Veranstaltung der Politischen Frauen

Über weibliche Beschneidung in Herzogenaurach informiert

6.8.2023, 11:58 Uhr
Die Politischen Frauen Herzogenaurach um Claudia Belzer, Patrizia Eliani Siontas, Claudia Leuschner, Eva Körner und Ruthild Schrepfer übergaben die Spenden an Fadumo Korn (Zweite von links) und Maria Sponsel (rechts daneben).

© Walter Korn Die Politischen Frauen Herzogenaurach um Claudia Belzer, Patrizia Eliani Siontas, Claudia Leuschner, Eva Körner und Ruthild Schrepfer übergaben die Spenden an Fadumo Korn (Zweite von links) und Maria Sponsel (rechts daneben).

Den Politischen Frauen Herzogenaurach war es schon lange ein Anliegen, über ein sehr wichtiges Frauenthema, nämlich die weibliche Genitalverstümmelung, öffentlich zu informieren, was sie im Pfarrsaal von St. Magdalena mit ihrem Gast Fadumo Korn nun taten. Diese kämpft gemeinsam mit ihrem Mann und dem Verein Nala gegen die weibliche Beschneidung. Die Arbeit des Vereins ist sowohl präventiv als auch nachsorgend vor Ort in Afrika, aber auch hierzulande, wo etwa 100 000 Frauen betroffen sind. 90 Minuten lang berichtete Fatuma Korn sehr anschaulich, am Ende auch im Dialog mit dem Publikum, von dem Problem an sich, dem Kampf um die Finanzierung ihrer Tätigkeiten und den Erfolgen ihrer Arbeit.

Die Politischen Frauen Herzogenaurachs, bestehend aus engagierten Frauen der Parteien CSU, Bündnis 90/Die Grünen, und SPD, hatten es sich nicht nur mit einer Spende in Höhe von 500 Euro zum Ziel gemacht, den Verein Nala zu unterstützen, sondern es war ihnen auch ein Anliegen, „Bewusstsein für die schrecklichen Auswirkungen der weiblichen Genitalverstümmelung zu schaffen, und zu zeigen, dass dieses Thema auch in Deutschland nicht länger ignoriert werden kann“, formulierte Ruthild Schrepfer (CSU) einleitend.

Der Fokus der Veranstaltung lag auf Berichten aus Burkina Faso - den Herzogenaurachern gut bekannt, da die Partnerstadt Kaya dort liegt. Weibliche Beschneidung, die eine schwere Kinder- und Menschenrechtsverletzung darstellt, ist dort eigentlich verboten und trotzdem sind etwa drei Viertel aller Frauen beschnitten. Mit dem Projekt "Bildung statt Beschneidung" hat Nala hier bereits große Erfolge erzielt. Dank Aufklärungsarbeit und Bildungsmaßnahmen konnte die Rate der Beschneidung von 78 auf 62 Prozent gesenkt werden. „Die Zahlen zeigen, dass Bildung und Information die Schlüssel zur Bekämpfung dieses grauenhaften Rituals sind“, resümierte Claudia Belzer (SPD) im Nachgang der Veranstaltung. In ihrem Vortrag wies Fadumo Korn auch immer wieder auf Begriffe in diesem Zusammenhang hin, die sie kritisch sieht. "Schamlippen - wofür soll man sich schämen? Und: Entwicklungshilfe - kein Begriff der Augenhöhe beinhaltet“, prangerte die aus Somalia stammende Frau an.

Fadumo Korn ist auch Mitarbeiterin bei "Donna mobile" und arbeitet im Projekt Mira, wo sie Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen oder bedroht sind, betreut. Ziel ist es, diese Mädchen in ganz Bayern zu stärken und diese beruflich für den sozialen und pflegerischen Bereich zu qualifizieren. Die Referentin Fatumo Korn berichtete unter anderem von ihrem Kampf mit der Politik, Gelder für ihre Arbeit zugesagt zu bekommen. Trotz des immensen Bedarfs an Unterstützung und Aufklärungsmaterialien steht die Organisation vor der Herausforderung, ausreichende finanzielle Mittel zu erhalten, um ihre Arbeit fortzuführen. Um dieses Problem anzugehen, appellierte Korn an die Anwesenden, sich für Spenden und Kooperationen stark zu machen.

Unternommen hat sie selbst viel in den letzten Jahren, z.B. hat sie 2022 eine Petition gestartet: „Kein Durchschnitt: für eine faire medizinische Versorgung genitalverstümmelter Patientinnen“ und diese im Bayerischen Landtag auch persönlich übergeben. 2019 wandte sie sich ebenfalls mit einer Petition an die Bundespolitik. Prominente Schirmherren wie Christian Ude oder Katja Riemann sollen zudem helfen, das Problem in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit zu rücken. Aktuell sind Schätzungen zufolge rund 100.000 Mädchen und Frauen in Deutschland von dieser traditionellen Praxis betroffen. „Und trotzdem scheint es den Entscheidern nicht bewusst zu sein, dass es sich hier auch um ein in Deutschland angekommenes Problem handelt“, so Korn. „Der falsche Umgang mit Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrungen kann Traumata verschlimmern, deshalb ist gerade auf Behördenebene ein sensibilisierter und geschulter Umgang auf Augenhöhe zwingend erforderlich!“, kommentierte nachträglich Patrizia Eliani Siontas (Bündnis 90/Die Grünen), die beruflich selbst einige Jahre in der Flüchtlingsarbeit tätig war.

Fadumo Korn ist vom Bayerischen Landtag für ihre Arbeit mit dem Verfassungsorden und dem Ellen-Ammann-Preis ausgezeichnet worden. Die Politischen Frauen Herzogenaurachs freuten sich, zwei Schecks überreichen zu können. Der Zusammenschluss von engagierten Frauen organisiert jährlich zum Weltfrauentag eine passende Veranstaltung. In diesem Jahr war die Komikerin Mirja Regensburg zu Gast im hiesigen Vereinshaus. Die Erlöse werden regelmäßig im Anschluss daran je zur Hälfte an eine regionale und an eine überörtliche oder international agierende Frauenorganisationen übergeben. Eine Spende in Höhe von 500 Euro ging dieses Jahr an Nala und wurde von Fadumo Korn entgegengenommen. Die zweite 500-Euro-Spende ging an den Frauennotruf Erlangen, eine Beratungsstelle für Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrung.

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