Waldumbau in Gunzenhausen
24.4.2020, 17:12 UhrSeit 2006 betreut die FBG den Gunzenhäuser Stadtwald und damit auch diese Hanglage zwischen Cronheim und Unterhambach. Wüst schaut es an unserem Treffpunkt am Fuße des Hangs aus – ein kleiner Kiefernbestand wurde am Waldrand abgeholzt, die hohen, jedoch sehr windschiefen Kiefern dahinter werden wohl auch noch der Axt zum Opfer fallen.
Eigentlich ist Kahlschlag alles andere als das Mittel der Wahl bei der heutigen Forstbewirtschaftung. "Durchforsten" heißt das Schlagwort der Stunde, allerdings fanden sich auf diesem kleinen Stück keine geeigneten Bäume, die man hätte stehen lassen können, erläutert Handke.
Schon in einem Jahr, verspricht der Fachmann, wird es hier ganz anders aussehen. Der etwa 30 Meter breite Waldrand wird "standortgerecht" gestaltet, es wird also neben der Bodenbeschaffenheit auch auf die Lage und das Klima geachtet. Ganz zur Straße hin werden in Absprache mit dem örtlichen Imker Sträucher nicht nur den Bienen Nahrung geben, sondern auch optisch eine schöne Abrundung darstellen. Nach fünf Meter werden Eichen gepflanzt, auf dem hier vorhandenen Feuerletten laut Handke "der Klassiker". Daneben sollen Kirschbäume, Roteichen und Hainbuchen "den ersten Stock" im Wald "dicht machen".
Am Aspenberg gab es "extrem viel Nadelholz", berichtet Handke. Doch von "Nadelwäldern müssen wir größtenteils Abstand nehmen", Kiefer oder gar Fichte hätten nur noch an sehr wenigen Standorten Überlebenschancen. Entsprechend wurde und wird das Gehölz nach und nach umgebaut. Hangaufwärts gibt es einen großen Jungbestand unter anderem mit Erle und Flatterulme. Auch Berg- und Spitzahorn fühlen sich auf dem tonigen Standort mit den vielen Wasserläufen wohl, gleichzeitig setzt die FBG auf neue Baumarten wie Schwarznuss. Um die kleinen Bäumchen vor Verbiss zu schützen, wurde der Bestand eingezäunt. Doch es gibt wohl ein Loch, das verraten Handke Rehspuren auf den ersten Blick. Hier muss der Revierförster mit dem Hund rein, um das Tier aus der Schonung zu bringen. Handke macht sich eine entsprechende Notiz.
Wälder müssen gepflegt werden, erklärt Handke, und da sind pro Hektar "leicht mal 10 000 Euro weg". Neben der Pflanzung verursachen vor allem der Zaunbau, die regelmäßige Kontrolle und die Pflege die Kosten.
Umdenken müssen die Forstleute bei der Wahl der Bäume. Einheimische Gewächse waren früher das oberste Gebot, doch diese Zeiten sind angesichts des Klimawandels vorbei. Der Blick von Handke und seinen Kollegen geht dabei nicht nur nach Unterfranken oder in die Pfalz, sondern bis nach Rumänien. Zerreiche, Atlaszeder oder Esskastanien mögen die Bäume der Zukunft sein. Bereits etabliert hat sich die Douglasie, die weniger Wasser als Kiefer oder Fichte braucht, tiefer wurzelt, aber auch schnell wächst.
Selbstverständlich spielt beim Waldumbau der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle, "Förster und Waldbesitzer wollen am besten gerade Bäume", aus denen sich gut Bretter schneiden lassen, sagt Handke. Darüber hinaus würden aber auch der Umweltaspekt und Naturschutz nicht vernachlässigt. Gesunde und standortgerechte Mischwälder sind das Ziel, die dem Klimawandel trotzen und den Waldtieren Nahrung und Schutz bieten. Biotopbäume, wie etwa die alten Kastanien mit ihren vielen Höhlen, die bei dem alten Felsenkeller stehen, sind dabei sehr willkommen.
Ein schöner Wald entsteht da auf dem Gelände bei Cronheim, das kann man sich richtig gut vorstellen. Doch weder Handke noch die Autorin dieser Zeilen werden den umgebauten Aspenberg in seiner vollen Pracht erleben. Denn Waldumbau ist eine Arbeit, die "langfristiges Denken" erfordert, sagt der FBG-Geschäftsführer. Was die eine Generation sät, wird erst die nächste oder gar übernächste ernten. Das wissen Waldbesitzer schon seit Jahrhunderten.
Auch Jürgen Stemmer, Leiter des Forstamts in Gunzenhausen, weiß natürlich um die enormen Herausforderungen, die der Waldumbau in der Zeit sich rasch ändernder Klimabedingungen für Waldbesitzer und Förster bedeutet. Ob die jetzt ergriffenen Maßnahmen und die Auswahl der Baumarten richtig oder falsch war, das werden nach seinen Worten erst spätere Generationen beurteilen können.
Der Freistaat Bayern, informiert Jürgen Stemmer, unterstützt die privaten und kommunalen Waldbesitzer finanziell und im Rahmen der kostenlosen Beratung durch die Forstverwaltung auch fachlich und neutral. Die Beratungsförster des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg-Gunzenhausen finden sich auf der Homepage der Behörde (www.aelf-wb.bayern.de) oder auf dem Waldbesitzerportal unter www.waldbesitzer-portal.bayern.de.
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