Sieb und Hrgota treffen

Kleeblatt gewinnt Spitzenspiel gegen Holstein Kiel und springt auf Aufstiegsplatz

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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28.1.2024, 15:26 Uhr
Schon wieder: Armindo Sieb (2.v.r.) schoss, wie vergangene Woche in Paderborn, das 1:0.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schon wieder: Armindo Sieb (2.v.r.) schoss, wie vergangene Woche in Paderborn, das 1:0.

Das Spitzenspiel begann still. Wer am Sonntagnachmittag erwartet hatte, dass die Fans des Kleeblatts und der KSV Holstein ihre Mannschaften vom Anpfiff weg frenetisch nach vorne peitschen würden, der sah sich getäuscht. Auch im Ronhof beteiligten sich beide Fanszenen am bundesweiten Protest gegen den geplanten Einstieg eines Investoren bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) - mit großflächigen Bannern und zwölf Minuten Stille.

Als der Stimmungsboykott zu Ende ging, regnete es, wie schon vergangene Woche in Paderborn, Schokomünzen auf den Rasen, begleitet von lauten Gesängen gegen die DFL, in die auch die Gäste einstimmten. Das Spiel, in das die Fürther besser reingekommen waren, wurde wegen der geworfenen Gegenstände kurz darauf für eine knappe Minute unterbrochen - doch danach machte das Kleeblatt einfach weiter, erspielte sich viele Chancen - von denen Sieb und Hrgota zwei nutzten und ihre Mannschaft mit dem 2:1 auf Rang zwei schossen.

SpVgg Greuther Fürth: Gideon Jung kehrt zurück

Nach dem Systemwechsel zum Rückrundenauftakt drückte Alexander Zorniger auf den Reset-Knopf. Seine Mannschaft stellte der Fürther Trainer im bewährten 3-4-1-2 auf, in dem Gideon Jung nach abgesessener Gelbsperre rechts in der Dreierkette verteidigte. Überraschend tauschte Zorniger auf einer weiteren Positionen. Kerim Calhanoglu, der in Paderborn noch links verteidigte hatte, musste zurück auf die Bank, für ihn begann überraschend Lukas Petkov - der diese Position bislang nur beim Testspiel gegen Ingolstadt übernommen hatte.

In der gespenstischen Stille wurde das Kleeblatt schon 30 Sekunden nach dem Anstoß gefährlich. Branimir Hrgota versuchte es aus 16 Metern, sein Schuss wurde aber genauso geblockt wie ein weiterer in der fünften Minute. Die wenigen Kieler Angriffe verteidigten die Fürther souverän, ehe das Spiel spätestens nach der kurzen Unterbrechung etwas verflachte.

Doch vor der Pause wurde es turbulent. In der 35. Minute schlenzte Hrgota den Ball nach einer Ecke aufs lange Eck, doch Timon Weiner flog wie ein Kieler Storch und lenkte den Ball über die Latte. Nur wenige Augenblicke später parierte Weiner einen Kopfball von Green - und setzte Sekunden später bei einem Distanzschuss Greens erneut zum Flug an. Die Fürther Führung wäre längst verdient gewesen.

Dann aber zeigten auch die Kieler, warum sie bislang die beste Auswärtsmannschaft der zweiten Liga sind. Holmbert Fridjonsson behauptete sich bei einem Konter gegen mehrere Fürther und schickte Shuto Machino auf die Reise, der alleine vor Urbig über das Tor drosch. Das Kleeblatt protestierte vehement, weil alle in der Entstehung der Chance einen Schlag von Fridjonsson gegen Petkov gesehen hatten - doch die Wut führte lediglich zu zwei Gelben Karten: für Urbig und Zorniger.

In der Nachspielzeit konterten die Kieler erneut, doch der starke Green holte Tom Rothe ein und warf sich kurz vorm eigenen Tor in den Schuss des Außenverteidigers der Gäste. Kurz darauf war Pause. 12:4-Torschüsse hatten die Statistiker nach 50 Minuten verzeichnet, nach Expected Goals stand es 0,50:1,19 - doch auf der Anzeigetafel leuchteten weiter zwei große Nullen.

Nach Wiederanpfiff blieb die Spielvereinigung gefährlich. Tim Lemperle traf den Ball nach Flanke von Simon Asta nicht richtig, weshalb Weiner den Aufsetzer zur Seite abwehren konnte (47.). Zwei Minuten später klärte Timo Becker nach Hereingabe von Lemperle vor dem einschussbereiten Sieb, kurz darauf versuchte es Hrgota aus der Distanz, verfehlte das Ziel aber doch deutlich (50.).

In der 54. Minute musste auch Urbig mal wieder eingreifen, danach ging es auf der anderen Seite des Feldes weiter: Einen Freistoß von Green klärten die Kieler zur Ecke (56.), bei der Damian Michalski keinen Druck hinter seinen Kopfball bekam. Doch nach einer Stunde durften die 11.008 Menschen im Ronhof endlich jubeln: Hrgota schickte Sieb, der noch einen Kieler aussteigen ließ und dann mit rechts ins lange Eck zum 1:0 traf.

Branimir Hrgota trifft zum 2:1

Doch die Führung hielt nur vier Minuten: Bei einer Ecke wurde es vor Urbig sehr eng, der Ex-Nürnberger Patrick Erras drückte den Ball irgendwie zum Ausgleich über die Linie. Drei Minuten später hätten die Kieler das Spiel beinahe gedreht. Petkov verlor den Ball, nach einem schnellen Konter traf Rothe per Kopf nur den Pfosten. Nachdem seiner Mannschaft auch danach nicht mehr viel gelang und Kiels Finn Porath nochmals den Pfosten traf, wechselte Zorniger in der 73. Minute erstmals: Für Petkov und Sieb kamen Oussama Haddadi und Dennis Srbeny.

Zwei Minuten später wurde es wieder laut im Ronhof: Einen Freistoß von Haddadi klärten die Gäste genau vor die Füße von Hrgota, der volles Risiko ging und dafür belohnt wurde: Seine Direktabnahme landete unhaltbar für Weiner im Netz. 2:1 fürs Kleeblatt - und noch 15 Minuten zu spielen. Zehn Minuten vor dem Ende versuchte es Green mal wieder aus 16 Metern, zielte aber etwas zu hoch, genauso wie einige Minuten später.

Kurz vor Schluss durfte Leander Popp (für den ausgepowerten Lemperle) sein Debüt feiern - und hätte in der 94. Minute beinahe noch zum 3:1 getroffen. Doch direkt danach pfiff der Schiedsrichter ein letztes Mal und besiegelte das 2:1 - und den Sprung auf den Aufstiegsplatz.

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