Volleyball 2. Bundesliga Süd Männer

SV Schwaig dreht gegen den Spitzenreiter mächtig auf

15.10.2023, 18:00 Uhr
Timon Schippmann (links in Schwarz) vom TV Rottenburg versucht hier, den Schwaiger Block mit Michal Dzierwa (li.) und Simon Breinbauer zu überwinden. Doch Schwaig war nur im ersten Satz zu bezwingen.

© Güner Santemiz Timon Schippmann (links in Schwarz) vom TV Rottenburg versucht hier, den Schwaiger Block mit Michal Dzierwa (li.) und Simon Breinbauer zu überwinden. Doch Schwaig war nur im ersten Satz zu bezwingen.

So hatten sich die Rottenburger die Gastfreundschaft der Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig nicht ausgemalt: Statt ihren vierten Sieg im vierten Spiel einzufahren, musste der TVR – obwohl als deutlicher Favorit angereist – am Ende in eine unerwartete 1:3-Niederlage beim SVS in der Gelben Halle einwilligen (20:25, 25:23, 25:16, 25:19). Die Schwaiger Darbietung war eine kleine Sensation und brachte drei wichtige Punkte – nach einem sehenswerten Duell am Mittelbügweg.
Dass dem Rottenburger Video-Scout während eines Großteils des vierten Satzes der Aufzeichnungs-Bildschirm einfror – Signalausfall –, war gewissermaßen symptomatisch für den Stand eines Volleyballspieles, mit dem so wohl nur wenige Optimisten gerechnet hatten: Der hohe Favorit TVR war zu diesem Zeitpunkt in der Gelben Halle „untergegangen“, lag mit 3:10, 9:17 und 17:22 uneinholbar hinten. Alle 245 SVS-Zuschauer rieben sich schon länger die Augen; was die Mannen von Coach Milan Maric vor allem in den Durchgängen drei und vier hervorzauberten, war aller Ehren wert und frustrierte die Gäste vom Neckar maßlos.
Die nämlich waren in das Duell in der Hans-Simon-Halle so eingestiegen, wie man es von ihnen erwartet hatte: Fulminant – wenn auch ohne Felix Weber und kurz danach ohne Niklas Lichtenauer, der wegen einer Sprunggelenksverletzung ausschied – dominierte der TVR den Gastgeber. Die SVS-Angriffe wirkungslos, der Dreierblock der Gäste oft schier undurchdringlich, führte der Tabellenerste brachial mit 12:8 und 22:17. Die meisten Fans unkten zu dem Zeitpunkt „ein kurzes Match“; der ehemalige Erstligist TVR schien aller Gegenwehr mit Leichtigkeit zu trotzen. 
Doch wie fast immer wuchsen die Schwaiger angesichts von Gegnerstärke zu einer Macht heran. Schon im zweiten Satz war die Dominanz der Gäste gebrochen, diese waren nun nicht mehr so siegesgewiss. Beim 15:14 lag der SVS zum zweiten Mal in diesem Duell vorn. Um genau 20 Uhr 18 führten die Gelbblauen kurioserweise 20:18; und „Ballfischer“ Veit Dobbertin brachte als Libero jeden TVR-Aufschlag und jeden Lob fehlerlos zum bestens aufgelegten Zuspieler Melvin Roll. Das Ergebnis waren mehr und mehr fabelhafte Angriffe, zu erwähnen daher unbedingt Kraftangreifer Michal Dzierwa (wurde „MVP“), Max Bibrack, Simon Breinbauer und auch Neuling Lauritz Jastrow, der nicht nur mit einer klasse Aufschlagserie immer wieder brillierte.

Rottenburger deutlich frustriert

Ihren dritten Durchgang begannen die Teams daher bereits auf Augenhöhe, die Schwaiger deutlich gelöster, ihrer eigenen Stärke nunmehr sicher. Beim 13:8 lagen sie dann schon fünf, beim 23:16 sieben Punkte vorn. Bestens erholt von ihrer unerwarteten Niederlage in Dresden im Spiel zuvor, ließen sich die Mittelfranken nun nicht mehr vom Spitzenreiter beeindrucken – auch nicht vom 2,07 Meter großen Gegner Jan Huber, zumal Rottenburgs 2,11-Meter-Mittelblocker Maik Trautmann gar nicht zum Einsatz kam.
Und dann folgte der vierte und letzte Satz, in dem die Schwaiger über 10:3, 14:6 und 18:10 einen staunenswerten Vorsprung gefahrlos über die Zeit brachten. Die Handvoll TVR-Schlachtenbummler waren beinahe still geworden; die niedergerungenen Gäste mussten schlussendlich in das einwilligen, was ihnen wohl zuvor nie eingefallen wäre: dass sie tatsächlich ohne Punktgewinn wieder an den Neckar zurückreisen müssten, dass sie (wie der SVS genau zuvor) vom ersten auf den vierten Tabellenplatz abrutschten –, und dass dank ihres dritten Sieges die Schwaiger zumindest für einen Tag wieder auf den zweiten Rang zurück kletterten.
In starker Tagesform lieferte der SVS an diesem 14. Oktober jedenfalls – trotz insgesamt zwölf Fehlaufschlägen, aber mit sechs umjubelten Assen – ein 97-Minuten-Bravourstück, fertigte einen glänzenden Gegner kompromisslos ab; und das „ohne Drei“: ohne Kapitän Florian Tafelmayer, ohne Yannick Klement und ohne Felix Hemmer (ersatzweise hatte Tibor Vosberg aus der 2. Herren-Mannschaft bereitgestanden). Jetzt müssen die Franken am 28. Oktober zum TSV Grafing, dem Tabellenvierten. Erneut also zum Spitzenspiel.

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