Lätare-Strauß

Zweige, Brezen und Bänder: Eine alte christliche Tradition lebt in Wachstein auf

Horst Kuhn

18.3.2023, 15:00 Uhr
Symbolträchtiger Brauch: Jürgen Lechner mit dem von ihn angefertigten Lätare-Strauß in der Kirche „St. Michael“ zu Wachstein.  

© Horst Kuhn, NN Symbolträchtiger Brauch: Jürgen Lechner mit dem von ihn angefertigten Lätare-Strauß in der Kirche „St. Michael“ zu Wachstein.  

Eine langjährige Tradition lässt Mesner und Organist Jürgen Lechner wieder aufleben. Er hat einen Lätare-Strauß angefertigt, der ab Sonntag in der St. Michaels-Kirche in Wachstein zu bestaunen ist.

Freudentag in der Passionszeit

In der Passionszeit ragt der Kirchensonntag "Lätare" aus der Reihe der anderen Sonntage während der Fastenzeit heraus. Der vierte Fastensonntag gilt als Freudentag mitten in der Passionszeit, als ein "kleines Ostern" in dieser ernsten Zeit.

Ein Lätare-Strauß besteht aus drei mal drei Dingen: Zum einem drei Zweige von unterschiedlichen Bäumen oder Sträuchern. Sie stehen für die drei Wochen bis Ostern. So sind die Zweige mit den Knospen die Zeichen der Hoffnung auf das neue Leben, auf die Auferstehung, die die Christen an Ostern feiern. Die Knospen sind für sie ein Zeichen der Hoffnung darauf, dass das Leben siegt.

Die drei Brezen erinnern an drei Dinge. Erstens: die Gebetshaltung; Brezen sind geformt wie die verschränkten Arme beim Gebet. Sie sollen daran erinnern, dass die Christen, gemäß ihrem Glauben, jemanden haben, mit dem sie reden können, dem sie auch ihr Leid klagen können.

Als "Brezensonntag" bekannt

Zum Zweiten gibt es bei der Breze drei Durchblicke: Sie symbolisieren den Ausblick auf die drei Wochen bis Ostern. Drittens erinnern die Brezen an das Weizenkorn, das in die Erde fällt und aus dem sie gebacken sind; das in die Erde fällt und dort vergehen muss, um neue Frucht zu bringen. Der Lätare-Sonntag wurde früher auch manchmal "Brezensonntag" genannt. Kinder bekamen eine Breze geschenkt.

Schließlich findet man am Lätare-Strauß auch noch drei Bänder: zwei violette und ein rosafarbenes. Sie stehen ebenfalls für die drei Wochen und drei Sonntage bis Ostern: Lätare, Judika und Palmsonntag.

Violett ist die Farbe der Passion, sie erinnert an das Leiden Jesu. Das violette Band erinnert aber auch daran, dass Menschen laut der christlichen Glaubenslehre in ihrem Leid mit Jesus verbunden sind.

Liturgische Farbe rosa

Das rosa Band steht für den Sonntag Lätare. Es gibt nur diesen Sonntag Lätare - und den dritten Advent - im Kirchenjahr mit der liturgischen Farbe rosa. In ihr mischen sich das Rot der Liebe und das Weiß des österlichen Freudenfestes.

Rosa gilt als ein zarter Hinweis auf das Rot der Liebe und die Freude des Lebens, die an Ostern in voller Pracht erstrahlen werden.