Hilfe in Weißenburg

Selbsthilfe bei Depressionen: Eine Betroffene schildert, wie ihr die Gruppe hilft

7.1.2023, 17:00 Uhr
Depressionen kommen manchmal ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel: Hilfe kann unter Umständen der Besuch einer Selbsthilfegruppe bringen, wo man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. 

© imago images/imagebroker, NN Depressionen kommen manchmal ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel: Hilfe kann unter Umständen der Besuch einer Selbsthilfegruppe bringen, wo man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. 

Was hat die Depression bei Ihnen und Ihrem Leben verändert?

Die Depression hat den Alltag mit seinem gewohnten Tagesablauf durcheinandergewürfelt und soziale Kontakte reduziert. Morgens fehlt oft der Antrieb, man möchte nicht aufstehen. Alltägliche Aufgaben wie der Abwasch oder Wäsche waschen werden unheimlich beschwerlich. Selbst die Körperpflege durchzuführen, ist immer wieder kaum möglich. Aufgaben, die man sich vornimmt, werden zwecks fehlenden Antriebs geschoben.

Oft leidet man unter unerklärlichen Stimmungsschwankungen: zwischen plötzlicher Traurigkeit bis hin zu einer enormen Reizbarkeit. Man beginnt sich zu isolieren oder baut sich in der Öffentlichkeit eine „Schutzmauer“ auf, um nicht angreifbar zu sein oder damit niemand sieht, wie es einem wirklich geht.

Was ist im Alltag schwierig geworden?

Die allgemeinen alltäglichen Aufgaben werden zunehmend mühsamer zu bewältigen. Suizid- und Zwangsgedanken, Ängste und nächtliches Grübeln nehmen zu, dadurch entsteht ein Kreislauf aus Schlaflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, völliger Erschöpfung bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Oft fühlt man sich mit den Ängsten, Sorgen und Problemen alleingelassen. Das Umfeld sieht oft nicht die Depression als schwere Erkrankung mit ihren vielen Facetten, sondern als Faulheit, Ausrede, Laune oder Sensibilität.

Oft hört man diesen Satz: „Nun reiß‘ dich doch mal zusammen.“ Was nicht wirklich hilfreich ist.

Hilfe durch Selbsthilfe

Was hat bei Ihnen tatsächlich geholfen?
Vielen Betroffenen hilft es, sich abzulenken oder zu beschäftigen, indem sie sich sportlich betätigen, zum Beispiel Walken gehen, sich ein Hobby suchen oder einem Verein anschließen. Auch Haustiere, wie Hunde oder Katzen, können hilfreich sein, denn dann haben die Betroffenen die Aufgabe, sich um das Tier zu kümmern. Viele brauchen neben der medikamentösen Therapie auch eine Psychotherapie in Form von Einzel- oder Gruppengesprächen.

Anderen wiederum hilft ein offener Umgang mit der Erkrankung, indem sie ihr näheres Umfeld über die Depression aufklären oder mit in die Behandlung einbezogen werden. Des Weiteren kann eine Selbsthilfegruppe sehr unterstützend sein.

Welchen Stellenwert hat die Gruppe denn für Sie?
Die Gruppe ist für viele eine wichtige Anlaufstelle. Man fühlt sich dort verstanden, denn die anderen Gruppenmitglieder haben ähnliche Gedanken, Probleme, Ängste und Sorgen. Der Austausch ist hilfreich, weil man sich immer neue Anregungen holen kann. Die Teilnehmenden können eigene Themen in die Gruppe einbringen, anderen Rückmeldung geben, eigene Erlebnisse oder Erfahrungen mitteilen oder auch einfach nur als stiller Zuhörer dabei sein. Es wird sich für jeden Zeit genommen, und die Gruppe harmoniert sehr gut.

Da es keine offizielle beziehungsweise professionelle Gruppenleitung gibt, herrscht Gleichberechtigung unter den Gruppenmitgliedern und sie legen ihre Regeln selbst fest. Wichtig ist, dass jeder ernst genommen wird und die Schweigepflicht Außenstehenden gegenüber eingehalten wird. Neue sind willkommen und werden mit einer Begrüßungsrunde herzlich aufgenommen.

Eigene Regeln, aktuelle Themen

Welche Themen werden besprochen?
In der Gruppe wird meistens geschaut, ob jemand ein aktuelles Thema hat, und wenn nicht, dann fängt der Austausch an, wie die letzte Woche gelaufen ist. Meist ergibt sich dann von selbst ein Thema für den jeweiligen Abend. Oft handelt es sich um persönliche Schicksalsereignisse, familiäre Schwierigkeiten, Partner- oder Eheprobleme, Zukunftsängste, berufliche Hindernisse sowie suizidale oder Zwangsgedanken. Wir tauschen uns auch über Ärzte, Therapeuten, Kliniken oder Behandlungsmethoden aus.

Wer Interesse an einer Selbsthilfegruppe hat, kann sich unverbindlich bei Kiss Weißenburg-Gunzenhausen unter Telefon 09141/9762172 oder weissenburg@kiss-mfr.de melden. Aktuelles findet man auch unter www.kiss-mfr.de

Interview: ste

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