Carl Klaus darf gegen den HSV ran

"Immer da, wenn man ihn braucht": Der Club und sein nervenstarker Psychologie-Student im Tor

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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15.12.2023, 15:00 Uhr
Beliebt in der Mannschaft: Carl Klaus mit Mats Möller Daehli in Elversberg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Beliebt in der Mannschaft: Carl Klaus mit Mats Möller Daehli in Elversberg.

In der Woche vor seinem zehnten Zweitligaspiel in zweieinhalb Jahren 1. FC Nürnberg durfte Carl Klaus selbst auf der vereinsmedialen „Club-Couch“ Platz nehmen. Die Fragen auch von Teamkollegen beantwortete der Ersatztorwart bemerkenswert souverän, etwa wie seine Spitznamen „Giraffe“ und „Malle Calle“ zustandegekommen sind.

Ein vergleichsweise langer Hals, nunja, zudem hat er von 2016 bis 2019 auf der schönen Ferieninsel für Atlético Baleares Bälle halten dürfen. Alles kein Problem, Carl Klaus möchte auch künftig „Giraffe“ oder „Malle Calle“ gerufen werden, „damit kann ich arbeiten“, sagt er. Und lächelt tiefenentspannt.

Aus der Ruhe scheint nicht tatsächlich nicht viel bringen zu können, nicht mal ein überraschender Einsatz wie am Sonntagnachmittag Mitte der zweiten Halbzeit in Elversberg. Als Christian Mathenia wegen seines später diagnostizierten Muskelfaserrisses um seine Auswechslung bat, dauerte es erstaunlich lange, bis Carl Klaus übernehmen konnte.

Berufung in die "Elf des Tages"

Schuhe, Handschuhe, Trikot, die Nummer zwei ließ sich extrem viel Zeit mit den eigenen Vorbereitungen und brachte damit die zuvor mehr und mehr drückenden Elversberger offenbar ein wenig um ihren Rhythmus. Carl Klaus wirkte trotz dreimonatiger Pause bemerkenswert souverän und hielt seinen Kasten sauber.

„Wenn man auswärts gewinnt“, sagte er später, „muss man sich dafür nicht schämen“, so wie am 28. Mai, als er mit etlichen guten Paraden den 1:0-Erfolg in Paderborn ermöglichte. Der „kicker“ berief ihn daraufhin in die „Elf des Tages“ („ohne Fehl und Tadel“), auch im Derby Mitte September erhielt Carl Klaus gute Kritiken. Wie eigentlich fast immer, wenn er gebraucht wird.

Mit Druck scheint er jedenfalls umgehen zu können, deswegen muss man sich auch vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV (Samstag, 13 Uhr) keine Sorgen um ihn machen. Christian Mathenia fällt wie schon in der kompletten Rückserie 2022/23 verletzt aus; damals hatte sich die Sportliche Leitung entschieden, mit Peter Vindahl eine neue Nummer eins auszuleihen.

Nur zwei Gegentore in drei Spielen

Als sich der Däne im viertletzten Saisonspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ein Innenband im linken Knie anriss, kam es im nervenaufreibenden Schlussspurt mal wieder auf Carl Klaus an. Lediglich zwei Gegentreffer in drei Begegnungen sprachen auch für ihn, den stets loyalen und verlässlichen Stellvertreter.

„Grundsätzlich ist es nicht die schönste Rolle“, sagt er über sein ständiges Reservistendasein, „aber ich habe schon noch die Hoffnung, den Ehrgeiz, den Anspruch, spielen zu wollen.“ Im Januar wird er 30 und hat sich bereits ausgiebig mit der Zeit nach der Profi-Karriere beschäftigt. Seinen Bachelor in Psychologe hat er bereits und paukt jetzt seit Oktober für seinen Master.

Sein Studium erklärt wahrscheinlich auch, warum er seine Emotionen stets unter Kontrolle zu haben scheint. Was ihn außerdem auszeichnet: „Wenn man ihn braucht, ist er immer da, immer“, sagt sein Trainer, die 90 Minuten gegen den HSV „hat er sich schwer verdient, ich freue mich sehr für den Jungen, dass er ein Spiel bekommt“.

Sogar ein richtig großes, mal wieder. 42.000 Zuschauer werden erwartet, gegen Fürth Mitte September und beim Saisonfinale 2022 gegen Schalke, als Carl Klaus ein Gegentor-des-Monats aus über 50 Metern kassierte, war das Max-Morlock-Stadion sogar ausverkauft. Seine Nerven hatte er trotzdem im Griff, vielleicht auch deswegen sagt er: „Ich brauche die Spielpraxis gar nicht so extrem.“

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