Erlauben oder nicht erlauben?

Genehmigt: Zwei Meter hoher Zaun ums Haus

17.11.2021, 05:55 Uhr
Nicht einsehbar - so wünschen sich viele Hausbauer ihr Grundstück. Wie sich das aufs Stadtbild auswirkt, diskutierte der Rother Bauausschuss.

© imago images/U. J. Alexander, NN Nicht einsehbar - so wünschen sich viele Hausbauer ihr Grundstück. Wie sich das aufs Stadtbild auswirkt, diskutierte der Rother Bauausschuss.

Auffälligstes Beispiel: der Antrag eines Paares, das rund um den Garten seines neuen Einfamilienhauses einen fast zwei Meter hohen Zaun bauen will. Erlaubt ist in diesem Gebiet aber nur eine Zaunhöhe von einem Meter plus 20 Zentimeter hohe Sockel. Deshalb, so der Stadtbaumeister Wolfgang Baier, will die Stadtverwaltung „das Einvernehmen“, also das Einverständnis, nicht erteilen. Natürlich sei eine Befreiung möglich, und man suche eine einvernehmliche Lösung. Aber vom politischen Gremium wolle er schon mal „eine Zielvorgabe“ erhalten. Soll die Stadt solche Anträge generell lockerer sehen? „Das spart der Verwaltung viel Aufwand.“

Das sehen einige Bauausschussmitglieder genauso. „Jeder will sich gern vom öffentlichen Raum abschotten“, zeigte Siegfried Schwab von der Wählergemeinschaft durchaus Verständnis. Freilich dürfe der Rückzugswunsch der Hauseigentümer nicht bis zu einer privaten „Stadtmauer“ führen. Aber „in diesen Geschmacksfragen bleibt uns nur, großzügig zu sein.“ Denn „wir finden keinen Königsweg“.


Bauen geht jetzt höher und dichter


Dem Grünen-Stadtrat Richard Radle aber geht diese Großzügigkeit deutlich zu weit: „Wenn wir zulassen, dass rechts und links zwei Meter hoch Betonwände stehen, dann laufen wir bald durch eine Stadt voller Mauern.“ Zwei Meter hohe Zäune oder Mauern will er „auf keinen Fall“ erlauben. Ihre Planungshoheit könne die Stadt „dann gleich ganz abgeben“.

"Horrorszenario"

„Ein Horrorszenario“ male Radle da, spottete Schwab. Denn es sei ja keineswegs so, dass jeder eine hohe Mauer um sein Grundstück ziehe. Im konkreten Fall liegt das Grundstück an einer Straßenkreuzung. Man müsse doch das Recht des Passanten auf Ästhetik nicht höher werten als das der Hausbewohner auf Privatheit.

„Die Geschmäcker sind halt verschieden“, zog Martin Biller (CSU) als Resümée aus der Diskussion. Und Büsche oder Hecken würden doch auch höher wachsen als einen Meter. Zwar wies ihn Dr. Joachim Holz (Die Grünen) auf den Unterschied zwischen Mauer und Sträuchern hin, eine Einfriedung mit Gebüsch ergebe ein ganz anderes Bild. Aber dann stimmte Holz doch wie die Mehrheit dafür, dass die Zwei-Meter-Einfriedung erlaubt werden kann.

Auch Petra Hoefer (SPD) hatte betont, sie habe „Mühe“, großzügig zu sein. Denn der, der brav den Vorgaben folge, fühle sich doch verschaukelt von den Sondergenehmigungen. In diesem Fall aber hielt sie es mit der Ausnahme.

So blieben Richard Radle, der kommissarische Bürgermeister Andreas Buckreus als Verwaltungschef und Heinz Bieberle (CSU) bei der Abstimmung gegen acht Befürworter in der deutlichen Minderheit. Der Zaun wird also wohl – die Genehmigung des Landratsamtes vorausgesetzt – zwei Meter hoch werden.

Und die Bitte des Stadtbaumeisters um eine Vorgabe für künftige Entscheidungen? Werden wohl wieder im Einzelfall diskutiert.

Gar nicht genug PV

Fast einstimmig gegen die Verwaltung entschied der Bauausschuss auch, als es um eine PV-Anlage auf einem Scheunendach in Belmbrach ging. Stadtbaumeister Baier hatte vorgeschlagen, die Photovoltaik nicht auf dem denkmalgeschützten Gebäude zu installieren, zumindest nicht auf der Ostseite. Besser geeignet sei das Nebengebäude. Doch die Ausschussmitglieder fanden, die Wahl des Standortes müsse dem Bauherrn freigestellt sein. Und für Grünen-Stadtrat Holz kann es gar nicht genug PV sein: „Man kann ihm ja vorschlagen, Photovoltaik auf beide Dächer zu setzen.“

Bei einem dritten Antrag erhielt die Verwaltung eine knappe Mehrheit: Ein Einfamilienhaus an der oberen Glasschleife darf nicht über den bisherigen Bebauungsrand hinausgebaut werden, sondern muss etwa fünf Meter verschoben werden. Im Ausschuss war man zum Teil zwar der Meinung, dass „wir alle Nachverdichtung wollen“ (Gero von Randow, FW) und „Belange der Stadt nicht schwerwiegend berührt sind“ (Siegfried Schwab), aber der Flächennutzungsplan weise an der Stelle halt Grünflächen aus. Mit sechs gegen fünf Stimmen folgte man dem Vorschlag des Stadtbauamtes.

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