Warum Darts alles ist, aber sicher kein Sport

3.1.2021, 18:11 Uhr
Peter "Snakebite" Wright betrat als Grinch die Bühne der Darts-WM. 

© Kieran Cleeves, dpa Peter "Snakebite" Wright betrat als Grinch die Bühne der Darts-WM. 

Für Berufsanfänger gab es unangenehmere Termine. Immer mal wieder wurden angehende Zeitungsredakteure an die Scheibe geschickt, wirklich immer stand davor jemand, der dozierte, dass sich die Sportart von seinem Kneipen-Image emanzipieren müsse, um zu wachsen. Dabei unterhielt man sich: in einer Kneipe.

Darts hat sich Jahre später immer noch nicht von der Kneipe emanzipiert, sondern für all jene zu einer modernen Weihnachtstradition entwickelt, die akzeptiert haben, dass vom Vorsatz, endlich Sport zu treiben, allein Betreiber von Fitnessstudios profitieren. Raclette, Bier, Chips (der Elektrolyte wegen), flüssige Kräuter (der Verdauung wegen), dazu Hully Gully im Ally Pally. Das ist mitunter großartig – aber noch lange kein Sport, weil es von einem Sportsender übertragen wird.


Lesen Sie hier die Gegenmeinung: Warum Darts ein Sport für alle ist


Auf die Frage, wodurch sich Sport definiert, hat jeder seine eigene Antwort. Meine vereinbart unter anderem Bewegung, Hingabe, Ästhetik. Nichts davon erkenne ich in der Aufgabe, Stahlpfeile aus einer Entfernung von 2,37 Metern auf eine Scheibe zu schmeißen.

2020 hat das Ally Pally ausgenüchtert. Ohne Gegröle, ohne "Hey, Baby" bleiben weiße, übergewichtige Männer und ihre (hoffentlich) selbstironischen Spitznamen zurück, und die Verbindung zu Sofasportlern, die sich einreden dürfen, einen kleinen Wurf von großem Sport entfernt zu sein.

Das ist polemisch, beleidigend? Mag sein. Aber es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass einem Kneipenspiel mehr Platz eingeräumt wird als manchem Leistungssport.

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