Konzert in der St. Bonifatiuskirche

Röthenbacher Publikum feiert zwei Blues-Ikonen

24.1.2022, 17:52 Uhr
Röthenbacher Publikum feiert zwei Blues-Ikonen

© Miehling

„Ausverkauft“ stand in handgeschriebenen Lettern auf einem Pappkarton vor dem Hauptportal der Röthenbacher St.-Bonifatiuskirche. Nachdem die PZ unter dem Titel „Blues vom Feinsten“ das Konzert des US-amerikanischen Blues-Stars und Bürgerrechtlers Josh White Jr. und des Briten Richard Smerin angekündigt hatte, habe das Telefon bei Pfarrsekretärin Meta Bärenz nicht mehr stillgestanden, erzählte Veranstalter Johannes Seuser.

Die Nachfrage nach dem Konzert in einer der vom Platzangebot her größten Kirchen im Nürnberger Land war enorm. Das coronabedingt eingeschränkte Kartenkontingent war binnen zwei Tagen aufgebraucht. Wer dennoch kommen wollte, versuchte sein Glück an der Abendkasse, um an eine der zurückgegebenen Karten zu kommen.

Seuser hatte nach 2013 nun die dritte gemeinsame Deutschlandtour von Josh White Jr. und Richard Smerin organisiert und die Röthenbacher Kirche gezielt gewählt. Als Klangstätte zahlreicher Kirchenkonzerte gern gebucht und mit der über die Grenzen der Region hinaus bekannten Galerie im Bonifatiusturm zeige sich die Pfarrei als Förderin von Kunst und Kultur. 

Folk und Blues im Mittelpunkt

Dann nimmt Richard Smerin Platz auf einem der beiden Stühle vor den Altarstufen. Eineinhalb Stunden lang wird nun Folk und Blues-Musik im Mittelpunkt stehen. Ein Griff zur Gitarre, das Mikrofon ausgerichtet und dann legt der Musiker los. Die Finger fliegen über die Saiten und Akkorde lösen sich spielerisch auf. Aus den beiden Lautsprechern ertönt Smerins weiche, warme und sonore Stimme. Der linke Fuß klopft den Takt dazu. Der Rhythmus schwingt hinüber und berührt das Publikum in den Kirchenbänken. Typischer Blues mit eingängigen Tonfolgen, klaren Melodien, mitreißenden Rhythmen – und natürlich alles live.

Smerin, den Nordbayerns Presse als den „bekanntesten unbekannten Musiker“ in fränkischen Fußgängerzonen titulierte, ist Vollblut-Folk- und -Bluesinterpret. In sein Programm gehören Welthits wie seine Erkennungsmelodie „Streets of London“ oder „Angel of Montgomery“. Songs über Menschen am Rand der Gesellschaft, über ihre Hoffnungen und Träume.

Josh White Jr. greift diese Themen in seinen Songs ebenfalls auf und geht noch weiter. White verzichtet eingangs ganz auf die Gitarre. In seiner Stimme und seinem Ausdruck liegen so viel Kraft und Authentizität, dass die ganze Geschichte des afroamerikanischen Blues mitzuschwingen scheint. White Jr. bietet nicht nur kunstvoll musikalisch mit Gitarre und Stimme ausgestaltete Songs zur Unterhaltung. Er singt und erzählt vom Schrei der Afroamerikaner nach Gerechtigkeit, von der Sehnsucht nach einem Ende von Unterdrückung und Diskriminierung, von der Hoffnung auf Erlösung und Frieden.

Publikum stimmt ein

Whites Ruf ins Publikum „We can do it together“ ist an diesem Abend eine Einladung, zusammen mit ihm und Smerin Musik zu machen. So erklingt gemeinsam „House of the Rising Sun“ und „Where Have All the Flowers Gone“. Welthits, in die das Publikum maskengedämpft einstimmt. Zum Schluss ziehen Smerin und White Jr. ein Stück weit in den Mittelgang der Kirche.

Das Publikum klatscht im Rhythmus zu „Turn me around“ mit und spendet tosenden Applaus.

Das Fazit von Veranstalter Johannes Seuser: „Die Leute wollten wieder raus und Livemusik hören und erleben!“ Und das haben sie in Röthenbach bekommen: vom Feinsten.