Themenkunstverein findet keine Räumlichkeiten

Was die Suche so schwierig macht

13.1.2022, 12:53 Uhr
Was die Suche so schwierig macht

© Dorothée Krätzer

Der Tod des Künstlers und Kulturmäzens Hans Joachim Strauß im vergangenen Jahr ist für viele Feuchter eine Tragödie. In Anbetracht dessen, was er für die hiesige Kulturszene geleistet hat, ist das kein Wunder. Strauß hat nicht nur den Themenkunstverein gegründet, sondern auch Räumlichkeiten für Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte und vieles mehr zur Verfügung gestellt.

Ende Juni endet der Pachtvertrag für die Räume in der Fischbacher Straße 10, die sowohl die Galerie als auch das Café Bernstein beheimaten. Das Haus soll nämlich altersgerecht umgebaut werden und wird dann von Hans Strauß' Frau, der Allersberger Pfarrerin Martina Strauß bezogen. Auch nach dem Tod ihres Mannes bleibt dieser Plan bestehen. Weil die Pfarrerin im März 2023 in den Ruhestand geht und somit ihre Dienstwohnung in Allersberg verlassen muss, braucht sie eine neue Bleibe. „Ich muss im Ruhestand irgendwo hinziehen“, erklärt Strauß.

Die ursprüngliche Wohnung im Haus hinter dem Bernstein ist aus Gründen der Mobilität nicht geeignet: „Die Wohnung ist im ersten Stock und deswegen für alte Menschen nur schwer erreichbar.“ Außerdem bringe sie es nicht übers Herz, die Wohnung zu räumen und somit eine Gesamtkomposition zu zerstören. „Mein Mann hat ihr sehr viel Charakter und Originalität verliehen“, erklärt sie. Deswegen hat sie vor langer Zeit gemeinsam mit ihrem Mann die Entscheidung gefällt, ins ebenerdige, altersgerechte Vorderhaus zu ziehen. Und an dieser Absicht hält sie weiterhin fest.

Verein bald heimatlos

Dieses vertraglich festgelegte Faktum ist den Pächtern des Hauses schon lange klar und für die Betroffenen absolut verständlich. Aus diesem Grund sucht der Themenkunstverein schon seit vielen Jahren nach einem passenden Ersatz - bisweilen erfolglos. „Bisher suchen wir mit Kontakten aus der Gemeinde“, erklärt Ernst Klier, erster Vorsitzender des Themenkunstvereins. Außerdem stehe man in Kontakt mit anderen Vereinen. Das Problem dabei sei aber, dass jeder einen eigenen Weg geht.

Eine weitere Hürde, die es zu bewältigen gilt, ist der Preis für neue Räumlichkeiten. „Es ist uns nicht möglich, 1200 bis 1600 Euro Pacht zu zahlen“, gibt Klier zu denken. Bisher waren die Konditionen dadurch, dass die Räume im Besitz von Hans Strauß waren, sehr gut. Auch das Platzangebot muss passen. „Der Raum muss für Veranstaltungen mit 30 bis 40 Personen geeignet sein und über kleine Lagermöglichkeiten verfügen“, sagt er. Immerhin muss der Verein Gegenstände wie Staffeleien, Instrumente, Mikrofone und Stühle für die Veranstaltungen lagern können. Diese Anforderungen erschweren die Suche. „Wir würden es begrüßen, wenn es in Feucht jemanden mit Raum für Kunst und Kultur gäbe“, sagt Klier.

Ein gemeinsamer Umzug mit Susanne Zirngibl und ihrem Café Bernstein sei für Klier zwar die beste Lösung, aber kein Muss. Außerdem wünscht er sich einen Raum, der ähnlich wie bei der Galerie Bernstein auch von anderen Vereinen wie dem Musikbund und der VHS genutzt werden kann.

Wie hilft der Markt Feucht?

Mit dem Anliegen habe sich der Verein schon mehrfach an Bürgermeister Jörg Kotzur und die Marktgemeinde gewandt. Über die Unterstützung ist Klier dankbar, auch wenn sie in Anbetracht der langjährigen Suche etwas spät komme. „Sie haben uns zumindest nicht im Regen stehen lassen“, erklärt er. Derzeit habe die Gemeinde Räume im Blick. „Sie überlegt, die alte AWO für Vereine bereitzustellen“, sagt Klier. Das sei für ihn aber eher eine Notlösung, „weil bei so einer gemeinsamen Nutzung die Bilder und Ausstellungen immer beaufsichtigt werden müssen.“ Trotzdem hofft er, dass der Marktgemeinderat diesen Vorschlag akzeptiert.

„Der Markt Feucht hat nicht viele Möglichkeiten“, erklärt Bürgermeister Jörg Kotzur. Man suche immer wieder nach etwas Passendem, dabei habe der Themenkunstverein aber auch eine Eigenverantwortung. Dass die alte AWO für Vereine bereitgestellt wird, sei aber schon entschieden. Es sind die einzigen Räumlichkeiten im Besitz des Marktes Feucht, für die sich Kotzur das vorstellen könnte.

Derzeit wird das Gebäude noch für Corona-Tests bereitgestellt, aber es ist angedacht, den großen Raum entsprechend herzurichten. „Es ist nicht die Ideallösung, aber dort kann der Themenkunstverein auch unterkommen“, sagt Kotzur. Für ihn gehören das Café und die Galerie Bernstein untrennbar zusammen, es sei aber derzeit nicht möglich, für beide etwas gemeinsam zu finden. Die Reichswaldhalle sei als Standort im Gremium wegen schwieriger Genehmigungen abgelehnt worden, auch wenn sie „ideal wäre“, wie Kotzur sagt. Für die Zukunft sei sie aber noch im Blick, zumindest „wenn die Finanzen in Feucht wieder in Ordnung gehen.“ Das habe vorerst Priorität.

Feuchts Bürgermeister betont die Wichtigkeit des Themenkunstvereins: „Ein vielfältiges Kunst- und Kulturangebot ist wichtig für Feucht und wir unterstützen das dementsprechend.“ Der Markt Feucht versuche sein Möglichstes.Bis zum Auszug hat der Themenkunstverein noch einige Veranstaltungen in der Galerie Bernstein geplant. Die nächste ist eine Gemeinschaftsausstellung zum Thema Sünde. Festgelegt wurde sie von Hans Strauß vor dessen Tod. Nach der Eröffnung am Freitag, 21. Januar (19 Uhr), wird sie bis Dienstag, 22. März, zu den Öffnungszeiten des Cafés zu besichtigen sein.