Informationsveranstaltung

Bis zu 27 Geflüchtete kommen nach Ottensoos – erste Bewohner sollen im Sommer einziehen

26.5.2024, 04:51 Uhr
Hier, in der Ziegelhüttenstraße in Ottensoos, sollen bis zu 27 Geflüchtete untergebracht werden. Foto: Dorn

© Dorn Hier, in der Ziegelhüttenstraße in Ottensoos, sollen bis zu 27 Geflüchtete untergebracht werden. Foto: Dorn

Rund 60 Bürger sind am vergangenen Mittwoch in die Ottensooser Mehrzweckhalle gekommen: Sie alle wollten wissen, wie es mit der in der Ziegelhüttenstraße geplanten Unterkunft für Geflüchtete nun weitergeht (PZ berichtete). Im Sommer oder Spätsommer könnten die ersten Asylbewerber nämlich in die neue Unterkunft einziehen, berichteten Vertreter des Landratsamts, die den Ottensoosern bei der Informationsveranstaltung Rede und Antwort standen. Während einige Bürger sich interessiert zeigten, einen Helferkreis für die Neuankömmlinge in der Gemeinde zu gründen, übten andere Kritik – so zum Beispiel am Betreiber der Asylunterkunft in dem Mehrfamilienhaus.

„Über die Asylpolitik der Europäischen Union und der Bundesrepublik wollen wir nicht sprechen, weil wir sie hier und heute nicht beeinflussen können“, sagte Nico Böhme, Leiter der Abteilung Jugend, Familie und Soziales im Landratsamt Nürnberger Land zu Beginn des Abends. Auch zum Baurecht wolle er sich nicht auslassen, das sei ein eigenständiges Gebiet, das bewusst von der Unterbringungsthematik abgegrenzt sei, heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde Ottensoos über die Veranstaltung.

Mit am Mittwochabend dabei war auch Katja Maier, Leiterin des Sozialamts Nürnberger Land. Sie gab einen Überblick über die aktuellen Zahlen: 2024, erklärte sie, würden etwa 285.000 Geflüchtete in Deutschland erwartet. Entsprechend dem Verteilschlüssel müssten etwa 585 davon im Landkreis Nürnberger Land untergebracht werden.

Neben neun Gemeinschaftsunterkünften, die vom Bezirk Mittelfranken unterhalten werden, habe der Landkreis aktuell 27 dezentrale Unterkünfte, eine Notunterkunft sowie zwei für Ukraine-Geflüchtete. 21 weitere Unterkünfte sind in Planung – darunter die in Ottensoos.

Maximal 27 Asylbewerber in Ottensooser Unterkunft

Bis zu 27 Personen sollen in dem Gebäude in der Ziegelhüttenstraße untergebracht werden. Die Vorbereitungsaufgaben hätten bereits begonnen, so die Vertreter des Landratsamts. Wenn die ersten Geflüchteten im Sommer einziehen, sofern baurechtlich alles in Ordnung ist, dann solle ein Hausmeisterdienst regelmäßig in der Unterkunft sein, so Maier.

Dieser wäre auch Ansprechpartner für Nachbarn, berichtet die Gemeinde Ottensoos weiter von der Veranstaltung. Darüber hinaus können auch das Sozialamt, das Jobcenter, die Ausländerbehörde, ein Integrationslotse oder die Polizei informiert werden, falls es Probleme mit Geflüchteten gebe.

Integrationslotse Frank Durta ergänzte, dass es bereits funktionierende Helferkreise in Hersbruck und Henfenfeld gebe und die Integrationslotsen diese Ehrenamtlichen kräftig unterstützten. Er hoffe, dass sich auch in Ottensoos ein ehrenamtlicher Unterstützerkreis bilden würde. Einige anwesende Bürger lobten die ausführliche Information der Öffentlichkeit und signalisierten Bereitschaft, in einem solchen Helferkreis mitzuwirken.

Aber auch Kritik gab es: Unter anderem warfen Anwesende dem Betreiber der Unterkunft vor, dass dieser in anderen Beherbergungen seinen Pflichten gegenüber den Asylbewerbern nicht nachkomme. Dagegen hielt aber Nico Böhme. Dieser sagte, dass der Betreiber zuverlässig sei und sich die positiven Erfahrungen auch auf die Arbeit der Ehrenamtlichen erstreckten.

Keine Sicherheitsprobleme

Bedenken, dass mit einer Zuweisung von überwiegend jungen Männern Sicherheitsprobleme in Ottensoos aufkämen, trat Böhme ebenfalls entschieden entgegen. Dieser Personenkreis sei ganz überwiegend interessiert, möglichst schnell das Anerkennungsverfahren zu durchlaufen und einen Arbeitsplatz zu finden, sei deswegen motiviert für Lernangebote und würde sich auch schneller integrieren.

Mehrere kritische Bemerkungen bezogen sich auf Integrations- und Arbeitserlaubnisquote, aber auch das Thema Rückführungen von abgelehnten Asylbewerbern kam zur Sprache. Ebenso wurde von Nachbarn der Unterkunft thematisiert, dass ihr Anwesen wegen der Flüchtlingsunterkunft an Wert verliere. Dem widersprach Böhme nicht. Bürgermeister Klaus Falk ergänzte, dass infolge von staatlichen Leistungen in die Infrastruktur und aufgrund der allgemeinen konjunkturellen und gesellschaftspolitischen Entwicklung über die Jahre ja auch deutliche Wertzuwächse erzielt worden seien.

Ein weiteres Thema war die Vergütung des Investors. Böhme stellte klar, dass dieser bautechnisch in Vorleistung gehen müsse, Aufwände für Brandschutz und Sicherung habe und das Gebäude für den Vertragszeitraum von sechs Jahren nicht anders nutzen könne. Von daher könne man die Vergütung nicht davon abhängig machen, wie stark die Unterkunft belegt sei.