Nostalgische Bilderreise

Neumarkt in den 60ern und 70ern: Von ersten Ampeln im Städtchen zu Blechlawinen in der Boomtown

Franz Xaver Meyer

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24.2.2024, 15:00 Uhr
„Neumarkt in der Oberpfalz - Eine nostalgische Reise in die 60er und 70er Jahre“: Buchhändlerin Susanne Biller und Autor Dr. Frank Präger stellten das neue Werk des Stadtarchivars in der Buchhandlung Müller vor.

© Franz Xaver Meyer, NNZ „Neumarkt in der Oberpfalz - Eine nostalgische Reise in die 60er und 70er Jahre“: Buchhändlerin Susanne Biller und Autor Dr. Frank Präger stellten das neue Werk des Stadtarchivars in der Buchhandlung Müller vor.

Reisen plant man normalerweise für die Zukunft. Eine Zeitreise zurück erlebt der Betrachter, wenn er das neu erschienene Buch von Stadtarchivar Dr. Frank Präger mit dem Titel „Neumarkt in der Oberpfalz - Eine nostalgische Reise in die 60er und 70er Jahre“ aufschlägt. In der Buchhandlung Müller stellte der Autor sein 140 Seiten starkes Werk einem vollen Haus vor und machte Appetit auf die Lektüre.

Viele ältere Semester wollten in die Welt von damals eintauchen, in der sie Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene waren. Aber auch eine Gymnasiastin wollte wissen, wie das Neumarkt der Väter und Großväter ausgesehen hat. „Dr. Präger hat gekruscht und gefunden, nachdem er bereits zwei Bildbände über das Neumarkt um 1900 und vor dem Zweiten Weltkrieg geschrieben hat“, bemerkte Buchhändlerin Susanne Biller bei der Begrüßung des Autors.

Zum Teil schon in Farbe

Präger stützte sich bei der Auswahl der Fotos – teilweise noch in Schwarzweiß, aber auch in Farbe - auf den Nachlass von Herbert Heinrich, der von 1973 bis 1984 Leiter des späteren Stadtmuseums und schon seit den 1950er Jahren häufig in der Stadt mit dem Fotoapparat anzutreffen war. Aber auch die Bilder unbekannter Fotografen fanden Eingang in das Buch, das Präger in zehn Kapitel gliederte. Die Texte zu den Bildern sind kurz, aber trotzdem informativ gehalten.

Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat sich das Gesicht Neumarkts deutlich verändert. Anfang der 1960er Jahren sieht man noch eine breite Marktstraße. Die Parkplätze sind fast leer. Die ersten Ampeln werden installiert. Wenige Autos sind zu sehen, obwohl damals zwei Bundesstraßen durch die Stadt gingen. Auf einer späteren Aufnahme kann man die zunehmende Motorisierung erkennen, als in zwei Reihen die westliche Seite des Unteren Marktes als Parkplatz genutzt wurde.

"Boomtown" auch dank Gebietsreform

Kein Platz war mehr frei und eine Schlange von Autofahrern suchte vergeblich eine Parkmöglichkeit. Die Einwohnerzahl der Stadt verdoppelte sich von 1960 und 1979 von rund 15.000 auf rund 30.000 Einwohner. Durch die Gebietsreform 1972 kamen Woffenbach, Pölling und Holzheim sowie weitere angrenzende Ortschaften zur Stadt. Neuer Wohnraum wurde geschaffen, die Älteren werden sich noch an den Begriff „Meitinger-Bauten“ erinnern. Für den Nachwuchs entstanden neue Schulgebäude.

Der damalige Oberbürgermeister Theo Betz, der von 1945 bis 1972 an der Spitze der Jurastadt stand, sorgte dafür, dass viele Spuren, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, beseitigt wurden. Für heute wohl unvorstellbar: Bei seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde Betz mit einer Militärparade geehrt. Panzer rollten durch die Marktstraße.

Kriegsruine Reitstadel

Sein Nachfolger Kurt Romstöck machte sich daran, das kulturelle Leben anzuschieben. Der Hofplan wurde umgestaltet und in Residenzplatz umgetauft, nachdem aus der letzten großen Kriegsruine mit dem 1981 eingeweihten Reitstadel ein Konzertsaal mit Weltruf entstand.

Alles ist aber Ende der 70er Jahre noch eine Baustelle. Das Landratsamt, 1963 eingeweiht, hat auch heute noch das Aussehen von damals, genauso wie die Stadtbücherei. Am Unteren Tor steht noch die alte Esso-Tankstelle.

Präger berücksichtigte bei seiner Auswahl ferner viele verträumte Ecken in der Altstadt mit spielenden Kindern. Es sind private und familiäre Momente enthalten, auch die Freizeit in Vereinen. Längst ist heute die Zeit der Kirchenneubauten vorbei.

Die Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt. In den 1960er Jahren wurden noch neue Gotteshäuser gebaut, nämlich Heilig Kreuz am Schafhof, St.Pius in der Hasenheide, St. Walburga in Holzheim und Stauf sowie St. Willibald in Woffenbach, wegen seiner ungewöhnlichen Form höchst umstritten.

Neumarkter feierten noch am Tummelplatz

Der in Neumarkt aufgewachsene Bildhauer Lothar Fischer hatte schon damals mit dem Fischbrunnen am Oberen Tor seine Spuren hinterlassen. Stimmungsvolle Aufnahmen vom Volksfest, das damals noch am Tummelplatz stattfand, wo heute das Johanneszentrum steht, dürfen natürlich nicht fehlen.

In einer Welt, wo der Krieg wieder alltäglich geworden ist, geht es Frank Präger um ein hoffnungsvolles Zeichen, nämlich die Partnerschaft zwischen dem französischen Issoire und Neumarkt, die 1971 geschlossen wurde.

Info: Frank Präger: Neumarkt in der Oberpfalz: Eine nostalgische Bilderreise in die 60er- und 70er Jahre.

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