Schon Schallplatten nachgespielt

Über 100 Stücke geschrieben: Robert Bernt hat sich auch außerhalb von Pegnitz einen Namen gemacht

Richard Reinl

11.1.2024, 05:55 Uhr
Über 100 Musikstücke hat Robert Bernt aus dem Pegnitzer Ortsteil Leups inzwischen schon komponiert. Wertvolle Hilfe leistet ihm heute dabei der Computer.

© Richard Reinl Über 100 Musikstücke hat Robert Bernt aus dem Pegnitzer Ortsteil Leups inzwischen schon komponiert. Wertvolle Hilfe leistet ihm heute dabei der Computer.

Begonnen hat seine Karriere schon in der Schulzeit, als er zu Schallplatten von Ernst Mosch nur dem Gehör nach mitgespielt hat. Später, als Robert Bernt bei Harry Gropengießer, dem späteren ersten Dirigenten der Jugendbergmannskapelle Pegnitz, Musikunterricht erhielt, stellte er überrascht fest, dass Stücke mitunter anders gespielt wurden, als auf den Notenblättern notiert, insbesondere bei Kompositionen von Mosch, der bei seinen Konzerten gerne improvisierte.

Das weckte das Interesse des jungen Musikanten und er begann selbst, Melodien zu verändern. Wobei die Anfänge äußerst holprig gerieten, wie der im Ideen-Management und im Verbesserungswesen bei der KSB tätige Angestellte heute zugibt. Mit den damals bescheidenen technischen Möglichkeiten und den handschriftlichen Aufzeichnungen sei die Fehlerquelle eben hoch gewesen.

"Konkurrenzkampf" mit dem Bruder

Aber Robert Bernt ließ nicht locker, wobei ihn auch die "Konkurrenz" mit seinem älteren Bruder Harald antrieb, einem Polizeibeamten, der heute musikalisch in seiner neuen Heimat Landshut aktiv ist. Robert ist auch nicht neidisch, dass dieser 2008 bei einem europäischen Wettbewerb unter 34 Bewerbern mit dem "Hochrhöner" den Sieg für ein Lied über den gleichnamigen Premium-Fernwanderweg errungen hat. Der Uraufführung wohnte sogar Bundespräsident Horst Köhler bei.

Bundesdirigent Ernst Oestreicher damals in seiner Laudatio: "Das Hochrhönerlied hat den Schwung eines Wanderliedes, den Charakter eines Straßenmarsches und kann in kleinster Besetzung gespielt werden. Genau das waren auch die Vorgaben des Kompositionswettbewerbes. Es war unser Anspruch, die Region durch Wandern und Singen zu verbinden. Das Lied muss bei denen ankommen, die wandern, aber auch bei den Blaskapellen. Harald Bernt hat aus diesen Kriterien ein populäres Lied komponiert, das sich durchaus in die Qualität des Rennsteiglieds einreiht".

Zusammenarbeit mit Freek Mestrini

Aber auch Robert Bernt braucht sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Er, der bei der Jugendbergmannskapelle seine Liebe zur böhmischen Blasmusik gefunden hat, ist über die Jahrzehnte zu einem der führenden Vertreter dieser Stilrichtung in ganz Franken avanciert. Als gelernter Trompeter und Flügelhornist hat er nicht nur in verschiedenen Kapellen gespielt, sondern inzwischen auch über 100 Stücke selbst komponiert, wobei er viele Jahre lang mit Freek Mestrini von den Original Egerländer Musikanten in einem Musikverlag zusammengearbeitet hat.

"Sich einfach hinzusetzen, um ein Lied schreiben zu wollen, funktioniert nicht", erzählt Bernt. Er notiert sich Melodien, die ihm bei allen möglichen Gelegenheiten in den Kopf kommen, und setzt sie später am Computer mit einem Notensatzprogramm zusammen, oftmals auch angereichert mit abgespeicherten früheren Ideen-Sequenzen. Der Themenvielfalt sind dabei keine Grenzen gesetzt. So sind etwa beim Konzert der Böhmischen Franken" am 19. Januar in Betzenstein so unterschiedliche Stücke zu hören wie "Hackschnitzel", "Frankonianka", "Der Flügelhorndiamant" oder ganz einfach "Bessere Zeiten".

Workshops mit anderen Kapellen

Bernt schreibt aber gern auch Auftragskompositionen wie etwa "Ein Fregga wird 40" zum runden Geburtstag seines Musiker-Kollegen Daniel Rupprecht, mit dem er auch sonst gerne zusammenarbeitet. So hat er die Wiedergründung der Trachtenkapelle Pegnitz intensiv begleitet, als er der Formation in einem Workshop die letzten Feinheiten in Sachen Tempo und korrekter Phrasierung vermittelte.

Aber nicht nur in der böhmischen Musik ist Bernt daheim. Für die Formation "Terzo-Brass" hat er extra für die Pegnitzer Sommer-Konzerte eine Neu-Interpretation des "Glückauf-Marsches" aufs Blatt gezaubert, eine coole Nummer für fünf Bläser mit Anspielungen quer durch alle möglichen Regionen bis hinüber nach England.

Als besondere Ehre hat es Bernt empfunden, als Michael Lindner bei ihm anfragte, ob er nicht einen Konzertmarsch zum 140-jährigen Bestehen der Waischenfelder Blaskapelle komponieren könne. Monatelang hat der Leupser daran gefeilt, ehe er dem Dirigenten sein Werk zunächst am Computer präsentierte. Die Live-Premiere beim Jubiläumskonzert im Herbst 2023 war schon ein Gänsehaut-Moment für den persönlich anwesenden Komponisten: "Als die Kapelle mein Stück dann aber auch noch als Zugabe und als Konzert-Höhepunkt zum Abschluss wählte, war das für mich ein besonderes Highlight".

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