62 Biogasanlagen

Immer mehr Nahwärme im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

19.8.2011, 14:13 Uhr
Immer mehr Nahwärme im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

© Falk

Dass der „Landwirt“ zum „Energiewirt“ wird, das ist heute schon die Realität. Nach Feststellungen der Energieagentur Mittelfranken haben die 62 Biogasanlagen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein Potenzial von 36,5 Prozent des Stromverbrauchs im Landkreis. Werden auch noch die anderen Komponenten (Windkraft, Solarstrom, Wasserkraft, Biomasse, Klärgas) dazugerechnet, dann kommen die erneuerbaren Energien im Kreis heute schon auf einen Strom-Selbstversorgungsgrad von 59 Prozent, gemessen an den durchschnittlichen Verbrauchszahlen im Landkreis. Und die liegen hier bei 4700 Kilowattstunden pro Einwohner jährlich (in Deutschland: 7400).

Das eine ist die Stromgewinnung, das andere die Wärme. Ernst Birnmeyer, der am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Bau von Biogasanlagen und Nahwärmenetzen begleitet, hat ausgerechnet, dass die 62 Anlagen im Kreis jährlich 163 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren können. Das sind pro Einwohner 1700 kW/h. Zugrunde gelegt ist ein Mittelwert von 8000 Betriebsstunden. Die Biogasanlagen liefern nach dem Stand von 2010 115 Megawattstunden Strom, die Solaranlagen 100 000 und die Windkrafträder 46 400.

Von den 62 Biogasanlagen nutzen alle die Wärme zumindest für den eigenen Betrieb oder die Nachbarschaft, speisen also nicht nur Strom in das allgemeine Netz ein. Sprechen die Experten von Nahwärmenetzen, dann meinen sie, dass mindestens zehn Anwesen angeschlossen sind.

Elf Netze sind fertig

Im Kreis gibt es bisher elf fertiggestellte Nahwärmenetze, die schon in Betrieb sind. Insgesamt versorgen diese etwa 391 Anwesen exklusive Schulen, Hallen und so weiter. Das bisher größte Netz besteht in Ostheim. Die Orte Wolfsbronn und Göhren werden fast komplett durch die Nahwärme versorgt.

Im Bau befinden sich die Anschlüsse für etwa 587 Häuser. Das größte Projekt mit 125 Anschlüssen befindet sich in Döckingen. Die Wärme kommt hier von der Biogasanlage Hans Krug.

In der Planung steht unter anderem ein Pilotprojekt in Meinheim, welches Erdwärme speichern und damit 100 Anschlüsse versorgen soll. Des Weiteren werden künftig etwa 283 Häuser und sieben Gemeinschaftseinrichtungen von Nahwärme profitieren können.

34 Anlagen liefern Wärme

Wie die Aufstellung verrät, sind das 29 Nahwärmenetze, die im Landkreis schon in Betrieb sind, die gegenwärtig gebaut werden oder geplant sind. Die Nahwärmeversorgung kommt von 34 Biogasanlagen. Nicht nur Landwirtschaftsdirektor Ernst Birnmeyer sieht die Entwicklung positiv, denn schließlich geht es darum, die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlagen zu verbessern. Die verarbeiten zu 40 Prozent Gülle und Festmist. Der Gesetzgeber spricht von „Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft“. Der Rest kann durch nachwachsende Rohstoffe (Maissilage, Grassilage, Grünroggen, Ganzpflanzen- und Getreidekornsilage) ergänzt werden. Im neuen Gesetz (EEG), das am 1. Januar 2012 wirksam wird, ist der Anteil der Masse auf 60 Prozent begrenzt. Gegenwärtig hat der Mais beim Feldfruchtanbau einen Anteil von 28 Prozent im Landkreis. Im Vergleich: Auf den hochwertigeren Böden Niederbayerns wächst heute schon zu 50 Prozent Mais.

Birnmeyer wertet den Gesichtspunkt der Regiononalität besonders stark: „Wir sind nicht mehr der Willkür der Konzerne ausgesetzt, mit der Nahwärme realisieren wird geschlossene Kreisläufe, das Geld bleibt in der Region. Die Nahwärme gibt uns Sicherheit, keiner kann uns mehr den Gashahn zudrehen.“ Er sieht nur Vorteile, wenn die Energien vor der Haustür genutzt werden. Dabei hat der Experte die internationale Entwicklung im Hinterkopf, denn die Welt ist klein geworden. Was heute in China abläuft, das hat direkte Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft. Ein Beispiel: Der Spritverbrauch in China steigt jährlich um den Ölverbrauch ganz Deutschlands.

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