2G lässt Zahlen explodieren

Immer mehr gefälschte Impfpässe: So viele Fälle gibt es in Mittelfranken

9.1.2022, 08:33 Uhr
Ohne Impfpass geht vielerorts in Bayern nichts mehr - etwa in der Gastronomie, wo eine strenge 2G-Regel gilt. 

© Eckhard Stengel via www.imago-images.de, imago images/Eckhard Stengel Ohne Impfpass geht vielerorts in Bayern nichts mehr - etwa in der Gastronomie, wo eine strenge 2G-Regel gilt. 

Die Blanko-Bögen kommen aus dem Internet, die Chargennummern aus dem heimischen Drucker, die QR-Codes häufig aus zwielichtigen Telegram-Gruppen: Der Handel mit gefälschten Impfpässen floriert, auch in Bayern. Bis zum 4. Januar, teilte das Innenministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit, ermittelten die Behörden im Freistaat in über 3700 Fällen. Tendenz steigend - und das seit Monaten.

Ein Hotspot sei neben der Landeshauptstadt München auch der Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen, teilt das Ministerium mit. Hier tauchen demnach besonders viele Fälschungen auf.

Das Polizeipräsidium Mittelfranken bestätigt die steigenden Zahlen. "Bis zum 31. Dezember haben wir knapp 600 Fälle verzeichnet", sagt Sprecher Michael Konrad. "Auffällig ist, dass sie fast ausnahmslos seit dem Herbst aufgetreten sind." Während es in der ersten Jahreshälfte so gut wie keine Verfahren gegeben habe, waren es allein im Dezember fast 250. Seit der Impfnachweis als Eintrittskarte ins Restaurant, den Zoo oder die Oper dient, explodieren die Zahlen.

Apotheker lassen Schwindel auffliegen

Dass der Großraum Nürnberg aber besonders betroffen sei, relativiert Polizeisprecher Konrad. Häufig versuchen Betrüger ihre analogen Impfpässe in Apotheken digitalisieren zu lassen. "In Nürnberg gibt es da mehr Möglichkeiten als beispielsweise in Rothenburg", erklärt Konrad. "In den Ballungsgebieten ist die Zahl aller Delikte durchweg höher."

Nach wie vor sind es meistens Apotheker, die den Schwindel auffliegen lassen. Sie sind geübt im Umgang mit den Pässen, erkennen schlechte Fälschungen schnell. "Für die Polizei muss man sagen, dass der Impfnachweis in der Praxis eine relativ kleine Rolle spielt", sagt Konrad.

Wann Polizisten genauer hinsehen

"Wir haben nicht die Situation, dass wir Leute auf der Straße anhalten und nach dem Impfpass fragen." Allenfalls bei Kontrollen in Bus und Bahn, bei denen Polizisten unterstützen, taucht mal eine Fälschung auf. "Da zählt für die Kollegen die Verdachtsschöpfung mit dem gesunden Menschenverstand." Heißt: Dann, wenn ein Mann mittleren Alters einen Pass hat, in dem insgesamt nur einer Impfung eingetragen ist, schauen die Beamten womöglich etwas genauer hin.

Hin und wieder fliegen auch in Franken die Fälscher selbst auf. Erst vor wenigen Tagen stellt die Polizei einen Mann aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, der bis zu 150 Pässe verkauft haben soll. "Aber das ist nicht die große Masse", sagt Konrad - auch wenn die Fälle, die die Polizei selbst zur Anzeige bringt, mehr werden. "Durch die Kontrollen ist es oft der Endkonsument, der auffliegt - wie bei Betäubungsmitteln auch."