Feier der Kreisgruppe Neumarkt

Sie tragen Amphibien über die Straße - jedes Frühjahr: Bund Naturschutz ehrt engagierte Familien

3.2.2024, 09:25 Uhr
Hier versuchen sie's huckepack: Damit sie unverletzt über die Straße kommen, brauchen Kröten Unterstützung. 

© Ján Kro?lák, NN Hier versuchen sie's huckepack: Damit sie unverletzt über die Straße kommen, brauchen Kröten Unterstützung. 

Die BN-Kreisgruppe Neumarkt feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen und nimmt dies zum Anlass, allen zu danken, welche die praktische Naturschutzarbeit unterstützen. Nun waren die Helfer im Amphibienschutz zu einem Essen beim Lehnerwirt in Breitenbrunn eingeladen. Kreisvorsitzender Josef Guttenberger gab einen Überblick über die Situation der Amphibien im Landkreis.

Das Artensterben passiere "nicht irgendwo, sondern vor unserer Haustür", sagte er. Und es sind nicht „die“ schuld, sondern wir, meinte er. "Aber wir können was tun."

BN-Kreisvorsitzender Josef Guttenberger (li.) mit Leonie Martinuzzo (Biodiversitätsberaterin),  den Geehrten und Sigrid Schindler (re.), der zweiten Vorsitzenden. 

BN-Kreisvorsitzender Josef Guttenberger (li.) mit Leonie Martinuzzo (Biodiversitätsberaterin),  den Geehrten und Sigrid Schindler (re.), der zweiten Vorsitzenden.  © Alfons Greiner, NNZ

Von den 21 Amphibienarten, die in Deutschland vorkommen, seien 15 im Landkreis zu finden. Er verwies darauf, dass Kröten ein Gewässer nur zum Ablaichen brauchen, ansonsten aber auf dem Land der Nahrungssuche nachgingen.

Die Entwicklung der Amphibien, speziell der Erdkröte, ist für den Landkreis in den vergangenen 30 Jahren dokumentiert. Seit 1995 werden an Krötenübergängen die Tiere gezählt. Dazu werden im zeitigen Frühjahr Barrieren aufgebaut, die Tiere eingesammelt und von ehrenamtlichen Helfern in Eimern über die Straße zum Laichgewässer getragen.

Populationen von Erdkröten gehen dramatisch zurück

Guttenberger zeigte die Entwicklung an vier Übergängen auf. So ging bei Pirkach die Population von früher 3500 auf 500 Tiere zurück, bei Meilenhofen war der Rückgang prozentual genauso groß und bei Deining konnten 2023 nur noch fünf Prozent der früher gezählten Tiere registriert werden. Lediglich der Übergang bei der Erbmühle zeigte einen Verlust von weniger als 50 Prozent. (Rückgang von 4000 auf 2500 Individuen).

Dafür gebe es mehrere Gründe: Wenn etwa Kröten während der Wanderung einen Acker queren, der gerade gepflügt wird, finden viele den Tod. Kunstdünger und Spritzmittel seien problematisch für die Tiere. Dazu komme, dass die Trockenheit vielen Arten zu schaffen macht.

Weitere Ursachen seien die Versiegelung, die Verfüllung von Tümpeln, die Ausräumung der Landschaft und das Fehlen von Hecken und Feldrainen. Auch die Waldrand- und Ufervegetation wurde in den letzten 70 Jahren erheblich reduziert und Wiesen wurden entwässert.

Selbst in den Gärten, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, seien Nahrungsquellen verschwunden, da der Drang zum „sauberen Garten“ weiterhin ungebrochen sei. Außerdem würden Überwinterungshabitate zerstört, viele Laichgewässer seien verschwunden.

Kröten-Eier sind Kaviar für Goldfische

Schützen könne man die Tiere, wenn die Gefährdungen reduziert werden. Weiher müssen als Kinderstube erhalten bleiben. Der BN ist dabei, dafür kleine Fischteiche zu renaturieren. Wichtig sei die Aufklärung, denn vieles passiere aus Unwissenheit.

Immer wieder würden Weiher mit Goldfischen bestückt – der sichere Tod für die Kröten und Frösche. Der Goldfisch ist ein Raubfisch und liebt die Eier der Amphibien, das ist sozusagen sein „Kaviar“.

Es brauche viele fischfreie Tümpel jeder Größe, die Sicherung von Übergängen und Wanderwegen und deren Vernetzung bis hin zum Schutz von Insekten, so dass jeder Blühstreifen nicht nur gut ist für Bienen und Schmetterlinge, sondern auch für Frösche und Kröten.

Anschließend wurde vom Kreisvorstand das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer gewürdigt. Besonders geehrt wurden die Familie Schneider aus Pirkach und die Familie Moser von der Mauertsmühle, die seit über 30 Jahren jedes Jahr im Einsatz sind. Nicht zu vergessen seien auch die Bauhöfe der Gemeinden und die Straßenmeisterei.

Keine Kommentare