19-Jähriger überzeugt

Hoffnungsträger für die Fürther Offensive: Armindo Sieb in der Daten-Analyse

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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4.7.2022, 17:00 Uhr
Sehr umtriebig in der Fürther Offensive: Armindo Sieb am Samstag im Feuchter Waldstadion.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Sehr umtriebig in der Fürther Offensive: Armindo Sieb am Samstag im Feuchter Waldstadion.

Annahme. Körpertäuschung. Schuss. Tor. Mit nur zwei Ballkontakten und einer kleinen Hüftbewegung zeigte Armindo Sieb am Samstag im Feuchter Waldstadion, warum sie beim FC Bayern lange große Stücke auf ihn hielten. Sieb galt bis vor einigen Monaten als einer, der es sogar zu den Profis schaffen könnte - sein wunderschönes Tor zum 1:0 gegen den FK Pardubice aber schoss er im Trikot des Kleeblatts.

Die Verpflichtung des 19-Jährigen war eine der Überraschungen dieses Fürther Transfersommers. Ein paar Tage nach U17-Nationalspieler Sidney Raebiger lotste Geschäftführer Rachid Azzouzi mit Sieb das nächste große deutsche Talent nach Fürth.

Schon 46 Einsätze im Männerfußball

Die Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren von RB Leipzig, der TSG Hoffenheim und zuletzt beim FC Bayern ist Armindo Sieb in jeder Aktion anzusehen. Den gleichaltrigen Kollegen, von denen es beim Kleeblatt ja so einige gibt, ist er nicht nur aufgrund seiner Physis deutlich überlegen. 46 Einsätze im Männerfußball stehen bereits in seiner Vita, zudem hat Sieb von der U16 bis zur U19 bereits 32 Länderspiele bestritten und dabei zwölf Tore erzielt.

Wer abseits dieser oberflächlichen Statistiken etwas tiefer in die Datenwelt eintaucht, erkennt das große Potenzial des "flexibel einsetzbaren Angreifers", der laut den Experten von "Virtualfootball", die auf Twitter und Instagram aktiv sind, "sowohl auf beiden Außenbahnen als auch im Zentrum einsetzbar" ist und "in seiner Laufbahn stets die Offensive seiner Teams beleben" konnte.

In einer für diese Redaktion erstellten Spieleranalyse beschreiben die Daten-Experten Armindo Sieb als "ständigen Aktivposten" und "sehr umtriebigen Offensivspieler, der immer wieder zu gefährlichen Aktionen kommt und viele Bälle von seinen Mitspielern fordert". In seiner Karriere erhielt Sieb demnach bislang im Durchschnitt 23 Pässe seiner Kollegen. Das war auch zuletzt in Feucht zu erkennen, wo der 19-Jährige herausstach aus einer am Ende sehr jungen Fürther Mannschaft.

Dabei ist Sieb für den Gegner schwer auszurechnen, weil er auch als Angreifer im 4-4-2 immer wieder auf den Flügel ausweicht. Dort agiert er laut den Experten "sehr dynamisch, kreierte im vergangenen Jahr außerdem auch häufiger Räume durch 4,2 überwundene Gegner im Dribbling pro Spiel, was ein äußerst hoher Wert ist". Zudem nutze der 19-Jährige "sich bietende Räume mit gutem Tempo auch gerne für Angriffsläufe" und sei dank "seiner Athletik und Dynamik gut für schnelles Umschaltspiel geeignet".

Nach Analyse von "Virtualfootball" schlug Sieb bislang etwas mehr als vier Flanken pro Spiel, brachte sich durch kluge Laufwege aber immer wieder auch selbst in gute Abschlusspositionen. Das erkennt man an durchschnittlich 5,5 Ballkontakten im Strafraum pro Partie sowie an 3,4 Torschüssen je 90 Minuten. Auffällig sei zudem Siebs "sehr starke Präzision im Passspiel", die "keinesfalls nur auf risikoarme Rückpässe" zurückzuführen sei. "Mit 54 Prozent Passquote in die Box und 78 Prozent in das Angriffsdrittel ist er wenig fehleranfällig."

Über diese Qualitäten hinaus sei auffällig, "wie aktiv er gegen den Ball arbeitet und keine Aktion verloren gibt", so die Experten. "Mit sechs Defensivzweikämpfen ist er in herausragend viele Duelle für einen offensiven Spieler eingebunden und gewinnt sogar 60 Prozent dieser Duelle". Insgesamt eroberte er "fünf Bälle pro Spiel, mehr als die Hälfte davon in der gegnerischen Hälfte".

Verbesserungspotenzial sehen die Experten vor allem in der Effizienz des 19-Jährigen. 0,4 statistisch erwartbare Torbeteiligungen pro Spiel seien "für die Menge an Offensivaktionen ein zu geringer Output", heißt es in der Analyse. Sieb müsse in "finalen Aktionen zwingender werden", "an seiner Präzision beim letzten Pass oder Abschluss arbeiten" und "auch die Entscheidungsfindung verbessern, um keine unnötigen Ballverluste durch überhäufte Dribblings zu produzieren".

Das weiß auch Trainer Marc Schneider, der Sieb am Samstag, nicht nur wegen des Tores, ausdrücklich lobte - aber auch die zwei verpassten Großchancen erwähnte.

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