Interview

Drachensteigen: Worauf die Neumarkter bei diesem Herbstspaß achten sollten

Irene Heinloth

E-Mail zur Autorenseite

27.10.2023, 06:00 Uhr
Wenn im Herbst der Wind kräftig bläst, ist die richtige Zeit, um bunte Drachen steigen zu lassen. Doch etwas Vorsicht ist bei diesem Freizeitvergnügen schon von Nöten - besonders in der Nähe von Stromleitungen.

© Thomas Warnack, dpa Wenn im Herbst der Wind kräftig bläst, ist die richtige Zeit, um bunte Drachen steigen zu lassen. Doch etwas Vorsicht ist bei diesem Freizeitvergnügen schon von Nöten - besonders in der Nähe von Stromleitungen.

Herr Martens, viele freuen sich im Herbst darauf, den Drachen auszupacken, sobald ordentlich Wind weht. Welche Orte sollte man beim Drachensteigen unbedingt vermeiden, welche sind sogar verboten?

Beim Drachensteigen sollte immer Vorsicht geboten sein. Da die Blicke der Kinder meist den Drachen folgen, gerät das Umfeld oft aus dem Auge. Eine Gefahr droht zum Beispiel durch Stromleitungen, die sich als Freileitungen auch in der Natur befinden können. Als Stromnetzbetreiber warnen wir daher Eltern und Kinder wiederkehrend im Herbst, immer auf die Sicherheit im jeweiligen Flugbereich zu achten. Es muss zu allen Stromleitungen ein Abstand von mindestens 100 Metern gehalten werden.

Welche Rolle spielt das Wetter und wann würden Sie dringend davon abraten, einen Drachen in die Luft steigen zu lassen?

Bei Nässe und viel Feuchtigkeit in der Luft ist besondere Achtsamkeit gefragt. Durch die leitenden Eigenschaften von Wasser kann Strom in der Nähe einer Leitung leichter überspringen. Beim Kontakt des Drachen mit dem Leiterseil sind feuchte Materialen wie die Lenkschnur bessere Energieleiter, wodurch eine Gefahr entsteht. Auch bei den ersten Anzeichen eines Gewitters muss der Drache sofort eingeholt werden.

Christian Martens, Pressesprecher der Bayernwerk Netz GmbH, weiß worauf es ankommt, damit das Drachensteigen nicht gefährlich wird.

Christian Martens, Pressesprecher der Bayernwerk Netz GmbH, weiß worauf es ankommt, damit das Drachensteigen nicht gefährlich wird. © Uwe Moosburger

Wie hoch darf man den Drachen steigen lassen?

Drachenschnüre sollten nie länger als 100 Meter sein. Die Bayernwerk-Freileitungen in der Hochspannung, die die Energie mit 110.000 Volt verteilen, hängen im Schnitt in einer Höhe zwischen 30 und 40 Metern. In der Mittelspannungsebene mit 20.000 Volt sind die Maste im Freileitungsbereich deutlich niedriger. Zum Vergleich: Der Strom zu Hause kommt mit 220 Volt aus der Steckdose. Zur eigenen Sicherheit ist der Abstand von mindestens 100 Metern zu allen Leitungen also in allen Fällen einzuhalten.

Wie oft erlebt die Bayernwerk Netz GmbH Zwischenfälle, bei denen sich Drachen in einer Stromleitung verfangen? Welche Folgen kann das haben und wie sollten sich betroffene Personen in dieser Situation verhalten?

Ein Drache würde ähnlich wie etwa ein im Wind fliegender Ast technisch als Fehler im Netzbetrieb erkannt. Der Fehler kann zu einem Stromausfall führen. Glücklicherweise kommt es selten zu Zwischenfällen. Vorfälle mit Personenschäden sind in den zurückliegenden Jahren nicht bekannt. Sollte es dennoch einmal dazu kommen, dass sich ein Drache in einer Freileitung verfängt, ist die Drachenleine sofort loszulassen. Es besteht die Gefahr eines Stromübertritts. Äußerste Gefahr für Leib und Leben droht dann, wenn Erwachsene oder Kinder selbst versuchen würden, den Drachen zu befreien. Stattdessen gilt: In kleinen Schritten Abstand von der Leitung gewinnen und umgehend die Störungsannahme der Bayernwerk Netz unter 09 41/ 28 00 33 66 oder die Integrierte Leitstelle unter 112 informieren.

Keine Kommentare