Flieeeeeeg! Frankens verrückteste Skisprung-Familie

23.11.2020, 06:10 Uhr
Flieeeeeeg! Frankens verrückteste Skisprung-Familie

In der Fränkischen Schweiz selbst gibt es keine Trainingsmöglichkeit, die beiden einzigen Schanzen, die es laut skisprungschanzen.com je gab, befanden sich an den Ausläufern: im Pegnitzer Stadtteil Hainbronn, wo das Vergnügen von 1955 bis Ende der 1960er nur kurz währte, und in Etzelwang (1935 bis 1995). So muss die Familie Häfner allwöchentlich mindestens einmal von Kirchehrenbach ins Fichtelgebirge reisen, genauer gesagt ins Landesleistungszentrum des WSV Warmensteinach.

Zu fünft steigen sie in den Großraum-Pkw. Mutter Dorothea, Vater Sebastian und die Kinder Timo (elf), Mara (neun) und Nelio (fünf). Skurrilerweise die Auslöserin der Skisprungbegeisterung ist Dorothea Häfner. Sie ist die Tochter des langjährigen Vorsitzenden des Skiclubs in Bischofsgrün, wo sie aufwuchs. Selbst war sie aktive Langläuferin und hat selbst "nur ein paar Hüpfer" über kleine Buckel versucht. Aber dann wurde eine Sprungrichterin gesucht – und weil ihr die Sportart gefiel, übernahm sie diesen Posten.

Als sie ihren Mann Sebastian kennenlernte, bekam der im Alter von 22 Jahren auch einmal einen Gutschein für ein Probetraining geschenkt. "Der blieb aber neun Jahre lang liegen", gesteht der Mittdreißiger heute. Erst als Sohn Timo mit dem Skispringen begann, erinnert sich der Vater an den Gutschein und löst ihn ein – mit 31 Jahren. "Ganz kurz hielt ich da auch den Familienrekord, den Timo aber schnell wieder verbesserte."

Getrennte Einheit

Am Samstag läuft das Training unter den Corona-Vorgaben so ab, dass Timo als Kaderathlet zuerst mit Skisprung-Legende Günther Göllner  seine Sprünge absolviert und dann die Geschwister mit der restlichen Familie an der Reihe sind.

Nach einigen Aufwärmübungen geht Timo den Schanzenhügel hinauf. Die Sprünge sehen für den Laien schon professionell aus, auch der Trainer lobt sie. Doch Timo ist laut seiner Mutter nicht nur sehr ehrgeizig, sondern auch selbstkritisch. Der Elfjährige ist daher nicht immer zufrieden und weiß zu berichten: "Der Günther sagt schon immer, dass er mir nicht viel erzählen müsse. Ich wüsste immer sofort selbst, was gut und was schlecht war."

Bei der jüngeren Schwester Mara sieht das noch nicht so routiniert aus wie beim Dritten des Deutschland-Cups. "Sie ist schon noch immer etwas ängstlich und springt eher vorsichtig", erklärt Dorothea Häfner. Aber auch Mara hat schon erste Wettkämpfe gewonnen.

Training im Auslaufhang

So weit ist Nelio noch nicht. Er trainiert derzeit die richtige Sitzhaltung im Anlauf. Gut ein halbes Dutzend Mal stapft er den halben Weg hinauf, hockt sich dann im Auslaufhang auf einen angeseilten Schlitten und lässt dann los, wenn Vater Sebastian das sagt. Und dann rutscht er auf den breiten Brettern erst die Matte und dann die Wiese hinab.

Immerhin die Skier (meist gebrauchte und abgesägte Exemplare der Profis) sind günstig. Ansonsten ist Skispringen ein teures Hobby. Ein Ausrüstungssatz kostet etwa 1500 Euro und hält bei ständig wachsenden Kindern nicht lange. Und im Falle der Häfners das Ganze mal drei.

 

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