Tourismusstrategie

Treuchtlingen, Pappenheim und Solnhofen machen gemeinsame Sache

Miriam Zöllich

Weißenburger Tagblatt

E-Mail zur Autorenseite

1.3.2022, 16:03 Uhr
Die Altmühl-Kommunen Treuchtlingen, Pappenheim und Solnhofen wollen eine gemeinsame Tourismusstrategie auf den Weg bringen.

© Sebastian Stiphout/Naturpark Altmühltal, NN Die Altmühl-Kommunen Treuchtlingen, Pappenheim und Solnhofen wollen eine gemeinsame Tourismusstrategie auf den Weg bringen.

Treuchtlingens Tourismus-Chefin Stefanie Grucza stellte die Idee in der jüngsten Sitzung des Pappenheimer Stadtrats vor, und das Ergebnis sei gleich vorweggenommen: Die Stadtratsmitglieder stimmten mit großer Mehrheit dafür, die Konzepterstellung und ersten Schritte anzugehen. Wenn nun noch der Gemeinderat in Solnhofen zustimmt, kann die interkommunale Tourismusstrategie dann auch auf den Weg gebracht werden.

Die Idee ist das Ergebnis mehrjähriger Vorgespräche, angefangen beim Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) 2012 über die geplante gemeinsame Mountainbikestrecke bis hin zu einem Intensiv-Workshop der drei Kommunen im Sommer 2021.

Anknüpfungspunkte, aber keine gemeinsame Strategie

Dort, aber auch im Markenbildungsprozess der Stadt Treuchtlingen habe man laut Tourismuschefin Grucza festgestellt: „Wir müssen stärker zusammenarbeiten. Es gibt Anknüpfungspunkte, aber noch keine gemeinsame Strategie.“

Im Raum stehen nun Maßnahmen und Ziele wie etwa die Vernetzung der bestehenden Angebote und das Schaffen weiterer, gemeinsamer Angebote, eine Steigerung der Qualität durch die Entwicklung von Beratungs- und Qualifizierungsprogrammen, die bessere Vermarktung von regionalen Produkten und gastronomischen Angeboten, eine gemeinsame Wegenetzplanung, die Erstellung von Angebotspaketen, ein gemeinsames Ferienprogramm und generell die kulturelle Zusammenarbeit.

Die gemeinsame Strategie sei aus mehreren Gründen wichtig: Erstens biete sie den Urlaubsgästen einheitliche Qualität und Orientierung. „Der Gast empfindet ja keine Gemeindegrenzen, sondern eine Region“, erklärte Grucza. Da seien zum Beispiel schon die unterschiedlichen Beschilderungen der Rad- und Wanderwege verwirrend, „der Gast ist mit zu viel Diversität konfrontiert“.

Stärkere Position im Tourismus

Der zweite Grund für die interkommunale Zusammenarbeit: eine stärkere Position innerhalb des Naturparks Altmühltal. Man wolle zwar nach außen mit keiner neuen, eigenen Marke auftreten. Und auch Pappenheims Bürgermeister Florian Gallus erklärte: „Wir wollen keinen Konkurrenzverband.“

Aber: Aan will durch den Zusammenschluss innerhalb des Altmühltals mit mehr Gewicht auftreten. Man habe das Gefühl, das obere Altmühltal laufe beim Naturpark häufig unter „ferner liefen“, kritisierte auch Grucza.

Als weiteres Ziel formulierte sie, den Tourismus verträglich für die Natur und die Bürger vor Ort umzusetzen und die Akzeptanz zu fördern. Schließlich verändere und gestalte die touristische Infrastruktur auch den Lebensraum.

Die Bevölkerung mitnehmen

Den Tourismus als Standort- und Wirtschaftsfaktor nach innen hin zu vermitteln, ist auch Pappenheims Bürgermeister Gallus in dem Zusammenhang wichtig: „Der Tourismus kommt ja nicht nur den Fremden zugute, sondern auch der eigenen Bevölkerung.“

Mit dem gemeinsamen Konzept könne man all diese Ziele erreichen, die regionale Wertschöpfung stärken und gleichzeitig die finanziellen und personellen Ressourcen der drei Kommunen bündeln, warb Stefanie Grucza für die Idee. Wichtig sei hier eine klare Aufgabenverteilung, um die Synergieeffekte optimal zu nutzen. Wo innerhalb der Kommunen die Fäden zusammenlaufen, müsse dann noch konkret erarbeitet werden.

Sie stellte den Pappenheimer Stadträten sodann den Zeit- und Kostenplan für die nächsten Schritte vor. Zunächst steht – die Zustimmung aller drei Stadt- und Gemeinderäte vorausgesetzt – die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung an.

Die ersten Schritte sollen noch heuer umgesetzt werden

Dabei sollen auch schon Personalplanung, Budget und Organisationsform festgelegt werden, etwa in Form eines gemeinsamen Vereins. Anschließend geht es in einem zweiten Schritt direkt an die Profilentwicklung und künftige Ausrichtung, bevor diese in einem dritten Schritt auch nach außen hin kommuniziert und vermarktet wird.

Es folgen sodann die Produktentwicklung mit Workshops, die Infrastrukturentwicklung, die Binnenkommunikation und das Handlungsfeld „Digitalisierung und Qualität“.

Die beiden ersten Schritte sollen idealerweise noch 2022 umgesetzt werden. Die Gesamtkosten hierfür betragen rund 36 000 Euro, die jedoch zu drei gleichen Teilen auf die Kommunen umgelegt werden. Hinzu käme eine 75-prozentige Förderung von der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE).

Einzige Kritik von den FW

„Wir müssen da Geld in die Hand nehmen“, zeigte sich Florian Gallus überzeugt. „Und wir können die Herausforderungen im Tourismus nicht allein bewältigen.“ Anette Pappler (SPD) befand, das gemeinsame Konzept sei „ein guter Schritt und bringt die drei Gemeinden nach vorne“. Schließlich scheitere man regelmäßig dabei, sich im Naturpark Altmühltal touristisch in den Fokus zu rücken. „Also stärken wir uns selber.“

Wichtig sei ihr jedoch, die Schnittstellen zu den bestehenden Tourismusverbänden sauber auszuarbeiten, um keine Doppelstrukturen zu schaffen.

Einzig ablehnend meldete sich Friedrich Hönig (FW) zu Wort. Er habe die Befürchtung, dass das „schmackhaft dargestellte“ gemeinsame Konzept nur dazu diene, das Treuchtlinger „Mountainbikerproblem“ auf die anderen Kommunen abzuwälzen. Obwohl Stefanie Grucza die Bedenken versuchte auszuräumen, stimmte Hönig letztlich gegen den Zusammenschluss.

1 Kommentar