NLZ-Chef Reichel hört auf

Abstieg der U19, Abgang des Leiters: Viel los im Nachwuchs des Kleeblatts

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

8.4.2022, 18:00 Uhr
Der Club oben, Fürth unten: Die U19 des Kleeblatt (im Bild Devin Angleberger) muss absteigen, der 1. FCN bleibt ein Spitzenteam.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Der Club oben, Fürth unten: Die U19 des Kleeblatt (im Bild Devin Angleberger) muss absteigen, der 1. FCN bleibt ein Spitzenteam.

Niederlagen tun weh. Derby-Niederlagen noch ein bisschen mehr. Wenn man als Fußballer ein Spiel gegen den größten Rivalen verliert und deshalb absteigt, dann ist der Schmerz beinahe unermesslich. Am Dienstagabend aber hat Roberto Hilbert genau das erlebt. Der 37-Jährige hat in der Jugend des Kleeblatts gespielt, später zweimal zwei Jahre bei den Profis, zwischendurch wurde er mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und mit Besiktas Istanbul türkischer Pokalsieger.

Hilbert hat also einiges gesehen im Fußball - so viel, dass er sich seit seinem Karriereende um den Nachwuchs der Spielvereinigung kümmern darf. Im Winter haben die Verantwortlichen ihn zum Cheftrainer der U19 gemacht, die unter dem langjährigen Coach Marco Ried in der Bundesliga doch arg strauchelte. Doch auch Hilbert konnte den Abstieg nicht abwenden, nach der fünften Niederlage in seinem sechsten Spiel war klar: Das Kleeblatt muss in die Bayernliga absteigen.

0:2 verloren die Fürther beim 1. FC Nürnberg, "unabhängig der Tabellensituation wollten wir natürlich das Derby gewinnen", sagt Hilbert. "Es tut noch mal mehr weh, wenn der Abstieg am Valznerweiher besiegelt wird." Dennoch ist ihm wichtig zu betonen, dass seine Mannschaft nicht am Dienstagabend beim Club abgestiegen ist. "Wenn man sich die Saison über anguckt, haben wir in der Gesamtheit einfach zu wenige Punkte geholt", betont Hilbert. "Gerade auch gegen vermeintliche Mitkonkurrenten."

Von denen gab es in dieser Saison sehr viele. Wegen der Auswirkungen der Pandemie wurde die Bundesliga auf 21 Mannschaften aufgestockt, von denen sieben absteigen müssen. Vom ersten Spieltag an ging es also für das Kleeblatt nur ums sportliche Überleben, der Druck lastete schwer auf der Mannschaft, die von bislang 18 Spielen nur vier gewann. Unter Roberto Hilbert wurde es nicht besser, gleich bei seinem Einstand Anfang Februar verloren die Fürther zuhause gegen den Abstiegskonkurrenten 1. FC Saarbrücken.

Der einzige Sieg unter dem neuen Trainer war ein 5:0 gegen den Nachwuchs von Hessen Kassel - zu wenig, um in der Bundesliga zu bleiben, bei aller positiven Entwicklung, die Roberto Hilbert trotz der ausbleibenden Erfolge sah. Er habe "von Anfang an versucht, Dinge anders zu machen und meine Art und Weise reinzubringen", erzählt er, es sei "nicht nur sportliche Arbeit, sondern auch mentale" gewesen, "trotz des harten Programms mit Gegnern wie Stuttgart, Hoffenheim oder Frankfurt hat man Unterschiede gesehen".

Dennoch: Zwei Spieltage vor Saisonende ist das Kleeblatt abgestiegen, während selbst Vereine wie Astoria Walldorf oder die Stuttgarter Kickers noch Chancen haben. "Ich bin enttäuscht, dass ich das als Trainer nicht hinbekommen habe und nehme mich in die Verantwortung", sagt Hilbert, "die Jungs sind aber auch sehr enttäuscht, weil sie hart gearbeitet haben, um in der Liga zu bleiben." Der Abstieg sei insgesamt "ärgerlich und bitter, ist für uns als Verein aber kein Beinbruch".

"Sehr enttäuscht": Trainer Roberto Hilbert hat seit der Winterpause nur drei Punkte geholt.  

"Sehr enttäuscht": Trainer Roberto Hilbert hat seit der Winterpause nur drei Punkte geholt.   © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Die interne Suche nach Gründen für den Abstieg, nach Antworten auf die vielen offenen Fragen, läuft im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) längst. Beim Blick in die Zukunft hält es Hilbert aber wie sein Chef Rachid Azzouzi, der zuletzt betont hatte, dass ein solcher Abstieg auch eine Chance sein könne. "Wir wollen die Entwicklung der Jungs fördern", sagt der Trainer. In der Bayernliga ist das Kleeblatt künftig nicht mehr Außenseiter, sondern Favorit. "Wir müssen mit gesunden Selbstbewusstsein, aber auch mit gewisser Demut in die Saison gehen und im Training hart arbeiten, um dominant und erfolgreich Fußball zu spielen", so Hilbert.

NLZ-Chef Reichel hört auf

Zur neuen Saison wird sich aber einiges ändern im NLZ. Wie der Verein am Freitag mitteilte, hat sich Ex-Profi Mirko Reichel entschlossen, sein Amt als sportlicher Leiter "mit sofortiger Wirkung" und "aus privaten Gründen" niederzulegen. "Mirko war und ist immer ein wichtiger Bestandteil der Spielvereinigung", betonte Geschäftsführer Rachid Azzouzi. "Fußball ist wichtig, aber es gibt viel Wichtigeres im Leben."

Wie es personell und strukturell im Nachwuchs weitergeht, ist offen. Reichels Entschluss, betonte Azzouzi, sei "sehr kurzfristig" gewesen. Interimsweise übernimmt Jürgen Brandl, bislang Kaufmännischer Leiter des NLZ, die Aufgaben von Mirko Reichel, "der seinerseits aber auch jede Unterstützung beim Nachfolgeprozess und der Übergabe zugesichert hat", wie es in einer Mitteilung des Vereins heißt.

Verwandte Themen


1 Kommentar