Event im "Vinylla Fudge"

Wiener Giftler zu Gast im Treuchtlinger Plattenladen: Spannende Buchpräsentation mit Andi Appel

Georg Lindner

Lokalredaktion Treuchtlingen

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11.6.2024, 15:00 Uhr
Gute Stimmung herrschte bei der Veranstaltung "Wiener Schmäh, Günther - Giftler, Gammler, Plattensammler".

© Andi Appel Gute Stimmung herrschte bei der Veranstaltung "Wiener Schmäh, Günther - Giftler, Gammler, Plattensammler".

Der Wiener Autor Andi Appel präsentierte sein Buch "Günther – Giftler, Gammler, Plattensammler" im vollbesetzten "Vinylla Fudge" mit musikalischer Begleitung. "It’s only Rock ’n’ Roll (but I like it)", der Titel eines Stones-Songs von 1974, war das Lebensmotto der Wiener Musikinstitution Günther Holtschik. Dieser Künstler ist bei weitem nicht so berühmt wie Keith Richards, Paul McCartney oder Jim Morrison, hat aber mit den Rockgrößen gemeinsam, dass sein Leben in Buchform gepresst wurde, so der Plattenladen in einer Mitteilung.

Das Bild zeigt die vier österreichischen Gäste Günther Holtschik, Andi Appel, Roland Beisser und Andreas Lechner.

Das Bild zeigt die vier österreichischen Gäste Günther Holtschik, Andi Appel, Roland Beisser und Andreas Lechner. © Friedrich Kugler

Die im Buch "Günther – Giftler, Gammler, Plattensammler" von Andi Appel festgehaltene Lebensgeschichte des 69-jährigen Österreichers fesselte vom Anfang bis zum Ende, manche im Publikum erkannten hier Parallelen zu eigenen Erlebnissen. "Gammler" war dabei die übliche, meist nicht sonderlich nett gemeinte Bezeichnung für junge Menschen. "Beatle" war auch so ein gängiger Begriff für alle jungen Männer, denen die Haare über die Ohren gingen.
"Bist Du a Beatles?" wurde der damals 15-Jährige einst in Wien gefragt - "Beatles" mit "s", Mehrzahl. "Ja, ja", hat er geantwortet, "I bin a Beatles". Später kam noch "Giftler" hinzu, eine Bezeichnung nicht speziell für Drogensüchtige, sondern generell für Jugendliche, die nicht der Norm entsprachen und nicht in das gängige Wien-Bild passten. In einem Mix aus Comedy (wienerisch: Schmäh), Lesung und knallharten Rockriffs lieferten die Österreicher in Treuchtlingen eine Performance ab, die mit Witz und musikalischem Können zu überzeugen wusste.
Neben Autor Andi Appel und seinem Protagonisten Günther Holtschik waren noch der Sänger und Schauspieler Roman Beisser sowie der Ausnahmegitarrist Andreas Lechner, Mitglied des Burgtheater-Ensembles sowie bekannt durch seine Indie-Band "The Ghost And The Machine", mit von der Partie.

Stones entzündeten den rebellischen Funken

Geboren und aufgewachsen im nachkriegsmuffigen, konservativ geprägten Wien haben die Rolling Stones den rebellisch-musikalischen Funken von Holtschik entzündet. Sie sind bis heute seine Lieblingsband, er hat 18 Mal live gesehen. Ausgehend von frühen Gigs einiger Bands hat sich Günther seine drei Lieben bis heute bewahrt: Rock ’n’ Roll, lange Haare und die zum Fußballverein Austria Wien.


Im an zwei Tagen hintereinander restlos ausgebuchten "Vinylla Fudge" wurden den Rockfans keine nostalgisch verklärten Lobeshymnen auf eine Szeneperson und ihre Zeit präsentiert, sondern ein pointierter und realistischer Blick zurück, der auch vor Schattenseiten der Vergangenheit nicht zurückschreckte. So wurde offen darüber geredet, dass Günther bis zu seinem Lebensende das Substitut Methadon zu sich nehmen muss, um nicht wieder dem Heroin zu verfallen.
Günther Holtschik als auch seine Heimat Wien verkörpern Charaktere, die einzigartig sind und setzen dabei Marksteine gegen die zunehmende Uniformität einer modernen Gesellschaft.
Der Auftritt der vier Österreicher zählt ohne Zweifel zu einem der Highlights des Treuchtlinger Veranstaltungsjahres, ist sich Plattenladeninhaber Friedrich Kugler sicher. Kurzum: "It was more than Rock’n’Roll".

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