Das sagen Unternehmer aus Roth/Schwabach

Astronomische Spritpreise: Wie Vielfahrer in der Region damit umgehen

26.11.2021, 10:45 Uhr
Eine Tankstelle am 10. November: Super plus gibt's pro Liter für 1,839 Euro.

© Giulia Iannicelli, NN Eine Tankstelle am 10. November: Super plus gibt's pro Liter für 1,839 Euro.

Gründe für den rapiden Kostenanstieg gibt es natürlich mehrere. Aber nur zum Teil wirkt sich die seit Jahresbeginn geltende CO²-Steuer aus, die sieben Cent auf den Liter draufschlägt. Seit Jahresbeginn macht sich auch die wieder erhöhte Mehrwertsteuer an jedem Preisschild bemerkbar. Und: Nach dem wirtschaftlichen Einbruch im ersten Corona-Jahr 2020 hat die Nachfrage nach Rohöl auch wieder deutlich angezogen.

Das Gut ist - auch dank des gestiegenen Gaspreises - knapper geworden und in Verbindung mit dem schwächeren Euro auch teurer. Die Folge: Auch die Benzinpreise klettern. Derzeit kostet das Superbenzin bei uns in der Region zwischen 1,61 und 1,84 Euro (an der Autobahn), der Liter Diesel neun Cent weniger.

Also weiterfahren wie bisher und mehr bezahlen? Oder umsteigen auf die Öffentlichen, wenn möglich das Fahrrad? Nicht überall ist das machbar. Was tun Taxifahrer, Reiseunternehmen, Pflegedienste, die auf das Auto, den Bus, den Lieferwagen angewiesen sind?

"Es ist eine Herausforderung", gibt Silvia Seebach unumwunden zu. Als Vorsitzende des Schwabacher Vereins Taxizentrale haben sie und die Fahrerinnen und Fahrer der insgesamt elf Taxis in Schwabach in den vergangenen 21 Monaten schon einiges an Not ein- und wegstecken müssen. "Immense Einbußen" habe die Corona-Pandemie den acht selbständigen Unternehmen beschert.

"Unberechenbar"

Jetzt war man eigentlich guter Dinge: Nach Corona-Lockdown und der üblichen Sommer-Flaute zieht das Geschäft im September normalerweise wieder an. Aber inzwischen sei es "unberechenbar". Und mit dem erneuten Anstieg der Inzidenz-Zahlen und neuerlichen Beschränkungen fahren insgesamt weniger Menschen mit dem Taxi.

"Wir wollen den Tarif weiter stabil halten", sagt Seebach, denn sie weiß natürlich, dass ihre Kunden die Spritpreise selbst ebenfalls im Geldbeutel spüren. Aber bei der nächsten Versammlung, die man hoffentlich Ende des Jahres abhalten könne, "wollen wir das Corona-Jahr schon mal Revue passieren lassen".

Ein Problem sind die Spritpreishöhen natürlich auch für Busunternehmen. Leitner-Reisen mit Sitz in Allersberg chauffiert in einem (Nicht-Corona-)Jahr etwa 110.000 Gäste im Bus durch Deutschland und die Welt, laut Geschäftsführer Christoph Führer werden rund 4000 Touren jährlich veranstaltet - vom Zwei-Tage-Tripp zum Spitzingsee bis zur Zwei-Wochen-Tour ans Nordkap. Also richtig viele Kilometer, "immer mit Bezug zu den Energiepreisen".

Trotzdem, sagt Christoph Führer, bewahrt er "kühlen Kopf und ruhige Hand". Er halte nichts davon, „jetzt reflexartig am Preis zu drehen“. Ein Grund dafür ist: "Unsere Kunden kaufen eine Leistung ein, keinen Preis." Definitiv sagt Führer: "Bei Leitner Reisen wird es keinen Treibstoffzuschlag geben, unsere Kunden buchen jetzt schon bis in das zweite Halbjahr 2022 und sollen ihre mit uns gewohnte Planungssicherheit haben.“

Dem Anstieg mit Innovation begegnen

Außerdem erinnert er an die Ausgangslage: "Man muss berücksichtigen, dass wir von einem historisch niedrigen Level im Jahr 2020 ausgehen." Dass der Preis für eine knapper werdende Ressource steigt, sei schließlich einzusehen. Aber dem könne man doch auch mit Innovation in neue Technologien, Logistik und Digitalisierung begegnen.

Beispiele? Modernere Busse: brauchen weniger Sprit. Immer wieder geschulte Fahrer: fahren vorausschauender und energiesparender. Überdies setze sein Unternehmen gar keine eigenen Busse mehr ein, „die dann bis zum Startpunkt der Reise in Stuttgart oder Karlsruhe leer fahren müssten". Statt dessen arbeite er mit den Anbietern in der jeweiligen Region zusammen, chartert also die Busse.

1,7 Millionen Kilometer im Jahr

Mit 117 Fahrzeugen ist der Fuhrpark der Arbeiterwohlfahrt Mittelfranken-Süd ausgerüstet. Vom Twingo bis zum Lkw brauchen die verschiedenen Dienste und Häuser all diese Autos für den ambulanten Pflegedienst, für das Abholen von Demenzkranken in die Tagesstätte, für tägliche Arzt- und Einkaufsfahrten, für Lieferaufträge der Werkstätten. Bei ganz grober Schätzung summieren sich die Kilometer damit, so Awo-Finanzreferentin Stefanie Baum, auf 1,7 Millionen im Jahr.

Aber es hilft ja nichts, "die Tankkosten sind halt so, wie sie sind", sagt sie. Deshalb werde keine Fahrt gestrichen und kein Auftrag storniert. Auch die Preise ändern sich derzeit nicht: "Wir haben verhandelte Kostensätze", betont Stefanie Baum. Bei der nächsten Verhandlungsrunde werde man aber schon versuchen, solche Preiserhöhungen zu berücksichtigen.

Aber wer weiß, wie viel die Finanzreferentin dann wirklich rechnen muss: Gerade haben die USA wegen der hohen Preise einen Teil ihrer Erdölreserven freigegeben – mit direkter Auswirkung auf die Spritpreise: jetzt liegen sie im Schnitt um zwei Cent niedriger als noch vor zwei Tagen.

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