Berichterstattung zur Fußball-WM:

Katarische Sicherheitskräfte bedrängen dänisches TV-Team

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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17.11.2022, 09:04 Uhr
Während einer Live-Reportage in Katar ist ein dänisches TV-Team von Sicherheitskräften bedrängt worden. (Symbolbild)

© Federico Gambarini/dpa Während einer Live-Reportage in Katar ist ein dänisches TV-Team von Sicherheitskräften bedrängt worden. (Symbolbild)

Während einer Live-Reportage des Journalisten Rasmus Tantholdt tauchten Sicherheitskräfte auf und versuchten, den Dreh zu behindern, obwohl das Team gültige Akkreditierungen und eine Genehmigung hatte. In dem Video hört man den Journalisten sagen: "Sie haben die ganze Welt eingeladen, hierher zu kommen, warum können wir hier nicht filmen? Es ist ein öffentlicher Platz." Weiter sagte Tantholdt: "Du kannst die Kamera kaputt machen, willst du sie kaputt machen? Sie drohen uns, indem Sie die Kamera zerschlagen?"

Die WM-Organisatoren bestätigten den Vorfall. In einer Stellungnahme hieß es: "Den Turnierorganisatoren ist ein Vorfall bekannt, bei dem ein dänisches Sendeteam während einer Live-Übertragung in einem der Touristenziele von Katar versehentlich unterbrochen wurde. Nach Einsicht in die gültige Turnierakkreditierung und Drehgenehmigung der Crew erfolgte eine Entschuldigung durch den Sicherheitsdienst."

Es handelt sich jedoch nicht um den einzigen Vorfall, der ein Schlaglicht auf die katarische Interpretation der Pressefreiheit wirft. Der bekannte US-amerikanische Sportjournalist Grant Wahl berichtet auf seiner Webseite, dass auch er eine befremdliche Begegnung mit örtlichen Sicherheitskräften hatte.

Nach eigenen Angaben war er gerade im offiziellen FIFA-Pressecenter, um seinen Arbeitsausweis abzuholen, als ihm ein Plakat mit dem Motto der diesjährigen Fußball-WM - "now is all" - auffiel. Er fotografierte es und wurde nur Sekunden später von einem Sicherheitsmitarbeiter darauf hingewiesen, dass es nicht erlaubt sei, hier zu fotografieren. Darüber hinaus bat ihn der Mitarbeiter, das Bild wieder zu löschen. Nachgekommen ist Wahl dieser Bitte offenbar nicht: Das Foto des Plakats befindet sich nach wie vor auf seiner Webseite.

Die Vergabe der Fußball-WM an das Emirat Katar wird seit Jahren scharf kritisiert. Nicht nur der Energieaufwand der Veranstaltung ist enorm, weil die Stadien durch gigantische Klimaanlagen auf erträgliche Temperaturen heruntergekühlt werden müssen. Auch hinsichtlich der Einhaltung der Menschenrechte ist die Lage prekär: Frauen und Hausangestellte sind immer wieder Übergriffen ausgesetzt und haben wenige Möglichkeiten sich zu wehren. Ebenso wie Niedriglohn-Migranten, unter denen es im Zuge der Baumaßnahmen für die WM zu zahlreichen Todesfällen gekommen sein soll. Homosexualität steht darüber hinaus unter Strafe.

Für die Presse ist die Lage ebenfalls nicht rosig: Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" sieht Katar auf der Rangliste der Pressefreiheit auf dem 119. von insgesamt 180 Plätzen.