Ehrenamtliche Hilfe für Gewaltopfer

Prävention und Beratung: So hilft der Weiße Ring im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Anton Dietzfelbinger

Volontär

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21.4.2024, 05:00 Uhr
Robert Lehmeier und Inge Hofmann sind in der Opferberatung beim "Weißen Ring" tätig.

© Anton Dietzfelbinger Robert Lehmeier und Inge Hofmann sind in der Opferberatung beim "Weißen Ring" tätig.

Täglich werden Menschen traumatisiert oder erfahren Gewalt. Genau diesen Menschen bietet der „Weiße Ring“ Hilfe an. Prävention, Beratung oder auch einfach nur zuhören, das machen Herbert Lehmeier (66) und Inge Hofmann (72).

Sie beide arbeiten ehrenamtlich in der Außenstelle des Weißen Rings in Weißenburg-Gunzenhausen.

Am Stand des Weißen Rings sind zu sehen: von links: Ute Augustin-Meyer, Robert Lehmeier, Inge Hofmann.

Am Stand des Weißen Rings sind zu sehen: von links: Ute Augustin-Meyer, Robert Lehmeier, Inge Hofmann. © privat

Uns haben sie einen Einblick in ihre Arbeit gegeben. „Häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch, Stalking, all das hatten wir schon“, erzählt Herbert Lehmeier, „und Personen, denen so etwas passiert, kommen dann auf uns zu.“

Meist stellen Betroffene den Kontakt per Telefon her. Im Internet findet man schnell die Kontaktdaten, auch per Mail wenden sie sich oft an den Weißen Ring.

Auch juristische Hilfe

„Wir führen dann erst einmal ein Gespräch mit den Opfern, an einem Ort, den sie vorschlagen, an dem sie sich sicher fühlen“, berichtet der 66-Jährige weiter. Häufig sei es in erster Linie wichtig, den Betroffenen einfach zuzuhören.

Das Sprechen über eine Gewalttat, die man erfahren hat, kann bereits ein wichtiger Schritt der Trauma-Verarbeitung sein. Inge Hofmann schildert, was allein so ein Erstgespräch bringen kann: „Man merkt richtig, wie sich im Laufe des Gesprächs der Knoten langsam öffnet, die betroffene Person sich das wirklich von der Seele spricht und dass ihr das guttut.“

Nicht selten sind die Menschen mittellos und haben finanziell keine Möglichkeiten, sich juristische oder psychologische Hilfe zu holen. Auch da kann der gemeinnützige Verein helfen.

„Es gibt von uns Hilfeschecks, zum Beispiel für eine anwaltliche Erstberatung“, aber auch für eine psychotherapeutische Beratung oder medizinische Erstversorgung stehe nach Lehmeiers Worten das Geld zur Verfügung.

Helfen bereichert

Nach solchen Gesprächen endet die Arbeit von Lehmeier und Hofmann allerdings noch nicht. Da sie zu Vertrauenspersonen geworden sind, begleiten sie die Betroffenen häufig auch noch weiter auf ihrem Weg.

Beispielsweise zu Gerichtsterminen, etwa bei Stalking-Fällen fühlen sich die Personen oft wohler, eine Bezugsperson in der Nähe zu wissen.

„Menschen zu helfen, bereichert mich“, so begründet Hofmann ihr Engagement, „nicht alle sind so privilegiert wie wir und ja, das erfüllt mich einfach.“

Bei Lehmeier kommt es aus einer etwas anderen Motivation heraus: „Ich war früher Polizeibeamter, jetzt im Ruhestand, und da stehen häufig der Täter oder die Täterin im Mittelpunkt und Opfer ziehen da oft den Kürzeren.“

Auch wenn es natürlich im Sinne der Strafverfolgung sei, für Lehmeier ist klar, dass er sich jetzt, wo er mehr Zeit hat, den Opfern widmen möchte.

Es geht auch um Prävention

Arbeit mit Menschen, denen Gewalt widerfahren ist, kann auch das eigene seelische Wohl belasten. Besonders Missbrauchsfälle - gerade bei Kindern - nehmen die beiden heftiger mit als andere Fälle.

Jedoch die Hilfe selbst, die sie leisten, lässt sie das gut verarbeiten und zusätzlich tauschen sie sich auch unter den Mitarbeitern viel aus, es gebe auch vom Weißen Ring Supervisionsmöglichkeiten, um es nicht allein aushalten zu müssen.

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen verzeichnen sie eher wenig Fälle: „Ungefähr zwei bis drei Fälle ereignen sich im Monat, es lässt sich nicht so einfach sagen“, sagt Hofmann. Der hiesige Weiße Ring hat vier Mitarbeiter, die ihre Arbeit komplett ehrenamtlich machen und auch für Betroffene entstehen keine Kosten.

Viel Präventionsarbeit leisten sie, indem sie regelmäßig Stände aufbauen, auf Messen vertreten sind, oder eben einfach Menschen in jeglicher Form informieren, dass es sie gibt.

INFO: Das Opfer-Telefon vom Weißen Ring ist sieben Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr kostenlos und anonym erreichbar unter der 116 006.
Das Hilfetelefon der Gleichstellungsstelle Weißenburg-Gunzenhausen bei Gewalt gegen Frauen ist unter der kostenlosen Nummer 08000/116 016 rund um die Uhr verfügbar. Oder auf der Seite hilfetelefon.de wird Hilfe angeboten.
Im Falle von Gewalt gegen Männer ist die 0800/1 23 99 00 erreichbar, oder die Website maennerhilfetelefon.de

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