1:2 in Mannheim

Bis über die Schlusssirene hinaus: Noch reicht der Mut der Ice Tigers nicht für die Playoffsensation

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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10.3.2024, 19:13 Uhr
Eine klassische Szene in diesem Eishockey-Klassiker: Jyrki Jokipakka räumt Daniel Schmölz griechisch-römisch ab - ein Eingreifen, das ohne disziplinarische Folgen blieb.

© IMAGO/Eibner-Pressefoto Eine klassische Szene in diesem Eishockey-Klassiker: Jyrki Jokipakka räumt Daniel Schmölz griechisch-römisch ab - ein Eingreifen, das ohne disziplinarische Folgen blieb.

Historisch hatten sie keine Chance. Keine Paarung war in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga öfter ausgespielt worden als Mannheim gegen Nürnberg. Neunmal waren sich Adler und Ice Tigers bereits in den Playoffs gegenüber gestanden, zweimal in einer Endspielserie. 1999 aber tanzte Mannheims Torhüter Pavel Cagas nach dem fünften Finalspiel im Lindestadion auf einem Tor - und auch die anderen acht Serien gingen an den Werksklub des Software-Riesen SAP. Letzter Playoff-Sieg der Ice Tigers in Mannheim: 20. März 2005. Siegtorschütze damals: Lasse Kopitz, inzwischen der erfahrenste Schiedsrichter der DEL.

Tatsächlich hatten sie im ersten Spiel der ersten Playoff-Runde dann doch beste Chancen auf eine große Überraschung. Beim 1:2 (0:1, 0:0, 1:1) fehlten nach hartem, zehrenden Kampf nur Zentimeter und vielleicht ein wenig offensives Zutrauen. Am Dienstag (19.30 Uhr) müssen die Ice Tigers deshalb in ihrer Arena Nürnberger Versicherung gewinnen - um am Donnerstag noch einmal nach Mannheim fahren zu dürfen.

Mannheim profitiert von großzügiger Linie

Auf dem Papier hatten sie ebenfalls keine Chance: Mannheim bot eine größere, schwerere, erfahrenere und viel, viel teurere Mannschaft auf. Dem unter der Saison geholten Ex-NHL-Coach Dallas Eakins fehlten mit Murray, Gildon und Hännikäinen drei prominente Importspieler, nur waren die nicht verletzt, sondern überzählig. Der Ex-NHL-Coach Tom Rowe musste hingegen auf Ian Scheid verzichten - der zuletzt so wichtige Verteidiger war angeschlagen. Und so entwickelte sich dieses erste Playoff-Spiel exakt so, wie das zu erwarten war. Schon nach Sekunden krachte Linden Vey in Niklas Treutle, danach wurde der Torhüter immer wieder hart angegangen und auch an der Bande ließen es die Adler krachen. Die Checks verschoben die Grenzen, unfair spielte Mannheim nicht, profitierte aber eindeutig von der großzügigen Linie der Schiedsrichter.

Umso kurioser: Eine eher seltene Strafe führte zur unvermeidlich scheinenden Mannheimer Führung. Roman Kechter hatte den verlorenen Schläger eines Kollegen kurz in dessen Richtung geschubst. Mit den Händen hätte er das machen dürfen, mit dem Stock war es illegal. David Wolf fälschte wenig später einen Schuss vom kürzlich nachverpflichteten Leon Gawanke ins Tor ab (13.). Danach begann die Arbeit.

Die Ice Tigers melden sich zu spät

Die Adler griffen weiter mit Wucht an, erzwangen ein klares Übergewicht. Treutle rettete aber sensationell gegen Jyrki Jokipakka (23.) und Kris Bennett (35.), ansonsten spreizten sich seine Kollegen in jeden Zweikampf, kassierten weiterhin Checks ungerührt und legten sich immer wieder mit ihren Gegnern an. Die Ice Tigers traten mutig auf, diszipliniert und selbstbewusst, allerdings reichte es nicht, selbst vermeintliche Tempo-Vorteile auszuspielen.

Das änderte sich im Schlussdrittel: Die Adler wurden passiver, Rowe komprimierte seine Leistungsträger auf drei Reihen. Das sorgte für ein offeneres Spiel, ausgerechnet der aufgerückte Cole Maier aber gab den Puck leichtfertig her. Den folgenden Konter vollendete der Ex-Nürnberger Daniel Fischbuch im Nachschuss (51.). Direkt im Anschluss waren die Ice Tigers im Power-Play, das allerdings Dane Fox beendete, indem er sich einen gut sichtbaren Cross-Check zu viel erlaubte. Eine harte Entscheidung, allerdings trifft es in solchen Situationen zu oft den Kanadier.

Die Gäste meldeten sich trotzdem noch einmal: Tim Fleischer nutzte ein überlegtes Überzahlspiel zum 1:2 (60.). Auch danach hatte Nürnberg noch Chancen, die Geschichte spielte da längst keine Rolle mehr. Nach der Schlusssirene entwickelte sich noch eine wilde Keilerei - die nur zu kleinen Strafen führte.

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