Knappe Mehrheit

Nein zum DFL-Antrag: Warum der 1. FC Nürnberg gegen die Investorensuche stimmte

11.12.2023, 17:30 Uhr
Rattenrennen mit der Premier League? Am Wochenende protestierten noch einmal zahlreiche Fans gegen den Antrag der DFL - letztendlich vergeblich.

© IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch Rattenrennen mit der Premier League? Am Wochenende protestierten noch einmal zahlreiche Fans gegen den Antrag der DFL - letztendlich vergeblich.

Der Weg für den Milliarden-Deal der Deutschen Fußball Liga ist frei. Nach monatelangem Werben erhielt die DFL-Spitze um die beiden Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel am Montag bei der Mitgliederversammlung das Mandat, Verhandlungen für eine strategische Partnerschaft mit einem externen Investor aufzunehmen.

Bei dem Treffen der 36 Profivereine in einem Frankfurter Flughafen-Hotel erzielte ein entsprechender Antrag mit 24 Ja-Stimmen gerade so die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit, die im Mai dieses Jahres noch knapp verfehlt wurde. Zehn Vereine - darunter der 1. FC Nürnberg - stimmten mit Nein, zwei enthielten sich.

Sechs Interessenten

Die Geschäftsführung der Dachorganisation des deutschen Profi-Fußballs wird nunmehr konkrete Gespräche mit einem potenziellen Vermarktungspartner aufnehmen. Sechs Unternehmen sollen ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit der DFL bekundet haben.
Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein.

Die DFL will das Geld vornehmlich für den Ausbau ihrer Infrastruktur nutzen. Dazu zählen eine weitere Digitalisierung und Internationalisierung sowie der Aufbau einer eigenen Streamingplattform.

Aus dem Fan-Lager gab es erwartungsgemäß heftige Kritik an der Entscheidung. "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem. Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen", hieß es in einer Mitteilung des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve". Die Anhänger hatten ihren Protest am zurückliegenden Wochenende in vielen Stadien auf Spruchbändern zum Ausdruck gebracht.

"Das haben wir natürlich vernommen", sagte DFL-Geschäftsführer Merkel und fügte hinzu: "Wir haben uns das zu Herzen genommen und in dem Antrag entsprechend reflektiert." Zugleich wies die Liga-Führung die Befürchtungen der Fans energisch zurück. "Der Zugriff des Partners auf sportliche Themen ist ausgeschlossen. Die Klubs behalten die relevante Entscheidungshoheit", sagte Lenz. Zum Beispiel beim Thema Anstoßzeiten.

"Uns fehlten wichtige Informationen", sagt Rossow

Dass dem tatsächlich so ist, davon war man beim 1. FC Nürnberg nicht restlos überzeugt und stimmte gegen den Antrag. "Obgleich wir die Notwendigkeit einer Investition in die DFL-Infrastruktur sehen, waren wir mit dem angewandten und abzustimmenden Prozess nicht einverstanden", lässt sich Niels Rossow, der Kaufmännische Vorstand zitieren, und: "Uns fehlten wichtige Informationen sowie die Möglichkeit eines finalen Zustimmungsvorbehaltes seitens der Vereine für diesen bedeutenden Geschäftsvorgang." Der Club werde "den nun folgenden Prozess konstruktiv, aber dennoch kritisch begleiten" heißt es im Statement des Vereins.

Bei der Spielvereinigung Greuther Fürth fühlten sich die Verantwortlichen dagegen "eng im Prozess eingebunden" und bezogen bereits vor der Abstimmung Position für den Antrag. "Da ein hohes Maß an Vertrauen in die Kompetenz der Verantwortlichen der DFL vorhanden ist, steht das Kleeblatt hinter dem zur Abstimmung stehenden Vorschlag", hieß es in einer Stellungnahme.

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