Vertrag bis 2024

Ein Jahr nach der Entlassung in Fürth: Was macht Marc Schneider heute?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

E-Mail zur Autorenseite

15.10.2023, 09:00 Uhr
Sein letztes Spiel als Trainer des Kleeblatts: Marc Schneider (rechts) nach dem 2:2 gegen Rostock mit dem enttäuschten Sebastian Griesbeck.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN Sein letztes Spiel als Trainer des Kleeblatts: Marc Schneider (rechts) nach dem 2:2 gegen Rostock mit dem enttäuschten Sebastian Griesbeck.

Vor einigen Tagen war Marc Schneider mal wieder in Deutschland. Auf der Business-Plattform "LinkedIn" gibt der ehemalige Trainer des Kleeblatts hin und wieder Einblicke in sein Leben als Fußballarbeiter im Wartestand. Das letzte Wochenende vor der Länderspielpause hat der 43-Jährige für eine Tour "einmal quer durch Fußball-Deutschland" genutzt und sich unter anderem das Spiel des 1. FC Nürnberg beim FC Sankt Pauli angeschaut und danach seinen "ehemaligen Mitspieler und Chef Urs Fischer bei seinem 1. FC Union Berlin" besucht.

Im Frühsommer informierte sich Schneider, wie der SK Brann Bergen in Norwegen arbeitet, davor bedankte er sich mit einem Beitrag bei der "Knappenschmiede von Schalke 04 für die letzten Tage und die Möglichkeit hinter die Kulissen zu schauen". Fußballtrainer nutzen die Zeit zwischen Engagements gerne für Hospitationen und Weiterbildungen, die aber natürlich kein ganzes Jahr füllen können. Was er sonst so macht? Wie er seine Zukunft sieht? Diese Fragen hätten wir Marc Schneider gerne gestellt, doch der Schweizer möchte sich erst wieder öffentlich äußern, "wenn ich eine neue Herausforderung angenommen habe".

SpVgg Greuther Fürth stellt Schneider am 15.10.2022 frei

Rückblick. Nach dem vermeintlich erlösenden 2:1 gegen Paderborn, dem ersten Sieg im neunten Spiel, sah man Schneider im Presseraum des Ronhofs strahlen. Er erzählte vom Raclette, natürlich mit echtem Schweizer Käse, und einem Gläschen Wein, das er sich mit seiner Familie gönnen würde. Sein Sohn hatte sich zwei Tage vorher schon von seinen Freunden in der Schule verabschiedet, weil er dachte, der Papa würde am Sonntag entlassen werden, doch mit dem unerwarteten Erfolg rettete sich Schneider vorerst.

Eine Länderspielpause und drei Unentschieden später sah Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi aber keine andere Möglichkeit mehr. Am 15. Oktober 2022, einen Tag nach dem 2:2 gegen Hansa Rostock, stellte die Spielvereinigung ihren Trainer frei. "Wir haben in den letzten Wochen viel versucht, auch Marc hat alles versucht", sagte Azzouzi damals, "aber am Ende müssen wir festhalten, dass wir uns zwar punktetechnisch leicht verbessert haben, aber nicht so, wie wir uns alle das vorstellen."

Wie es ihm mit dieser frühen Entlassung ging, hat Marc Schneider im Juni in der "Berner Zeitung" erzählt. "Schneider ist nach wie vor überzeugt, dass ihm mit dem Team die Wende gelungen wäre", schreibt der Autor in einem ausführlichen Artikel. "Vielleicht hätte er mehr Zeit erhalten, wenn er ein besseres Standing gehabt hätte, wenn er nicht der kleine Schweizer gewesen wäre, ohne Vertrauensperson im Club."

Tatsächlich war Schneider ohne Co-Trainer nach Fürth gekommen, Azzouzi stellte ihm mit Stefan Kleineheismann und dem erfahrenen Rainer Widmayer zwei Assistenten zur Seite, die "den deutschen Fußball kennen", wie es gerne heißt. Doch dem Trio gelang es nicht, die sportliche Talfahrt nach dem Abstieg aus der Bundesliga zu stoppen, weshalb Schneider nach 13 Pflichtspielen als Cheftrainer (inklusive Pokal-Aus in Stuttgart) schon wieder gehen musste. "Eine Entlassung lässt sich als Scheitern begreifen", schreibt die "Berner Zeitung". "Oder man kann es wie Schneider sehen: als wichtige Erfahrung auf dem Weg, ein besserer Trainer zu werden."

Marc Schneider: Vertrag läuft noch bis Juni 2024

Der ist er, so kann man den Artikel verstehen, inzwischen geworden. In Fürth hat er offenbar viel über das Auftreten abseits des Rasens und in der Zusammenarbeit mit Journalisten gelernt. "Schneider musste sich damit auseinandersetzen, wie er wirkt, was er sagt - in einem Ausmaß, das er von den Stationen in Thun und Beveren nicht kannte und auf das er in der Schweizer Trainerausbildung nicht vorbereitet worden war", heißt es in dem Bericht.

Eine neue Aufgabe hat Marc Schneider bislang nicht gefunden - auch wenn er sich sehr vieles vorstellen kann. "Schneider hilft, dass sein Vertrag in Fürth ein weiteres Jahr läuft", schreibt das Schweizer Medium. "Er muss nichts erzwingen." Beim Kleeblatt hatte er einen bis zum 30. Juni 2024 gültigen Kontrakt unterschrieben, der nach der Freistellung natürlich weiter läuft. Nach Informationen dieser Redaktion zahlte das Kleeblatt in den letzten zwölf Monaten mehr als eine Viertelmillion Euro an seinen Ex-Trainer - dem noch acht weitere Monate Gehalt zustehen.

Verwandte Themen


6 Kommentare