13 Bands, sieben Spielorte

Oxxn Street Festival: Eine Liebeserklärung an die Stadt Altdorf

20.9.2023, 11:16 Uhr
Die zahlreichen Besucher im Rosenaupark haben ihr Kommen nicht bereut.

© Johannes Gurguta Die zahlreichen Besucher im Rosenaupark haben ihr Kommen nicht bereut.

Altdorf ist eine wunderschöne Stadt. Die verwinkelten Gassen, das sympathische Fachwerk und die gemütlichen Kneipen und Gaststätten laden zum Schlendern ein. Und wenn der Spaziergang auch noch mit guter Musik untermalt wird, kann eigentlich nichts schiefgehen. Genau so war es am vergangenen Samstag beim zweiten Oxxn Street Festival.

Schon im letzten Jahr hat das Event Besucher von nah und fern angezogen. Das hat so gut geklappt, dass die Veranstalter kaum etwas am Ablauf geändert haben. Nach dem Motto: „Never change a running system.“ Und dieser Ablauf hatte es in sich: 13 Bands und Musiker haben insgesamt sieben Auftrittsorte bespielt, die alle über die gesamte Stadt verteilt waren.

Vielen Besuchern ist wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, was das für einen organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Das lag aber auch an der reibungslosen Planung des Oxxn-Teams. Und zum Glück hat sich beim Festival nicht viel geändert. Denn schon im vergangenen Jahr war es – natürlich neben den Wallenstein Festspielen – ein Highlight im Veranstaltungskalender im Nürnberger Land. Der Grund dafür ist ganz simpel: Es ist der unstillbare Hunger aller Beteiligten nach Musik. Die Musiker performten mit Leib und Seele.

Also flanierte man mit einem leckeren Bier des Altdorfer Brauvereins durch die Straßen und Gassen und spürte, was da vor sich geht. Alle lächelten, tanzten und genossen die Musik, egal ob selbst gemacht oder gut gecovert.

Ein Hauch von Neil Young

Und gecovert wurde viel. Eine der Bands war „Cinnamen“, wahrscheinlich benannt nach dem Song „Cinnamon Girl“ des kanadischen Musikers Neil Young. Die Band spielte Hits von den Alben „Harvest“, „Zuma“ und „Comes a Time“ mit einer Leidenschaft, als ob sie die Lieder selbst geschrieben hätte. Sie kommen aus Nürnberg, bis auf Frontmann Willi Dentler, der regelmäßig seine oberfränkische Herkunft betont.

Die Band Cinnamen um Frontmann Willi Dentler (Zweiter von rechts) brachte einen Hauch von Neil Young nach Altdorf.

Die Band Cinnamen um Frontmann Willi Dentler (Zweiter von rechts) brachte einen Hauch von Neil Young nach Altdorf. © Johannes Gurguta

Und Willi ist ein Frontmann, wie er im Buche steht: Er spielt die Luftgitarre, zeigt die Pommesgabel, springt herum, schüttelt die Mähne und vor allem singt er die Country-Grunge-Folk-Rock-Songs von Neil Young erstaunlich gut. Er klingt zwar nicht genauso wie Neil Young, fängt aber die Freiheit und Kauzigkeit seiner Stimme sehr gut ein. Egal an welcher Location sie auftreten, sie machen es mit Überzeugung.

Und dabei schaffen sie einen interessanten Spagat: Es tanzen nicht nur die älteren Besucher, die Neil Youngs Lieder von früher kennen, sondern auch kleine Jungen und Mädchen lassen sich von „Ohio“, „Rockin' in the Free World“ und „Out on the Weekend“ mitreißen.

„Alles richtig gemacht“

Das fasst auch ein etwas angetrunkener, sehr höflicher Besucher gekonnt zusammen: „Wenn man als Ü-50-Band 50 Jahre alte Songs spielt und U-5-Kinder tanzen, dann hat man alles richtig gemacht.“ Auch für „Cinnamen“ war das Oxxn Street Festival etwas besonderes. Denn normalerweise spielen sie nicht akustisch sondern verstärkt „wie die Sau“, erklärt Sänger Willi Dentler.
Er war selbst überrascht, wie gut das funktioniert hat.

Die Altdorfer Oxxn-Bands haben mal wieder mit Vielfalt geglänzt. Ob kerniger Hard Rock von „Tom Fool & Friends“, gefühlvoller Folk von „Giftwood“, ein bisschen verdrogter Spacerock von der Bowie-Tribute-Band „Crawlers from Venus“ oder gut gelaunter Country von „Bootcat“ – für jeden Geschmack war etwas geboten. Ein Gig von „Welsner & Konsorten“, der an diesem Nachmittag vor dem Gemeindehaus stattfand, war ein richtiges Highlight. Selten hört man, dass Schlagzeug, Keyboard, Bass und Gitarre so gut zusammenspielen.

Wie ein guter, trockener Rotwein

Die Instrumente bauten ein festes Fundament für eindringliche Stimme von Sänger Hannes Welsner. Der Song „Different Light“ legte sich melancholisch cool auf die Musikerseele wie ein guter, trockener Rotwein auf die Stimmung. Teilweise erinnern die eigenen Stücke an die Freiheit und Spielfreude der „Eagles“. Nach zahlreichen kurzweiligen Konzerten trafen sich alle Beteiligten auf der Festival-Stage im Rosenaupark – die einzige richtige Bühne an diesem Tag.

Nach einigen Dankesworten von Wolfgang Völkl und Jörg Szameitat, die sowohl zum Orga-Team gehören als auch mehrfach mit verschiedenen Combos aufgetreten sind, spielten die teilnehmenden Musiker noch einmal gemeinsam zwei Songs. Perfekt, um den ereignisreichen Tag Revue passieren zu lassen – es war wie eine Art Best-of Oxxn Street Festival.

Kirchglocken funken dazwischen

In kaum einer anderen Stadt oder Gemeinde im Nürnberger Land wird Musik so gut behandelt wie in Altdorf. Das zeigte sich auch an der Unterstützung und Spendenfreudigkeit der Besucher. Das Festival ist nicht nur Werbung für die große Musikszene der Stadt, sondern auch eine Liebeserklärung an Altdorf.

Der einzige Kritikpunkt: Vielleicht können die Glocken der Altdorfer Laurentiuskirche beim nächsten Oxxn Street Festival für die Zeit der Veranstaltung stumm bleiben. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.