Anwohner kontra Kommune

Herzogenaurach: Was wird aus der Kantstraße?

Hans von Draminski

Erlanger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

30.3.2022, 12:25 Uhr
Herzogenaurach: Was wird aus der Kantstraße?

© Hans von Draminski

Der Streit, er schwelt schon länger. Der E-Mail-Verkehr, den Anwohnersprecher Heinz-Peter Nilkes seit Sommer 2021 mit der Stadt Herzogenaurach führt, er füllt ausgedruckt einen Ordner und bezeugt vor allem stark divergierende Interessen.

Versucht man, die verschiedenen Standpunkte auf einen Nenner zu bringen, ohne sich in Details zu verlieren, dann sieht es in etwa so aus: Die Kantstraße ist schon seit längerem Tempo-30-Zone, wie es zu einer normalen Wohnstraße ohne explizite Verkehrsberuhigung auch passt und mittlerweile üblicher Standard ist. Geparkt wird längs der Straße auf beiden Seiten, was das Parkplatzangebot naturgemäß einschränkt und die Fahrbahnbreite so belässt, dass bei Tempo 30 noch gefahrloser Begegnungsverkehr zwischen Pkw möglich ist. Auch der Linienbus fährt hier durch.

Nach der Sanierung - es wurden bereits neue Kanalrohre verlegt, in einem weiteren Schritt stehen nun wie berichtet Arbeiten an den Gehsteigen und der Fahrbahndecke auf der Agenda - soll die Straße ein eher behutsam optimiertes Erscheinungsbild haben. Mit breiteren Bürgersteigen, aber weiterhin mit Längsparkplätzen. Dies wurde in Bauausschuss und Stadtrat auch so beschlossen, ist also scheinbar ausgemachte Sache.

Nicht allerdings aus Anwohnersicht. Die Kantstraße ist traditionell zweigeteilt. Auf einer Seite stehen Wohnblocks mit vergleichsweise kleinen Wohneinheiten, auf der anderen Seite Einfamilienhäuser, zum Teil neu gebaut, zum Teil energetisch sanierter Altbestand. Das Parkplatzproblem teilen beide Seiten. In einem der auf den Stand der Energie- und Umwelttechnik gebrachten Häuser wohnt auch Heinz-Peter Nilkes, der als eine Art Sprecher der Anwohnenden beidseits der Kantstraße auftritt. Und der auch besagte Unterschriftenaktion ins Leben gerufen hat. Auf der zugehörigen Liste haben inzwischen über 100 Menschen unterzeichnet, die mit den Plänen der Stadt in ihrer jetzigen Form nicht einverstanden sind.

Beim Gespräch mit diesem Medienhaus zeigt Nilkes unter anderem ein Handy-Video, auf dem zu sehen ist, wie Autos (zu) schnell an radelnden Kindern vorbeifahren. „Die Kantstraße ist eine Rennstrecke, auch wenn die zulässige Geschwindigkeit offiziell auf 30 Stundenkilometer begrenzt ist“, sagt Nilkes mit Sorge in der Stimme. Aus seiner Sicht sei es „nur eine Frage der Zeit, bis ein Kind angefahren wird“. Man habe darauf gehofft und gesetzt, dass die Sanierung so geplant werde, dass eine gewisse Verkehrsberuhigung eintritt - und sei enttäuscht worden.

Andere Anordnung

Die Idee der Anwohner, die es sogar in Form eines professionell ausgearbeiteten Architekturplanes gibt, sieht Schrägparkplätze anstelle der bisherigen Längs-Lösung vor. Dies bedinge für die Autofahrer einen gewissen „Slalom“, wodurch automatisch langsamer gefahren werde. Als positiver Nebeneffekt würde sich die Zahl der verfügbaren Parkplätze erhöhen.

Diesen Plänen erteilt Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker eine klare Absage. Nicht nur, dass die Sanierung in ihrer jetzigen Form von Bauausschuss und Stadtrat bereits abgesegnet sei und die Arbeiten längst ordnungsgemäß vergeben. Die Kantstraße sei zudem Trasse einer wichtigen städtischen Buslinie, mit der eines Tages auch das neue Wohngebiet nahe der Reha-Klinik angeschlossen werden müsse. Und da müsse eine gewisse Fahrbahnbreite erhalten bleiben. Den Einwand, dass die schnurgerade Straße zum Rasen einlade, nimmt Hacker durchaus ernst. Deshalb werde auch ein fester Punkt für Geschwindigkeitskontrollen eingerichtet, um die Einhaltung des Tempolimits zu überwachen. Die Verbreiterung der Bürgersteige werde zudem dafür sorgen, dass Passanten und kleinere Kinder in der Straße „völlig sicher unterwegs sein können“, betont Hacker.

Heinz-Peter Nilkes und seine Mitstreiter - darunter mehrere Familien mit Kindern - wollen gleichwohl weiterkämpfen und unter anderem auch Unterschriften in angrenzenden Straßen sammeln.

Keine Kommentare