Frei wie ein Vogel

Der Weißenburger Segelflugverein erfüllte einen ganz besonderen Wunsch

18.12.2023, 18:04 Uhr
Rollstuhlfahrer Gregor Schlicksbier erfüllte sich den sehnlichen Wunsch nach  Freiheit mit einem Segelflug. Mario Eckert vom Segelflugverein Weißenburg nahm  ihn im vereinseigenen Duo-Discus mit.

© Günther Trescher, NN Rollstuhlfahrer Gregor Schlicksbier erfüllte sich den sehnlichen Wunsch nach Freiheit mit einem Segelflug. Mario Eckert vom Segelflugverein Weißenburg nahm ihn im vereinseigenen Duo-Discus mit.

Später schrieb der Mann dem Segelflugverein noch einmal, wie er den Flug im doppelsitzigen Hochleistungssegelflugzeug vom Typ Duo-Discus erlebt hat.

„Nichts ist unmöglich, auch mit Handicap nicht“, dachte sich Gregor Schlicksbier. Einmal zumindest wollte er „für eine Stunde den Rollstuhl und alle irdischen Barrieren vergessen“. Dieses besondere Erlebnis habe ihm der Segelflugverein Weißenburg und Pilot Mario Eckert ermöglicht.

Der Anstoß, den es bedurfte habe, um ungewohnte Räume zu entdecken, sei von seiner Frau und einer Freundin, die ihm „nahezu alles zutrauen und mich nicht nur im Alltag, sondern auch beim Verschieben allgegenwärtiger Grenzen liebevoll unterstützen“, gekommen, schrieb Schlicksbier.

Vom Rollstuhl ins Cockpit

Vor dem Vergnügen stand allerdings noch ein wenig Arbeit. Der Umstieg vom Rollstuhl in den Segelflieger. Keine unüberwindbare Barriere, wie sich zeigte. Routiniert und mit viel Empathie halfen ihm der Pilot und ein weiteres Vereinsmitglied beim Einstieg ins Cockpit. „Es gelang viel einfacher, als von mir zuvor befürchtet“, schildert der Passagier.

Cockpithaube schließen und los ging es. „Runter kommen sie ja alle,“ beruhigte sich Schlicksbier. Der Start sei „weit weniger holprig als mit dem Rollstuhl über Kopfsteinpflaster zu fahren“ gewesen. Im Flugzeug-Schlepp ging es in die Lüfte. Als das Schleppseil ausgeklinkt war, habe ihn „ein fast vergessenes Gefühl von Leichtigkeit“ überkommen.

Schnell machte Mario Eckert einen Aufwind aus, in dem er und sein Passagier sich zeitweise in Begleitung eines Bussards auf etwa 1000 Meter emporschraubten. Hoch genug, um anschließend rund eine Stunde die südliche Frankenalb zwischen Pappenheim, Weißenburg, Treuchtlingen und Brombachsee genießen zu können.

Atemberaubende Aussicht

„Und dies alles in einer für mich überraschenden fast meditativen Ruhe“, berichtet Schlicksbier. Kaum Windgeräusche, nur ein gelegentliches Knarzen der circa 20 Meter langen Flügel. Und „ruhig genug, um trotz (oder gerade wegen) der atemberaubenden Aussicht immer wieder an zwei Zitate von Antoine de Saint-Exupérys kleinem Prinzen erinnert zu werden.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.‘“ Und „Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Nach der weichen Landung halfen Mario Eckert und sein Kollege dem Passagier wieder routiniert aus der Maschine. Den beiden heraneilenden Anstifterinnen des Erlebnisses sei „eine gewisse Aufregung noch ins Gesicht geschrieben“ gestanden.

"Von Glück erfüllt und unendlich dankbar"

Er selbst sei jedoch „von Glück erfüllt und unendlich dankbar“, gewesen, „diesen Wunsch von den Weißenburger Segelfliegern erfüllt bekommen zu haben“. Wer auch die fast grenzenlose Freiheit des Segelfliegens genießen möchte, kann dies an jedem Wochenende von Frühjahr bis Herbst am Flugplatz in Weißenburg tun.

Es besteht jederzeit die Möglichkeit, in einem der Vereinsflugzeuge mitzufliegen. Auch bietet der SFV jetzt passend zu Weihnachten als Geschenk Gutscheine für einen Gastflug oder gar eine Schnupperausbildung an. „Vorbeikommen, fliegen, staunen“, empfiehlt der Verein.

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