Angespannte Lage

Herzogenauracher Kitas suchen händeringend nach Personal

26.1.2022, 05:55 Uhr
Wie geht es weiter mit dem Personal in den Herzogenauracher Kindertagesstätten (v.l.): Gaby Klaus, German Hacker, Gordana Lasic, Nina Mützlitz und Paula-Marie Kasan in der fast fertigen Johann-Comenius-Kita.

© Matthias Kronau, NN Wie geht es weiter mit dem Personal in den Herzogenauracher Kindertagesstätten (v.l.): Gaby Klaus, German Hacker, Gordana Lasic, Nina Mützlitz und Paula-Marie Kasan in der fast fertigen Johann-Comenius-Kita.

Aus diesem Grund haben sich die Träger zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Gemeinsam traten sie vor die Presse.

Als Ort war die neue Johann-Comenius-Kindertagesstätte gewählt worden, die im April eingeweiht wird. "Wir haben die tollsten Häuser, aber sind personell am Anschlag", schilderte die evangelische Pfarrerin Nina Mützlitz die Lage. So werden in der neuen siebengruppigen Kita zunächst nur drei Gruppen starten können. Sukzessive wird ausgebaut - sofern Personal gefunden wird. Nur: "Wir bekommen kaum Bewerbungen", seufzt Gordana Lasic, die seit vergangenem September die Geschäftsführung für die fünf evangelischen Kitas innehat. Rund 400 Kinder werden betreut. "Uns fehlen rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch um die neue Comenius-Kita richtig ausfüllen zu können."

Frust und Ärger der Eltern

Schon jetzt müssen in den evangelischen Kitas teils Betreuungszeiten gekürzt werden. Krankheitsfälle beim Personal können kaum noch aufgefangen werden, immer wieder müssen ganze Gruppen kurzfristig abgesagt werden. "Der Frust und Ärger der Eltern ist da verständlich", sagt Paula-Marie Kasan, die Leitern der Johann-Comenius-Kita, die mit ihren drei Gruppen derzeit noch im Martin-Luther-Haus untergebracht ist.

Räume wären da

Keineswegs besser geht es den katholischen Kitas. In zehn Einrichtungen (inklusive zwei Horte) werden rund 1000 Kinder betreut. "Manche Gruppen können wir gar nicht bilden, obwohl wir Räume hätten", klagt Pfarrer Helmut Hetzel, und Gaby Klaus (kaufmännische Gesamtleitung) weiß, "dass wir über 20 Mitarbeiter bräuchten, wenn wir alles voll haben wollten." Angesichts der Wartelisten wäre das auch ein erstrebenswertes Ziel. Ganz kurzfristig haben die katholischen KiTas einen Bedarf an 15 Kinderpflegern und Erziehern, die evangelischen KiTas 20.

Ausbildungsoffensiven zu schwach

Als ein Hauptproblem sehen die Träger die lange Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin und gleichzeitig die relativ geringe Vergütung während der – mittlerweile auf vier Jahre verkürzten – Ausbildungszeit. Durch Ausbildungsmodelle wie „OptiPrax“ steuere die Politik zwar ein Stück weit entgegen, allerdings steigere dies die Ausbildungszahlen nicht im benötigten Maße. "Ein Grund sind auch die fehlenden Kapazitäten an den Fachschulen für Sozialpädagogik", heißt es in einer Pressemitteilung. Ein weiteres Problem seien die bundesweit unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen, Fortbildungsmöglichkeiten und Qualitätsstandards in der Erzieherausbildung.

Geringe Attraktivität

Und weiter: "Die starre Tarifbindung, das vergleichsweise geringe Gehalt insbesondere als Kinderpfleger*in, die begrenzten Karrierechancen und die hohe Belastung sind die wichtigsten Gründe für die geringe Attraktivität des Berufes."

Aufgrund der Teilzeittätigkeit, die vorwiegend in den Vormittagsstunden erfolgt, und den personellen Ausfällen der wenigen Vollzeitkräfte können Betreuungszeiten nach 15 Uhr künftig kaum noch gewährleistet werden.

Zusätzlicher Unmut

Das Finanzierungssystem von Kindertageseinrichtungen in Bayern sieht vor, dass ca. 80% der Bruttopersonalkosten durch die so genannte kindbezogene Förderung von Kommune und Land Bayern gedeckt werden, die restlichen 20% müssen durch Elternbeiträge und sonstige Einnahmen erwirtschaftet werden. Die kindbezogene Förderung ist abhängig von den gebuchten Nutzungszeiten der Eltern in der KiTa und diese zieht die ständige Anpassung der Arbeitszeiten des pädagogischen Personals nach sich. In der Folge muss sich das pädagogische Personal immer wieder auf veränderte Einkommen einstellen. „Das führt zu den ohnehin großen alltäglichen Belastungen zusätzlich zu Unmut“, so die Trägervertretungen.

Anerkennung ausländerischer Berufsabschlüsse vereinfachen

Die Anerkennung ausländischer pädagogischer Berufsabschlüsse sei zu umständlich. „Hier muss sich einiges ändern, die Träger müssen gerade bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen mehr Mitsprache erhalten. Nicht rein die formale Prüfung darf entscheidend sein, sondern auch die persönliche Eignung der Bewerber muss Berücksichtigung finden – und diese könne nur vor Ort beurteilt werden“, so Gaby Klaus. Ein höherer Anteil von Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund sei wünschenswert, da er zu Diversität und interkulturellem Kompetenzerwerb beitrage.

„Wir freuen uns über jede Bewerbung, ob in Teilzeit oder Vollzeit“, so Pfarrerin Nina Mützlitz. Konkrete Stellenangebote sind auf www.herzogenaurach-evangelisch.de und www.kitas-asg.de zu finden.

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