Leben und lernen in der Natur

Konzept vorgestellt: Pegnitz bekommt einen Waldtierkindergarten

18.12.2021, 08:00 Uhr
Konzept vorgestellt: Pegnitz bekommt einen Waldtierkindergarten

© Foto: Klaus Trenz

Der Träger – Bildungsort Natur – befindet sich noch in der Gründungsphase. Ab September 2022 soll die Einrichtung am Wildgehege Veldensteiner Forst in Betrieb sein.

Das Motto des Träger sei "Lernen und leben in der Natur in enger Verbindung mit den Waldtieren", stellte Bürgermeister Wolfgang Nierhoff (PEG) das Konzept jetzt vor. "In Bayern gibt es eine Kindertagesstätte in dieser Form noch nicht", sagte er.

Eine Kinderbetreuungseinrichtung in dieser Art bringe eine Ergänzung und Vielfalt für Pegnitz, heißt es in dem Konzept, das Waidosch vorgestellt hat. Die Kinder seien gesundheitlich stabiler, müssten seltener zuhause betreut werden und hätten eine bessere Sinneswahrnehmug und bessere motorische Fähigkeiten. Sie können ihren Bedürfnissen freien Lauf lassen, wären ausgeglichener und ausgelasteter, weil sie unter anderem mehr toben könnten und weniger durch Lärm gestresst sind, listet Waidosch in dem Konzept auf. Außerdem werde früher der Respekt gegenüber der Natur, Pflanzen und Tieren gelernt, ebenso die Wichtigkeit des Waldes und das ressourcenschonende Leben in den Kindern verankert. Der Waldkindergarten mit 20 Plätzen und einem Waldwagen habe eine Anbindung an das Wildgehege.

Bauwagen als Unterkunft

"An Tagen, an denen es nicht möglich ist den ganzen Tag im Wald zu verbringen, ist als Unterkunft die Anschaffung eines Waldkindergarten-Bauwagens angedacht", so Nierhoff weiter. Er sei mit Ökotoilette, Heizung, Regalen, Tischen und Bänken ausgestattet. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 90 000 Euro. Bei der Regierung von Oberfranken wurde schon ein Förderantrag dazu gestellt, sagte der Bürgermeister. Außerdem werde ab September 2022 neben dem Waldtierkindergarten eine Waldgruppe des evangelischen Kindergartens Buchau mit 15 Plätzen eröffnet, die aber eine anderes pädagogisches Konzept habe. Dort seien die Kinder vormittags im Wald, kämen mittags zum Essen in den Kindergarten und blieben dort bis zum Ende der Öffnungszeit, erläuterte der Bürgermeister. "Deshalb sind die beiden Einrichtungen auch nicht als Konkurrenz zu sehen", sagte Nierhoff. Ohne größere bauliche Veränderungen könnten also zwei weitere Kindergartengruppen mit insgesamt 35 Plätzen geschaffen werden. Für beide Gruppen gebe es bereits eine Bedarfsanerkennung. Deshalb schlug er vor, im Haushalt 2022 für die Realisierung des Waldtierkindergartens im Veldensteiner Forst 100 000 Euro einzustellen.

"Ich würde das nicht mit in die Ausgaben einplanen, denn es handelt sich um eine bauliche Maßnahme", sagte Hans Hümmer (FWG). Es brauche erst eine Stellungnahme der Regierung von Oberfranken, auch was die Toilette in einem Trinkwasserschutzgebiet angehe. "Die Regierung soll erst mal die Förderschiene darstellen", so Hümmer. Bei Kindergartenneubauten gebe es von dort eine 90-prozentige Förderung. "Wieso sollen wir unsere Ausgaben zur Verfügung stellen?"

Ähnlich sah es Susanne Bauer (GU). "Wir müssen erstmal schauen, welche Vorgaben zu erfüllen sind", sagte sie, "Trägerschaft, Betriebserlaubnis und einen eventuell anderen Standort klären." Man solle dem Träger keine falschen Hoffnungen machen, sagte Werner Lappat (CSU). Die Zustimmung zum Beschluss könnte eine falsche Botschaft aussenden. "Ich bezweifle, dass mit September 2022 alles geklärt ist", sagte er. Aber man könne ein Signal setzen, entgegnete Hans Hümmer.

Noch viele Fragen offen

Zweite Bürgermeisterin Sandra Huber berichtete von einem Ortstermin mit dem Landratsamt. Es sei festgestellt worden, dass es noch viele Fragen zu klären gebe. Hier erhielt sie Unterstützung von Michael Förster (PEG). "Wir haben hier die Chance für einen Waldkindergarten, aber es sind noch viele Hausaufgaben zu machen", sagte er.

"Mir gefällt es nicht, das ganze Projekt in die Länge zu ziehen", vertrat Simone Birnmeyer (PEG). Jetzt einen Beschluss zu fassen, heiße nicht, dass es keine Förderung für die Maßnahme gibt. Sie wisse schon von vielen Eltern, die nach dem Waldtierkindergarten nachfragen. "Es wäre schade, wenn sich das jetzt unnötig hinziehen würde", sagte sie.

"Wir wollen einem Projekt nähertreten und bekommen für 90 000 Euro 20 neue Kindergartenplätze", sagte Thomas Schmidt (FWG), "wir stellen das Geld nur in den Haushalt ein." Wenn es für den Träger wichtig sei, den Waldbauwagen zu bestellen, solle man sich das trauen. Wenn schließlich ein anderer Träger komme, sei "das Geld nicht kaputt". Man bekomme einerseits einen Wert dafür und könne zum anderen den Wagen weiterverkaufen.

"Der heutige Beschluss bezieht sich nur auf den Haushaltsplan", betonte Manfred Vetterl (CSU). Wenn der Bauwagen tatsächlich bestellt werden soll, müsse das sowieso der Stadtrat erst beschließen. Das unterstrich auch der stellvertretende Geschäftsleiter Heinz Stark. Wichtig sei auch der genaue Standort des Wagens, da die Aufstellung baugenehmigungspflichtig sei.

Das Gremium stimmte schließlich mit 12:7 Stimmen zu, dass im Haushalt 2022 Mittel in Höhe von 100 000 Euro eingestellt werden.

Keine Kommentare