Überraschender Wechsel

Steven Reinprecht kehrt in die DEL zurück - als Gegner der Ice Tigers

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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7.6.2024, 18:50 Uhr
Ein emotionaler Abend: Als Steven Reinprechts Trikot unter das Dach der Arena gezogen wurde, blieb in der Arena kaum ein Auge trocken.

© Sportfoto Zink / ThHa/Sportfoto Zink / ThHa Ein emotionaler Abend: Als Steven Reinprechts Trikot unter das Dach der Arena gezogen wurde, blieb in der Arena kaum ein Auge trocken.

Seine Rede dauerte sechs Minuten und 23 Sekunden und als das Heimspiel gegen den EHC München längst hätte angepfiffen werden müssen, blickten 7672 Menschen und ein 42 Jahre alter ehemaliger Eishockeyprofi ergriffen auf die Nummer 28, die langsam unter das Dach der Arena Nürnberger Versicherung gezogen wurde. "Allein in 40 Jahren wieder nach Nürnberg kommen zu können", sagte zuvor er, der diese Nummer 28 sechs Spielzeiten lang auf dem Trikot getragen hatte, "um dort mit meinem Enkel das Trikot mit der Nummer 28 unter dem Dach zu sehen, das ist wirklich, wirklich schön."

Steven Reinprecht wird nun nicht warten müssen, bis er 82 Jahre alt ist. Er wird schon in der kommenden Saison nach Nürnberg zurückkehren – ohne Enkelkinder, aber mit der Düsseldorfer EG.

"Eine herausragende Persönlichkeit

Der Klub mit der Tradition großer Erfolge in den 90er-Jahren und einem deshalb unzerstörbaren Ruf von Größe und Ambition hat den inzwischen 48 Jahre alten Kanadier am Freitagnachmittag als seinen neuen Trainer vorgestellt. "Steven Reinprecht ist eine herausragende Persönlichkeit und kennt sowohl das nordamerikanische als auch das deutsche Eishockey sehr genau", ließ Niki Mondt, der Sportdirektor der DEG, dazu ausrichten. "Ich bin mir sicher, dass er bei den Spielern großen Respekt genießen und die Mannschaft zum Erfolg führen wird."

Wobei "Erfolg" in Düsseldorf inzwischen erst wieder neu definiert werden muss. 2023/2024 hatte die DEG die Playoffs verpasst. Nach der Saison wurde bekannt, dass sich der einstmals so großzügige Traditionsklub finanziell ein weiteres Mal würde einschränken müssen.

Auch Manuel Kofler war ein Kandidat

Zudem musste Mondt einen erneuten Umbruch moderieren, nachdem er beschlossen hatte, ohne Thomas Dolak als Cheftrainer weiterzumachen. Zuvor war deshalb auch Manuel Kofler, zuletzt fünf Jahre lang Co-Trainer in Nürnberg, als möglicher Nachfolger gehandelt worden. Der Rosenheimer wird aber als Co-Trainer weiterarbeiten – allerdings in Diensten der Kölner Haie.

Dass Reinprecht nun als Cheftrainer in Düsseldorf vorgestellt wird, ist nur auf den ersten Blick keine Überraschung. Schon vor seinem Ehrenabend in Nürnberg hatte der einstige Ausnahme-Mittelstürmer eine Rückkehr in Aussicht gestellt. "Ich will Trainer werden. Vielleicht in der AHL, vielleicht in Europa. Dort, wo es für uns am besten passt." 7672 Menschen hatten in der Arena damals spontan einen Vorschlag, wo es passen könnte.

Auch die Ice Tigers hatten sich mit Steven Reinprecht beschäftigt

Offenbar passt es nun aber in Düsseldorf besser. Zur Saison 2018/2019 begann Reinprecht seine zweite Eishockey-Karriere in seiner Wahlheimat Denver – zunächst als ehrenamtlicher "Development Coach" an der University of Denver, dann im Trainerteam des NHL-Klubs Colorado Avalanche, mit der er 2001 die wichtigste Trophäe im Eishockey gewonnen hatte, den Stanley Cup. 21 Jahre später war er beim zweiten Titel der Avalanche wieder mit dabei, allerdings im Anzug.

Wie angekündigt wagt er nun den nächsten Karriere-Schritt. Nach Informationen dieser Sportredaktion wäre auch Nürnberg als erste Station denkbar gewesen. Sportdirektor Stefan Ustorf entschied sich jedoch für Mitch O‘Keefe, der als Spieler nicht annähernd so erfolgreich war wie Reinprecht, aber vor seinem Engagement bei den Ice Tigers bereits vier Jahre als Cheftrainer in Innsbruck gearbeitet hatte.

Ein Empfang wie für Yasin Ehliz? Ausgeschlossen

In Düsseldorf trifft Reinprecht nun auf Oliver Mebus, mit dem er bereits in Nürnberg zusammengespielt hatte. Von der einstmals so erfolgreichen und populären Angriffsreihe der Ice Tigers setzen vorerst alle drei Mitglieder ihre Karrieren an anderen DEL-Standorten fort. Patrick Reimer hat die deutsche U18-Nationalmannschaft als Cheftrainer übernommen. Yasin Ehliz war schon bei Reinprechts Ehrenabend beim EHC München angestellt und wurde im Spiel danach und seitdem immer wieder mit großer Ausdauer ausgepfiffen.

Bei Reinprecht sollte das ausgeschlossen sein, auch er kehrt jedoch als Gegner nach Nürnberg zurück.

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