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Schiffscontainer mit Schulmöbeln und einem Kleinbus für Nigeria auf die Reise geschickt

Kerstin Goetzke

Nordbayerische Nachrichten Pegnitz/Auerbach

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22.6.2022, 14:26 Uhr
Schiffscontainer mit Schulmöbeln und einem Kleinbus für Nigeria auf die Reise geschickt

© Foto: privat

Wie es dazu kam, dass in vielen Orten der Fränkischen Schweiz Geld und Sachspenden gesammelt werden konnten, ist schnell erzählt: Claudia Thiem ist als Organistin in mehreren Orten unterwegs, begleitet jeden Tag an einem anderen Ort einen Gottesdienst musikalisch. So kennt sie viele Gläubige und kommt mit ihnen in Kontakt. Diese Kontakte nutzte sie, um zu Spenden für das afrikanische Land aufzurufen.

Armut erlebt

Bereits 2018 war Thiem mit dem Pfarrer und ihrer Nichte im Süden Nigerias und hat dort nicht nur erlebt, wie gläubig die Menschen dort sind – ein Gottesdienst dauert dort in der Regel rund vier Stunden –, sondern wie arm sie sind. Sie steht im Austausch mit anderen Geistlichen im Bundesstaat Abia und hat während der Corona-Pandemie Geld nach Afrika gesendet, damit die Menschen dort Reis kaufen konnten.

Schiffscontainer mit Schulmöbeln und einem Kleinbus für Nigeria auf die Reise geschickt

© Foto: privat

Das Foto, das ihr Henry, der Neffe von Matthew Anyanwu, geschickt hat, hat sie mit dem Kommentar "Menschen zu helfen verändert vielleicht nicht die Welt. Aber dem einen Menschen, dem man hilft, bringt es vielleicht einen kleinen Funken Hoffnung" in ihrem Whatsapp-Status veröffentlicht. Darauf hat sie viele positive Rückmeldungen bekommen, ihre Bekannten wollten Geld spenden.

Ausweg durch Bildung

Sie, und auch der Pfarrer sind der Meinung, dass eine gute Schulbildung für Kinder deren Zukunft besser machen kann. Deswegen haben sie mehrfach zu Spenden aufgerufen. Über einen privaten Kontakt ist Thiem auf ausrangierte Möbel der Pegnitzer Grundschule und der Mittelschule gestoßen. Die hat Heiner Kaul aus Willenreuth dann mit Traktor und Hänger nach Poppendorf gefahren, wo sie zwischengelagert wurden. "Eine Hand wäscht die andere", sagt Anyanwu. "Hier werden die Schreibtische und Stühle nicht mehr benötigt, in Nigeria freuen sich die Kinder darüber."

Hinzugekommen sind unter anderem auch Schreibmaterial, Tafeln, Computer, Fahrräder, Krankenhaus-Material wie Spritzen und Rollstühle, Nähmaschinen und Kleidung. Und sogar ein Kleinbus, den der Ahorntaler Verein "Humanitäre Hilfe für Nigeria" organisiert hat.

Insgesamt ist es so viel, dass ein 40-Fuß-Übersee-Container gefüllt werden konnte: Dieser misst zwölf Meter in der Länge und ist je etwa 2,5 Meter breit und hoch und kostet 13.000 Euro. "Wenn er im Juni noch verschifft wird, kommt er in etwa drei Monaten in Nigeria an", sagt der Volsbacher Pfarrer, der hofft, dass alles gut geht und die Spenden heil ankommen. Von dem restlichen Geld hat er Reis, Bohnen und andere haltbare Lebensmittel gekauft. Denn die Inflation trifft sein Heimatland, das viele Arbeitslose hat, hart.

Drastischer Preisanstieg

Die Preise für das Grundnahrungsmittel Reis seien um das 500-Fache gestiegen, wie er berichtet. Die Menschen versuchen, sich gegenseitig zu helfen. Sozialhilfe vom Staat gebe es für die Armen aber nicht. "Die geben wir ihnen mit unseren Spenden", sagt er und klingt dabei stolz.

Um mit Bildung aus der Armut zu kommen, hat er bereits einen Kindergarten und eine kleine Grundschule bauen lassen. Dort erhalten die Kleinen einmal am Tag eine warme Mahlzeit. Für eine weiterführende Schule ist das Fundament bereits gelegt, doch die Arbeiten können erst weiter gehen, wenn genug Geld vorhanden ist. "Das ist nicht so wie in Deutschland, wo man einen Bauplan hat und weiß, wann was fertig wird. Wenn man in Nigeria kein Geld hat, geht es auf der Baustelle nicht weiter", erklärt er.

Um dieses zu sammeln, haben viele seiner "Schäfchen", aber auch der Pottensteiner Pfarrer Dominik Urban und der Ahorntaler Verein verschiedene Aktionen umgesetzt. Im Herbst soll unter anderem ein nigerianischer Abend mit Speisen aus dem afrikanischen Land im Gasthaus Kaul in Willenreuth veranstaltet werden.

Für all die Unterstützung ist der katholische Geistliche sehr dankbar, wie er sagt. "Die einen haben Geld oder Waren gespendet, die anderen haben tatkräftig beim Einlagern oder Befüllen des Containers geholfen. Und wieder andere haben uns einfach Mut zugesprochen. Auch das ist wichtig, weil es auch Kritiker gibt, die gute Projekte schlechtreden wollen", sagt er.

INFO: Wer spenden oder eine Patenschaft übernehmen möchte, kann sich an die Pfarrei Volsbach wenden: Telefon (0 92 79) 9 77 10 30.

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