Tierschutzverein braucht Unterstützung

Zuhause auf Zeit: "Schutzengel" suchen im Kreis Neumarkt und darüber hinaus Pflegestellen für Katzen

Irene Heinloth

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3.8.2023, 11:00 Uhr
Wer hat Platz für heimatlose Katzen? Der Tierschutzverein "Schutzengel für alle Felle Oberpfalz" mit Sitz in Mühlhausen sucht händeringend Pflegestellen.

© Monika Skolimowska, dpa Wer hat Platz für heimatlose Katzen? Der Tierschutzverein "Schutzengel für alle Felle Oberpfalz" mit Sitz in Mühlhausen sucht händeringend Pflegestellen.

Der Verein "Schutzengel für alle Felle Oberpfalz" mit Sitz in Mühlhausen ist ein Verein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, der sich dem lokalen Tierschutz verschrieben hat. Das Hauptaugenmerk liegt auf ausgesetzten Tieren, Katzenflut auf Bauernhöfen, misshandelte Tiere und vielem mehr. Die Neumarkter Nachrichten haben mit der stellvertretenden Vorsitzenden Michaela Berthold über die Arbeit des Vereins gesprochen.

Frau Berthold: Welche Wege geht ihr Verein in Sachen Tierschutz?

Uns ist es wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, denn oft entsteht Leid durch Unwissenheit, Überforderung oder finanzielle Not der jeweiligen Tierhalter. Das Konzept unseres Vereins ist es, Tieren in Not zur Seite zu stehen, diese bei Bedarf gesund zu pflegen und danach zu vermitteln oder wieder in die Freiheit zu entlassen. Seit unserer Gründung am 11. November 2012 haben wir unzählige Katzen aus Scheunen und Bauernhöfen aufgenommen, behandeln und kastrieren lassen.

Der Sitz des Vereins ist ja offiziell in Mühlhausen, der Name legt jedoch nahe, dass Sie in der gesamten Oberpfalz agieren?

Wir sind über die Jahre stetig gewachsen, auch über die Grenzen der Oberpfalz hinaus und engagieren uns überall da, wo unsere Unterstützung angefordert wird und wir aktive Mitglieder haben. Das ist nicht in der gesamten Oberpfalz, denn wir haben z. B. niemanden nahe der tschechischen Grenze. Dafür sind wir aber inzwischen auch in Mittelfranken (Landkreise Roth, Nürnberger Land) oder auch in Oberbayern (Landkreis Eichstätt) tätig. Allerdings haben wir kein festes Tierheim oder Vereinsräume – all unsere Pfleglinge werden von engagierten Vereinsmitgliedern aufgenommen, gepflegt, sozialisiert und wenn die Zeit reif ist, weitervermittelt. Diese Pflegestellen sind für uns der zentrale Ankerpunkt unserer Tierschutz-Tätigkeit. Denn wir wünschen uns eigentlich für jede Katze ein Sofa, einen immer vollen Napf, ein sorgenfreies Leben und Lieblingsmenschen. Gleichzeitig ist es unsere größte Herausforderung Pflegestellen zu finden, die sich dieser Herausforderung stellen.

Michaela Berthold,  2. Vorsitzende des Vereins "Schutzengel für alle Felle Oberpfalz" mit Mia, einer ihrer fünf Katzen.

Michaela Berthold,  2. Vorsitzende des Vereins "Schutzengel für alle Felle Oberpfalz" mit Mia, einer ihrer fünf Katzen. © Bernhard Berthold

Verfügen Sie derzeit über ausreichend Pflegestellen?

Leider nein. Pflegestellen zu finden ist unsere größte Herausforderung. Der kontinuierliche Mangel an Pflegestellen führt bereits dazu, dass wir die Aufnahme von hilfsbedürftigen Tieren ablehnen müssen. Wir suchen händeringend nach weiteren Pflegestellen für Katzen.

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um als Pflegestelle in Frage zu kommen?
Außer einem Herz für Katzen sollte man die Erlaubnis des Vermieters für Katzenhaltung haben, sofern es sich um eine Mietwohnung handelt. Die Wohnung sollte die Möglichkeit bieten, Pflegekatzen von den eigenen Tieren zu separieren. Man braucht Zeit zum Füttern, Spielen, Beobachten und gegebenenfalls für Tierarztbesuche. Nicht jede Katze ist zutraulich und kann innerhalb weniger Wochen vermittelt werden, deshalb ist auch Geduld ein wichtiger Faktor. Außerdem ist unter anderem für Tierarztbesuche Mobilität erforderlich. Auch sollte man bereit sein, eventuelle Schäden wie Kratzer und ähnliches in Kauf zu nehmen. Berufstätigkeit ist übrigens kein Hindernis, die meisten unserer Pflegestellen sind berufstätig.

Sollte die Pflegestelle nahe bei Mühlhausen sein oder darf sie in der gesamten Oberpfalz liegen?

Der Landkreis oder Regierungsbezirk ist hierfür nicht ausschlaggebend.Ideal ist ein Wohnort im Umkreis von etwa 50 Kilometern um Mühlhausen, da dort regelmäßig Treffen zum Informations-/Erfahrungsaustausch abgehalten werden. Auch die Pflegetiere müssen dort abgeholt werden. Wer aber bereit ist auch längere Strecken in Kauf zu nehmen, dann ist auch ein Wohnort im weiteren Umkreis kein Problem.

Ist jeder als Pflegestelle geeignet?

Nicht ganz. Wer sich entscheidet, Pflegestelle sein zu wollen, bekommt Besuch von einem erfahrenen Vereinsmitglied. Dabei werden die Gegebenheiten vor Ort in Augenschein genommen.

Und wenn alles passt?

Dann ziehen ein, zwei oder mehr Katzen ein - je nachdem. Diese Tiere leben dann bis zur Vermittlung bei ihrer Pflegefamilie. Das heißt, man muss spielen, schmusen, füttern, Näpfe und Klos saubermachen und eventuell auch mal Erbrochenes, Urin oder Kot wegwischen. Tierarztbesuche zu Routineuntersuchungen und wenn das Tier krank ist gehören ebenso zu den Aufgaben. Und wenn es Interessenten für das Tier gibt, kommen sie zum Kennenlernen in die Pflegestelle.

Fallen für die Pflegestelle auch Kosten an?

Nun ja, es kostet Zeit und sicherlich auch mal Nerven, wenn man um 4.30 Uhr geweckt wird, weil die Katze Hunger hat oder fertig ist mit Schlafen . Und es kostet Liebe und manchmal wohl auch ein paar Tränen, wenn ein lieb gewordenes Tier auszieht oder man es auf Grund fortgeschrittenen Alters oder Krankheit gehen lassen muss. Die Kosten für die Ausstattung, Futter, Streu und Tierarzt trägt der Verein.

Und was hat man als Pflegestelle von all dieser Arbeit?

Die Freude, wenn man sieht, wie scheue oder schlecht behandelte Katzen (wieder) Vertrauen zu Menschen fassen, wenn kranke Katzen bei guter Pflege wieder aufblühen und letztendlich in ein tolles Zuhause vermittelt werden können.

Wohin dürfen sich Interessenten wenden?

Entweder per Mail unter info@schutzengel-fuer-alle-felle.net; Telefon oder WhatsApp auf der Hotline (01520) 7641999.