Appell des SPD-Ortsvorsitzenden

Kosten für Neumarkter Feuerwache sollen gedeckelt werden

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14.2.2022, 16:55 Uhr
 Die Stadt Neumarkt ringt um eine neue Wache.   

© Wolfgang Fellner  Die Stadt Neumarkt ringt um eine neue Wache.  

Der Neumarkter SPD-Vorsitzende Matthias Sander nimmt sich die drohende Kostenexplosion beim Bau der neuen Neumarkter Feuerwache vor. Mit Erstaunen habe er die letzten Artikel zur Entwicklung der Baukosten der Feuerwache gelesen und frage sich, ob dies nicht auch anders gehen kann.

Es sei ihm als Bautechniker klar, dass eine neue und gut funktionierende Feuerwache benötigt werde, damit im Einsatzfall die Feuerwehrleute rechtzeitig am Einsatzort ankommen könnten. Auch sei es logisch, dass diese Wache so nachhaltig gestaltet werden müsse, um eine funktionale Nutzung zu gewährleisten, die den Anforderungen der kommenden Jahrzehnte gerecht werde.

Es geht um ein Funktionsgebäude

Matthias Sander in seiner schriftlichen Stellungnahme: "Wir Neumarkter unterstützen unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute gern und in jeder Hinsicht; jedoch sollten wir auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit die Baukosten nicht noch weiter explodieren lassen. Kurzum: Wir benötigen eine neue Feuerwache und diese soll ein Funktionsgebäude werden."

Matthias Sander meldet sich zur Feuerwache zu Wort. Foto: privat

Matthias Sander meldet sich zur Feuerwache zu Wort. Foto: privat © Privat

Die Stadt Neumarkt habe in den vergangenen Jahren beinahe 100 Millionen Euro in den Bau neuer Gebäude investiert. Bei all diesen Bauvorhaben seien die Kosten letztendlich in die Höhe geschossen. Schulen und Turnhallen, in die dringend investiert werden müssten, um deren Funktionalität zu gewährleisten, würden im Haushalt hingegen nicht berücksichtigt und die notwendigen Sanierungen Jahr für Jahr aufs Neue verschoben. "Stattdessen leisten wir uns Luxusbauten, die gewiss günstiger hätten gebaut werden können – und ich meine damit ausdrücklich nicht billig", erklärte Sander.

Fassade der Kostentreiber

Die Stadt plane aktuell die Gestaltung der Feuerwache, und bei jeder neuen Schätzung würden die Kosten steigen. Matthias Sander rechnet vor: "Aktuell stehen wir bei 24 Millionen Euro zuzüglich der Umbaukosten für die Straßenkreuzung, die ich auf etwa 2,5 bis drei Millionen Euro schätze."

Gegen die geplante Bauweise des Hybrid-Baus – Erdgeschoss aus Stahlbeton und Obergeschoss in Holzbauweise – sei nichts einzuwenden. Die begrünte Fassade sehe jedoch bloß auf den ersten Blick gut aus, sei aber ein Kostentreiber. Viel sinnvoller sei stattdessen eine kräftigere Bepflanzung vor dem Gebäude mit Bäumen und Sträuchern. Diese brächten denselben Nutzen, seien aber wesentlich günstiger.

Feuchtbiotop entwickeln

Die Fassade könnte wiederum mit Holzlamellen gestaltet werden, schlägt der SPD-Vorsitzende vor. Aus der geplanten offenen Muldenentwässerung vor dem Gebäude ließe sich ein Feuchtbiotop entwickeln, um so ein Kleinklima zu entwickeln und Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten.

Das vorgesehene 2. Obergeschoss findet er im Hinblick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht sinnvoll, die geplanten Räume könnten sicherlich auf das 1.Obergeschoss verteilt und somit immense Kosten eingespart werden.

Ausfahrt neben dem Gebäude?

Die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge durch ein Tor hindurch sei ebenfalls zu überdenken: Man könnte die Ausfahrt neben dem Gebäude positionieren und so das Gebäude kompakter und geschlossener gestalten, lautet Sanders Vorschlag. Eine Ausfahrt durch ein Tor behindere immer eine rasche Einsatzfahrt und berge Risiken eines Unfalls.

Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach stehe außer Frage und müsse umgesetzt werden. Überdacht werden sollte hingegen die interne Einsatzführung im Brandfall: Wenn die Einsatzkräfte ihre Autos an der Feuerwache abstellen und durch das Gebäude zu den Einsatzfahrzeuge laufen, sollte dieser Weg so kurz wie möglich sein, mit wenigen Türen und Ecken. Dies bringe den größten Zeitgewinn und sichere das schnelle Ausrücken der Wehren im Brandfall.

Das Beispiel Fürth

Zurück zum Thema Kosten: Wie könne es sein, dass die Stadt Fürth eine neue Feuerwache gebaut hat, die 30 Stellplätze für Einsatzfahrzeuge bietet und für 85 Einsatzkräfte ausgelegt ist, die Schlaf- und Aufenthaltsräume aufweise, die für eine Berufsfeuerwehr zwingend erforderlich seien? Die Planungskosten hätten sich auf 20 Millionen Euro belaufen, geschätzt gekostet habe der Neubau dieser Wache etwa 29 Millionen Euro.

Der Neumarkter Neubau sei ausgelegt auf 20 Stellplätze bei 24 Millionen Euro Planungskosten plus Ausbau der Kreuzung. Matthias Sander: "Wir sollten uns auch in Neumarkt das Ziel setzen, pro Stellplatz eine Million Euro als Kostendeckel festzulegen. Zumal jeder weiß, dass zu geplanten Kosten immer noch ungeplante Mehrausgaben dazukommen werden."

Kompetente Mitarbeiter

Die Neumarkter Stadträte bestimmten über die Verwendung das Geldes der Bürgern und sollten bei jeder Entscheidung hinterfragen, ob dies im jeweiligen Fall wirklich notwendig ist. Nachhaltigkeit fange bei der Ausgabe der Gelder an. Das Neumarkter Hochbauamt habe kompetente Mitarbeiter, die sich im Bereich der Kostenschätzung und der Planung von Gebäuden auskennen würden.

Der Appell des SPD-Vorsitzenden: "Ich bitte diese Mitarbeiter nun, die Aufgabe konstruktiv anzufassen und die Kosten der Feuerwache von Grund auf neu zu berechnen. Gleichzeitig bitte ich den beauftragten Architekten, die Feuerwache so zu planen, dass diese auch bezahlbar bleibt."

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