Mehr als in den Vorjahren

Viele Bäckereien und Metzgereien in der Region schließen - Experten erklären Hintergründe

Anne Kleinmann

E-Mail zur Autorenseite

22.2.2023, 10:48 Uhr
Inhaber Jürgen Krön und seine Familie haben ihren Betrieb mit Leidenschaft geführt, doch nun muss die Metzgerei schließen.

© JOSH REUTER, NN Inhaber Jürgen Krön und seine Familie haben ihren Betrieb mit Leidenschaft geführt, doch nun muss die Metzgerei schließen.

Zu Beginn des Videos ringt sich Jürgen Krön noch ein Lächeln ab. Dann wird sein Gesicht wieder ernst, während er mit ruhiger Stimme die Nachricht überbringt: "Ich bin Inhaber der seit 124 Jahren in Familienbesitz befindlichen Metzgerei Krön. Meine Firma hat zwei Weltkriege überstanden, aber nun sind wir gezwungen, die Produktion einzustellen", erzählt der 42-Jährige.

Bereits Mitte September 2022 veröffentlichte Krön das Video bei Facebook, mittlerweile ist die Metzgerei im Nürnberger Stadtteil Schniegling geschlossen - kein Einzelfall in der Region: Auch in der Metzgerei Kehrstephan in Zirndorf blieben die Türen nach dem Jahreswechsel zu. Doch die Liste ist noch länger: Brunner in Erlangen machte zwei Filialen dicht. Metzgerei Sauer in Forchheim, Bühler in Bamberg, Geeb in Schweinfurt.

Dass derzeit mehr Metzgereien schließen als in den Jahren zuvor bestätigt auch Lars Bubnick, Geschäftsführer des Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk mit Blick auf deren Mitgliederzahlen. Ungefähr ein Betrieb pro Landkreis habe geschlossen. "Es waren aber nicht so viele, wie wir zunächst befürchtet hatten", fügt Bubnick hinzu. "Allerdings liegen mit 2023 und 2024 sicher noch schwierige Jahre vor uns."

Die Gründe für die derzeitigen Schließungen sind vielseitig - und bei jedem Geschäft anders. Während einige Metzgereien in der Pandemie mehr Zulauf hatten, verzeichneten andere, die vor allem Veranstaltungen, die Gastronomie oder Kantinen belieferten, massive Einbußen. Nun seien durch den Krieg in der Ukraine Material- und Energiekosten massiv gestiegen, so Bubnick und fügt hinzu: "In vielen Fällen steht aber auch der Fach- und Arbeitskräftemangel an erster Stelle."

Zumindest bei Familie Kehrstephan, die ihre Metzgerei in Zirndorf hatte, spielten die gestiegenen Strom- und Gaspreise dagegen keine Rolle, betonten diese gegenüber den Fürther Nachrichten. Weil die Veröffentlichung über das Aus des Traditionsladens in den sozialen Netzwerken so große Wellen schlug, äußerte sich die Familie sogar selbst dort und erhielt prompt von vielen Seiten Unterstützung.

Bis zu 25 Prozent mehr Kosten

Nicht einfach haben es derzeit auch viele Bäckereien in der Region. Der Landesinnungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk kann auf Nachfrage zwar noch keine Zahlen für das Jahr 2022 nennen, geht aber davon aus, dass die Schließungen über den Vorjahren lagen. Ein Blick auf die Region bestätigt dies: Fürths ältester Bäcker Helmut Göllner setzte sich letztes Jahr zu Ruhe, weniger später musste Bäckereimeister Chris Herrmann, der seine Filiale ebenfalls in Fürth hatte, seine Türen schließen. Die Bäckerei Goldjunge meldete im Sommer 2022 Insolvenz an. Zu dem Unternehmen mit Sitz in Langenzenn (Landkreis Fürth) gehören 26 Filialen in der Region - überall hofften und bangten die Beschäftigten. Am Ende war klar: Nur zehn Filialen können gerettet werden.

Auch hier seien die Gründe laut Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger ähnlich: "Mit Sicherheit ist es ein Mix aus den ganzen Herausforderungen der letzten drei Jahre." Durch den Krieg in der Ukraine hätten die Kosten für Rohstoff 2022 beispielsweise 20 bis 25 Prozent über denen des Vorjahres gelegen. Hinzu komme ein Kundenrückgang, der in der Stadt aufgrund des größeren Angebotes, noch deutlicher spürbar sei als auf dem Land.

Ein Nürnberger Bäckerbetrieb konnte dagegen im letzten Jahr auch positive Nachrichten verkünden: Nach einer Insolvenz und einem Krankheitsfall ging es bei "der Nürnbäcker" im September von neuem los, inklusive neuem Konzept.

Keine Kommentare