation mit den Fachdiensten des Diakonischen Werks notwendig, "damit wir nicht im Nebel stochern".

Rund 85 Prozent haben Migrationshintergrund

Von den jungen Menschen, die das Jugendzentrum besuchen, haben rund 85 Prozent einen Migrationshintergrund, beantwortete Daniela Russer eine Frage von Werner Falk (FDP). Die durchschnittlichen Besucherzahlen zu erheben, das sei im Coronajahr sehr schwierig gewesen. Es gab Tage, da waren 60 Jugendliche im Haus, an anderen waren es nur zehn. Das sei auch jahreszeitlich bedingt.

Im Gegensatz zur Streetwork wurde das Jugendzentrum in seiner jetzigen Form von Stadträten in der Vergangenheit immer wieder einmal infrage gestellt. Die Einrichtung als solches, aber auch die Lage sowie die Aufteilung im Haus waren dabei Thema.


Führungswechsel im Gunzenhäuser JuZ


Dass das Gebäude nicht optimal ist, damit läuft man bei Ruffertshöfer offene Türen ein. So fehlt im JuZ zum Beispiel ein Veranstaltungsraum sehr. Doch am Jugendzentrum als Institution sollte nach seiner Meinung nicht gerüttelt werden, im Gegenteil, längst gebe es Gemeinden, die gerade wieder neue Jugendzentren gründen. Wer nicht bei der Feuerwehr oder im Fußballverein sei, der brauche einfach einen Ort, wo er hingehen könne. Einen Ort, an dem er nichts machen und auch keinen Mitgliedsbeitrag zahlen müsse.

Suche nach geeignetem Haus

Die Diakonie sei seit fünf Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Haus, wo die Jugendarbeit gebündelt werden könne. Und wird dabei von der Stadt unterstützt, nahm Fitz diesen Faden auf. Allerdings sollte das Jugendzentrum im Bereich der Schulen und des Stadtzentrums liegen.

Auf Ingrid Scalas (Grüne) Frage nach der Personalsituation, erläuterte Ruffertshöfer schließlich noch, dass es im Jugendzentrum gerade eine vakante Stelle gebe. Die soll aber wieder besetzt werden, nach Möglichkeit sucht die Diakonie hier einen Mann, um beiden Geschlechtern gerecht zu werden. Ansonsten werde die Arbeit von Sämann und Russer ja auch immer wieder von Praktikanten – und den anderen Diensten – unterstützt.

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