Erinnerungen an das 3:1

Wück und die 15.000! Nürnbergs letzter Sieg in München

28.3.2024, 07:55 Uhr
"Sergio ist in die Kurve gelaufen, ich hinterher." Christian Wück und Sergio "Zaubermaus" Zarate feiern im Olympiastadion den historischen 3:1-Erfolg beim FC Bayern.

© Eckert "Sergio ist in die Kurve gelaufen, ich hinterher." Christian Wück und Sergio "Zaubermaus" Zarate feiern im Olympiastadion den historischen 3:1-Erfolg beim FC Bayern.

Ein Maximalerfolg in München, bei übermächtigen Bayern: Das ist etwas, was jeder Fußball-Profi anstrebt und als kostbares Gut für sich bewahrt. Als fränkischer Fußball-Profi wahrscheinlich noch ein bisschen länger. "Ein außergewöhnliches Spiel" sei das damals gewesen, bekräftigt diese Annahme Christian Wück. Er spricht über ein Duell, das anders ausgeht als so viele andere zwischen dem amtierenden und dem erst fünf Jahre zuvor abgelösten Rekordmeister.

Nur 18 Sekunden Anlaufzeit

18 Minuten leuchten im Olympiastadion als Spielzeit von der Anzeigetafel. Der FCB macht Druck - Mazinho hat die altbayerischen Angriffsanstrengungen früh mit der Führung belohnt. Nürnberg macht den Ausgleich. Vor 18 Sekunden erst hat Wück für den verletzt ausgewechselten Dieter Eckstein im Angriff übernommen. Anlaufzeit braucht der im unterfränkischen Werneck geborene Edeljoker keine, um die Münchner auf ihrer Spielwiese erstmals eiskalt abzuduschen.

Die dazu passende Szene hat Wück genau im Kopf. "Der Linienrichter wollte irgendetwas von mir. Danach habe ich mich direkt in den Sturm orientiert." Jörg Dittwar befördert das Spielgerät hoch ins Zentrum. "Die Bayern verteidigen die Situation nicht richtig, Raimond Aumann steht etwas zu weit vor seinem Kasten. Der Ball landet auf meinem Kopf und als Bogenlampe über die Unterkante der Latte im Tor". Das erste Nürnberger Ausrufezeichen ist gesetzt.

Das 1:1 macht Mut. "Wir haben gemerkt, dass da etwas geht", sagt Wück, der im Saisonverlauf schon 23 Mal von der Bank kommend die Club-Offensive belebt hat. Noch vor der Pause geht der Plan von Coach Willi Entenmann auf, "aus einer guten Abwehrformation heraus über schnelle Spieler Konter zu fahren". Der hüftsteife Jan Wouters stoppt einen unnachahmlichen Sololauf von Sergio Zarate, Wücks wendigem Sturmpartner, plump auf der Strafraummarkierung. Der Gefoulte tritt selbst zum Elfmeter an und verlädt FCB-Keeper Aumann. Während die Zaubermaus eiskalt bleibt, wird es den 15.000 Nürnbergern in München warm ums Herz. Partyzone Gästeblock. Bald ist Halbzeit - die große, bunte Club-Show damit aber noch lange nicht vorbei.

Nach Wiederbeginn drängen die Bayern wütend nach vorne. Doch auch nassforsche Nürnberger setzen bei Kontern immer wieder Nadelstiche. Zudem kann sich der FCN auf Andi Köpke verlassen. Nachdem Stefan Effenberg mit einem Foulelfmeter an Nürnbergs Nummer eins gescheitert ist, bringt ein Konter die Entscheidung. Wück ("Ich bin losmarschiert. Damals war ich noch schnell") passt vom rechten Strafraumeck ins Zentrum. Zaubermaus Zarate veredelt die Hereingabe und macht den letzten Club-Sieg bei den Bayern perfekt.

"Sergio ist in die Kurve gelaufen, ich hinterher"

"Solange das so bleibt", wird der Erfolgstrainer der deutschen U17 immer wieder kontaktiert werden, das wusste er schon damals. Wegen exakt dieser Geschichten, die der Stürmer noch um den Torjubel beim 3:1 erweitert: "Den habe ich besonders vor Augen", erzählt Wück. "Sergio ist in die Kurve gelaufen, ich hinterher." Vor frenetisch feiernden Club-Fans macht Zarate Klimmzüge am Zaun. Und Christian Wück, dem der Argentinier im Anschluss “mindestens 50 Prozent Anteil an seinem zweiten Treffer“ gibt, zieht mit.

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